Tazria – Treffen mit dem Tzaddik

Haschem bestraft nicht. Er erzieht uns, führt uns auf den richtigen Weg und hilft uns, unser notwendiges Tikkun - „Seelenreparatur“ zu erreichen

3 Min.

Rabbiner Lazer (Elieser Rafael) Brody

gepostet auf 23.04.20

„Wenn jemand an Lepra leidet, wird er vor einen Kohen gebracht“ (Levitikus 13: 9).

 
Haschem bestraft uns nicht. Er erzieht uns, führt uns auf den richtigen Weg und hilft uns, unser notwendiges Tikkun oder unsere „Seelenreparatur“ zu erreichen, damit wir würdige Gefäße von Seinem g-ttlichen Lichts werden, sowohl in dieser als auch in der nächsten Welt. Mit dieser Absicht führt und beeinflußt Haschem unser Leben mit großartiger Güte und Barmherzigkeit.

 

Ein zufälliger Beobachter könnte fragen: „Zugegeben, daß jemand wegen Verleumdung bestraft werden muß. Aber wieso sollte er dann durch Lepra bestraft werden? Das ist doch eine schreckliche Krankheit! Warum ist jemand wegen Klatsches von Lepra betroffen?“ (Anmerkung des Herausgebers, obwohl das Wort „Zaraat“ allgemein als "Lepra" übersetzt wird, war es wirklich eine spirituelle Krankheit, die nur teilweise der körperlichen Krankheit der Lepra ähnelte.)
 
 
Die Antwort ist zweifach. Erstens hinterläßt „Loshon Hora“ oder die „böse Zunge“, die der Verleumdung und des Klatsches schuldig ist, einen schrecklichen Makel in der Seele, der der Offenbarung der körperlichen Krankheit entspricht. Nur der Sühn- und Korrekturprozeß der Seele wird zu einer körperlichen Heilung führen. Deswegen ist „Zaraat“ eine „Gunst“ von Haschem, um jemandem zu helfen, einen geistigen Makel zu korrigieren und zu heilen, der sonst unkorrigiert geblieben wäre.

 

Zweitens ist nur ein Kohen qualifiziert, um festzustellen, ob eine Person wirklich unter „Zaraat“ leidet. Dementsprechend wird jemand mit Verdacht auf „Zaraat“ „vor einen Kohen gebracht“, sogar gegen seinen Willen. Unter normalen Umständen hätte diese Person möglicherweise nie einen Kohen besucht. Aber da eine Verbindung mit einem Kohen für die geistige Gesundheit dieser Person entscheidend ist, leidet Gott mit Zaraat, so daß er gezwungen ist, das Kohen zu besuchen.

Aber da eine Verbindung mit einem Kohen auch eine Voraussetzung für die geistige Gesundheit eines Menschen ist, gibt ihm Haschem „Zaraat“, mit der Absicht, daß er dann den Kohen besucht.

Unsere Weisen lehren uns, daß die Kohanim, die in der Tora erwähnt sind, den wahren Tzaddikim unserer heutigen Generation entprechen.

Homiletisch gesehen, wenn ein Mensch nicht von sich aus einen wahren Tzaddik aussucht und ihn regelmäßig besucht, schickt Haschem ihm eine neue Schwierigkeit oder Herausforderung in seinem Leben, eine symbolische „Zaraat“, die Konsequenzen auf seiner Gesundheit, Lebensunterhalt oder Familie haben wird. Dadurch wird er dazu gezwungen, den Tzaddik zu besuchen, um von ihm Coaching- oder Heilungstips zu erhalten.

Reb Nathan von Breslev schreibt (Likutei Etzos, Tzaddik, 10), daß ein verstopftes Herz sowie blinde Augen einen Menschen daran hindern, die Wahrheit zu verstehen und Teschuwa zu machen (Rückkehr zu Haschem). Aber wenn wir uns einen Tzaddik aussuchen und mit ihm eine starke Beziehung aufbauen, wenn wir seinen Ratschlägen richtig folgen, dann bekommen wir die Kraft, die Wahrheit zu verstehen und zurück zu Haschem in vollständiger Teshuva zu kehren.

Deswegen prägt der regelmäßige Besuch von einem Tzaddik unser spirituelles „Wellness“ sehr stark ein. So wird es uns auch im folgenden Gleichnis klar:

Mendel, der „Milchiger“ (auf Jiddisch: Milchmann), kratzte kaum einen passenden Lebensunterhalt von seinen drei Kühen zusammen. Von denen waren zwei Kühen so alt und schwach, daß sie bereits auf dem besten Weg zu den endlosen grünen Weiden des „Kuhparadies“ waren. Er arbeitete von Sonnenaufgang bis zur späten Nacht, melkte die Kühe, produzierte Butter, lieferte die Milch, brachte die Kühe auf die Weide und brachte sie nachts zurück in den Stall.

Mendel hatte kaum genug, um seine Frau und drei Töchter zu ernähren. Er hatte keine Ahnung, wie er die geringste Geldsumme sammeln könnte, um die Hochzeit seiner ältesten Tochter sowie die von ihrer drei jüngeren Schwestern zu bezahlen. Er würde mindestens fünfhundert Kronen für jede Tochter brauchen.

Eines späten Abends erschrak Mendel von jemandem, der heftig an seine Haustür klopfte. Drei Polizisten erteilten ihm einen königlichen Haftbefehl, um in sieben Tagen in einem Bukarester Gerichtssaal zu erscheinen. Ein Klumpen verstopfte seine Kehle. „W-w-w-was habe ich doch falsch getan?“ stammelte er.
 
Der Offizier grunzte: „Stellen Sie keine Fragen, erscheinen Sie einfach pünktlich!“
 
Mendel verbrachte die nächsten sieben Tage damit zu beten und zu fasten, als wäre Jom Kippur gleich um die Ecke. Jeder Tag pochte sein Herz stärker und stärker. Er hatte keine Ahnung, was in Bukarest los war und was er falsch getan hätte…
 
Zum vereinbarten Termin kam Mendel pünktlich vor Gericht an. Der Richter sprach ihn an: „Mendel Mashevitz aus Anatolien, Sohn von Chatzkel, tritt vor!“

 

Mendel konnte kaum auf seinen wackeligen Knien stehen. Er zuckte zusammen, hielt seinen Atem an und war bereit das Schlimmste zu erleben…

„Ihr Großonkel Moses Mashevitz ist gestorben“, sagte der Richter. „Sie sind sein einziger Angehöriger. Der Staat vergibt Ihnen das Erbe von zweitausend Kronen, von denen 500 als Erbschaftssteuer gezahlt werden sollen. Hiermit erhalten Sie 1500 Kronen!“

 
Der arme „Milchiker“ Mendel hätte niemals die Initiative ergriffen, allein in den Bukarester Gerichtssaal zu gehen. Was sich ursprünglich einem Haftbefehl ähnelte, erwies sich als Segen seines Lebens. Aus dem gleichen Grund kann man sich kaum vorstellen, wie wichtig es ist, einen Tzaddik zu besuchen. Wenn der Allmächtige jedoch eine „Aufforderung“, d.h. Schwierigkeiten sendet, die nur dank der Segen von einem Tzaddik gelöst werden können, dann gehen wir unseren Tzaddik besuchen und verdienen die Segen unseres Lebens: unser notwendiges Tikkun oder unsere Seelenaufbesserung zu erreichen.

Möge Haschem uns die Kraft geben, eine starke Beziehung mit den wahren Tzaddikim unserer Generation aufzubauen, Amen.

 

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