Ein unvergesslicher Schabbat

Nicht nur der Schabbat wird "Schabbat" genannt, sondern überhaupt jeder Feiertag.

2 Min.

Rabbiner Asri´el Ari´el

gepostet auf 06.04.21

Nicht nur der Schabbat wird "Schabbat" genannt, sondern überhaupt jeder Feiertag. So lehrten die talmudischen Weisen in Erklärung des Toraverses: "Und ihr sollt zählen vom anderen Tage nach der Feier [Schabbat] an" (Lev. 23,15), daß damit das Omerzählen nach dem ersten Feiertag von Pessach an gemeint ist. Dadurch wird die Besonderheit von Jom Kippur noch mehr hervorgehoben, der nicht nur einfach "Schabbat" genannt wird, sondern "Schabbat Schabbaton" (Lev. 16,31).  

Was macht Jom Kippur "schabbatlicher als den Schabbat"?

Wenn wir uns z.B. die Strenge der Verbote ansehen, dann ist Schabbat strenger als Jom Kippur (Tod durch Steinigung statt himmlischer Abtrennung). Diese Frage hatte anscheinend Maimonides bei den Gesetzen über das Ruhen am 10. Tischri (Jom Kippur; 1. Kap.) vor Augen. Halacha 1:

"Es ist ein Gebot, von der Arbeit am Zehnten des siebten Monats zu ruhen, wie es heißt: eine Schabbatfeier sei er euch (Lev. 23,32)".

Halacha 4: "Ein anderes Gebot gibt es an Jom Kippur, nämlich von Essen und Trinken zu ruhen, wie es heißt: sollt ihr euch kasteien (Lev. 16,29)".

Halacha 5: "Ebenso lernten sie von der mündlichen Überlieferung, daß es an diesem Tag verboten sei, sich zu waschen und zu salben… und ein Gebot, von all diesen zu ruhen, so wie man von Essen und Trinken ruht, wie es heißt: Schabbat Schabbaton, Schabbat – was die Arbeit betrifft, Schabbaton – bezüglich der anderen Dinge".

Warum bauen alle Jom Kippur-Gesetze auf das "Ruhen"? 

Man kann darin eine grundsätzliche Botschaft zur Bedeutung des Fastens sehen. Welches Ziel verfolgt der Fasttag? Dabei werden doch die körperlichen Neigungen unterdrückt. Es gibt dabei eine Bereitschaft, auf Genüsse zu verzichten, Hunger und Durst zu erdulden, ebenso Unbeqemlichkeit hinzunehmen. Wozu das alles? Will die Tora ihre Anhänger zu Masochisten erziehen und Schmerzen genießen lassen? 

Es gibt dazu einen bekannten chassidischen Ausspruch: "An Tischa Be’Aw – wer kann da essen?! An Jom Kippur – wer muß da essen?!" Prüfen wir uns einmal selber: Wer von uns wäre bereit, auf Jom Kippur zu verzichten, trotz all seiner Schwierigkeiten? Wir brauchen doch ein Erlebnis der inneren Reinigung. Wir brauchen doch das Gefühl der spirituellen Erhebung. Wir brauchen doch das erhebende Gefühl, für einen Moment den egozentrischen Kreis des Lebens zu verlassen und auf eine höhere Ebene zu gelangen, auf eine wertvollere Ebene.

Der Fasttag soll nicht die Persönlichkeit des Menschen bedrücken. Vielmehr soll er die schöpferischen Kräfte zum Ruhen bringen. Das Fasten hält die Neigung zu niederen Vergnügungen im Zaum. Das Fasten stoppt die Sucht nach spontanen Genüssen. Es hält einen Teil der Persönlichkeit zurück, um einen anderen Teil zum Vorschein zu bringen. Es gibt unserem tiefen Willen Ausdruck, in Wirklichkeit an einem ganz anderen Ort sein zu wollen. Es gibt dem Willen Ausdruck, etwas von der Ewigkeit zu erleben, etwas mit geistigem Tiefgang und Höhe. Das Fasten soll den Menschen nicht zerstören, sondern seinen wahren, tieferen Willen offenbaren.

Darum gibt es das Gebot des Essens und Trinkens am Vortage des Jom Kippur. Darum gibt es das Gebot, mit dem Bau der Sukka (Laubhütte) gleich nach Ausgang von Jom Kippur zu beginnen. Die "Ruhe des Zehnten" soll die Seele des Menschen nicht quälen. Sie soll ihm ein viel wesentlicheres Vergnügen ermöglichen. Sie soll zu einer viel höheren "Lebensqualität" führen, uns aus der tagtäglichen Kleinheit herausheben, unsere großen, ideellen Bestrebungen offenbaren und die Begegnung mit der tieferen Bedeutung, die wir unserem Leben geben, ermöglichen.

Aufgrund dieses tiefgehenden Erlebnisses der "Ruhe des Zehnten" mögen wir Verzeihung und Sühne, Vergebung und Reinheit erhalten.

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