Israel und sein Volk (1)

Die Erlösung, auf die wir alle warten(Ge'ulah), ist das genaue Gegenteil der Verbannung(Galut)! Doch was genau ist nun Verbannung? ...

5 Min.

Rabbiner Zwi Jehuda

gepostet auf 06.04.21

Auszug aus der Schriftenreihe: „Sichot HaRav Zwi Jehuda“ (Herausgegeben von Rabbiner Schlomo Aviner – Übersetzung: R.Plaut)

 Die Nummern in Klammern verweisen zu den Fußnoten am Ende des Artikels.

 

1. Die Manifestation unserer Erlösung
 
Die Erlösung (Ge'ulah) ist das genaue Gegenteil der Verbannung (Galut), sie steht zu ihr in direkter Opposition. Und was ist nun "Verbannung"?
 
Verbannung verkörpert einen unnormalen Zustand.
 
In unserem Normalzustand müssten wir Juden uns eigentlich hier, – im Heiligen Land Israel – befinden. Das ganze Volk Israel im Heiligen Land Israel! Gott sei Dank bringt uns das himmlische Wohlwollen langsam Stufe um Stufe voran, verglichen z.B. mit der vorherigen Periode, vor der Staatsgründung. Damals herrschte noch die Galut – wir waren "draußen" und die Anti-Israel eingestellten Personen "drinnen", und dadurch war die Möglichkeit der Einwanderung vom guten Willen der – wie bereits gesagt – Anti-Israel eingestellten Personen abhängig. In dieser Hinsicht sind wir etwas vorangekommen und zum Normalzustand zurückgekehrt: Israel ist in unserer Hand, ebenso Jerusalem; wir sind selbständig.
 
Diese Entwicklung offenbart sich in kleinen Schritten (1). Denn ebenso, wie Gott uns anhand von Wundern erlösen kann, kann er es auch ohne Wunder tun, auf dem Wege natürlicher Entwicklung, auf dem Wege der Besiedlung und der Einnahme.
 
2. Das Gebot der Besiedlung des Landes Heiliegen Landes
 
Die Besiedlung und Einnahme des Heiligen Landes sind ein Gebot der Tora, denn durch die Besiedlung des Heiligen Landes kann es nicht veröden. Es ist eine allgemein akzeptierte Tatsache im Judentum, das in der Rangordnung der Geistesgrößen Nachmanides gleich auf Maimonides folgt, welcher sozusagen die Fortsetzung der Gemara darstellt; sie lebten etwa zur gleichen Zeit. Nachmanides war einer der größten Weisen und Kabbalisten – Eigenschaften, die zusammengehen. Er konstatierte, dass das Gebot der Besiedlung des Heiligen Landes zu den positiven der Liste der 613 Gebote gehöre, auf der Basis des Verses: "Und ihr sollt austreiben [die Bewohner] des Landes und sollt darin wohnen; denn euch habe ich das Land gegeben, es zu besitzen" (Num.33, 53) (2).
 
Dies ist Befehlssprache und enthält demnach ein positives Gebot. Es sind uns also folgende zwei Dinge geboten:
 
1. Das Land durch Eroberung einzunehmen.
 
Und 2., es zu besiedeln.
 
Nachmanides legt unmissverständlich fest, dass dieses Land, das Gott unseren Vätern versprochen hat, in unseren Händen sein muss und nicht im Besitz irgendeiner anderen Nation (3).
 
Dass es sich in unserer Hand befinde, im nationalen Sinne. Ein Land, Geographie, ein Stück Erde in der Hand eines Volkes – jeder begreift, dass es hier um Souveränität und Staatswesen geht. Es ist ein fundamentales Gebot der Tora, dass wir über dieses Land herrschen. Gleichfalls ist das Land nicht
brachliegen zu lassen, will sagen: Herrschaft durch Besiedlung.
 
Dies alles fällt unter das Thema Erlösung, die sich stufenweise entfaltet und nicht etwa plötzlich, in ihrem Kontrast zur Galut. So kommen wir langsam aber sicher voran. Ständig werden neue Siedlungen, Kibbuzim und Städte gebaut. Welches Glück, dieser Verwirklichung von Gottes Wort teilhaftig zu werden. Dies ist ein wichtiger Aspekt der Erlösung, den man als Teil der göttlichen Vorsehung erkennen muss. Die Welt ist nicht sich selbst überlassen; Gott hat die Welt nicht verlassen. Am Ende der Tage werde sich ein Zustand der Rückkehr zum Land offenbaren. Genau dies findet jetzt unter uns, durch uns statt! Diese Entwicklungsstufe beinhaltet das Ende der Galut, es erscheint der "Beginn der Erlösung" (Megilla 17b). Und doch, in Erkenntnis des Normalzustandes, dass wir uns hier im Lande befinden, müssen wir zu unserer Schande eingestehen, und wir müssen uns dessen schämen, dass andererseits immer noch der Galut-Zustand vorherrscht, da sich immer noch Millionen unserer jüdischen Brüder und Schwestern  "draußen" aufhalten. Wir müssen zu unserem natürlichen und normalen Zustand zurückkehren, dass nämlich unsere Millionen "drinnen" sind.
 
3. Israel – unsere natürliche Umgebung
 
Frage:
 
Ist es uns in Anbetracht der Bedeutung des Landes Israels erlaubt, kurzfristig ins Ausland zureisen, um dort Aufklärungsarbeit zu leisten?
 
Antwort:
 
Ja, wenn es sich wirklich nur um einen begrenzten Zeitraum handelt. Jeder Jude muss fühlen, das Israel seine natürliche Umgebung darstellt und nicht etwa Straßburg, Johannesburg oder … Und wir befinden uns zu Recht in Israel, weil wir es uns verdient haben und weil es uns rechtmäßig zusteht: Hier gehören wir hin, diesen Ort hat Gott unseren Vorvätern versprochen, und dieses Versprechen hat durch alle Generationen Bestand bis hin zur vollständigen Erlösung, die schon unterwegs ist. Alles, was uns am Lande Israel noch fehlt, fehlt uns auch an unserer vollständigen Normalität. Israel ist für uns gemacht, sowohl im allgemeinen bzw. gesellschaftlichen Sinne als auch im Sinne jeder individuellen jüdischen Seele. Hier sind wir zu Hause, hier sind wir in der Familie.
 
Israel bedeutet gesunde Atmosphäre und gesundes Klima – sogar für den Körper, wie es einer unserer Vorfahren, Rabbi Jehuda Halevi, in einer seiner Kompositionen ausdrückte: "Leben der Seelen die Luft deines Landes" (4), "die Luft des Landes Israels macht weise" (Baba Batra 158b), sie gibt Weisheit
und Verstand. Ein Kernstück des Verstandes ist die Erkenntnis, dass das Leben unter den Anti-Israel eingestellten Personen alles andere als angenehm ist. Israel ist unser Platz, hier sind wir zu Hause, in der Familie und nur nur hier fühlen wir uns wahrhaftig wohl. Das Gesagte gilt sowohl in Hinblick auf Heiligkeit als auch von Seiten der Gesundheit und der Psychologie.
 
Es kann nicht oft genug betont werden:
 
Wir müssen wieder gesunden und dürfen uns daher nicht an einem Ort aufhalten, wo wir nicht gesund sein können, da uns eine Fremde Umgebung verwirrt. Manche sind so verwirrt, dass sie vergessen und glauben, es sei normal, in einer Anti-Israel eingestellten Gesellschaft zu leben. Dieser schwerwiegende Irrtum legt uns ständig Steine in den Weg. Den Zustand der Juden, die in einer Anit-Israel Gesellschaft leben, müssen wir nicht besonders schildern, da jedem die Fakten bekannt sind. Israel verkörpert das Land unseres Lebens in jeder Hinsicht – national, historisch, gesellschaftlich und individuell. Und sogar gesundheitlich.
 
4. Die heilende Luft Israels
 
In der vorigen Generation war Rabbi Schmuel Salant der Oberrabbiner von Jerusalem, ein weltberühmtes Genie. Anfangs wohnte er in Litauen, in der Stadt Salant. Schon in jungen Jahren erkrankte er an der Schwindsucht, und selbst die größten Ärzte hatten schon fast jede Hoffnung um ihn aufgegeben. Sie gaben ihm daher den Rat, einen bestimmten Kurort im damaligen Grenzgebiet zwischen Ägypten und Äthiopien aufzusuchen – vielleicht könnte er dort ja noch viele Jahre leben. Darauf sagte ihnen Rabbi Schmuel Salant:
 
"Nun, das ist ja gar nicht so weit von Israel entfernt! Da fahre ich doch lieber gleich dahin!"
 
Und so geschah es auch. Er fuhr nach Jerusalem und erreichte dort das gesegnete Alter von 93 Jahren, davon 60 Jahre (!) als Oberrabbiner der Stadt. Es gibt noch viele solcher Beispiele von Leuten, die die Luft des Landes Israels geheilt hat, in psychologischer und auch physiopsychologischer Hinsicht.
  
F U S S N O T E N:
 
(1) "Es ist dies keine Schwächlichkeit, dass die Errettung Israels langsam – langsam vonstatten geht, sondern Ausdruck höchster Kraft" Briefe Rav A.J.Kuk 3,20

 

(2) "Nach meiner Ansicht ist dies ein positives Gebot (Mitzwa). Er gebot ihnen, das Land zu bewohnen, es einzunehmen, denn ihnen gab er es, und das Erbteil Gottes sei nicht verächtlich in ihren Augen… dieser Vers konstituiert ein positives Gebot" – aus dem Kommentar des Nachmanides zu Num.33, 53

 

(3) "…dass uns geboten wurde, das Land, das der Herr, gelobt sei er, unseren Vätern Awraham, Jizchak und Jakov gegeben hatte, einzunehmen, und es keinesfalls anderen Völkern oder der Verödung anheimfallen zu lassen, wie er ihnen sagte (Num.33,53): Und ihr sollt austreiben (die Bewohner) des Landes und sollt darin wohnen; denn euch habe ich das Land gegeben, es zu besitzen. …daraus entnehmen wir das in allen Generationen gültige Gebot, das Land einzunehmen." – aus den Anmerkungen des Nachmanides zum Buch der Gebote des Maimonides, positives Gebot Nr.4

 

(4) Lieder

 

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