Selbstvertrauen? – Noach
"Da gingen Noach und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche, vor dem Gewässer der Flut ..." ...
Der Raschi-Kommentar zu Gen. 7,7 bringt Folgendes:
„Da gingen Noach und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche, vor dem Gewässer der Flut …“ – auch Noach gehörte zu denen, die klein an Vertrauen waren, er war nicht ganz davon überzeugt, dass die Sintflut kommen werde und ging erst in die Arche, als ihn das Wasser – sozusagen – in die Arche drängte.
Das Gesagte bedarf näherer Klärung. Denn kann man wirklich sagen, dass Noach mangelnden Gottesglauben hatte?! –
Legen doch die Tora und Gottes direkte Rede an ihn Zeugnis ab über seine Gerechtigkeit und seinen Glauben:
- „Noach war ein gerechter, untadliger Mann in seinen Zeiten; mit Gott wandelte Noach“ (Gen. 6,9)
- „Und Noach tat es; alles, wie es ihm Gott geboten hatte, so tat er“ (6,22)
- „Und der Ewige sprach zu Noach: Gehe du und dein ganzes Haus in die Arche, denn dich habe Ich ersehen als gerecht vor Mir unter diesem Geschlechte“ (7,1) und andere mehr.
Rabbi Levi Jizchak aus Berditschow erklärte:
„Es gibt zwei Arten Gerechte:
Der eine dient dem Schöpfer… und glaubt von Ihm, er habe die Kraft in den höheren Sphären, die Welten nach seinem Willen zu lenken…
Der andere Gerechte dient dem Schöpfer, wobei er sich selbst für ein sehr, sehr niederes Wesen hält und dabei denkt:
Wer bin ich denn, dass ich um die Abwendung des schlimmen Urteils bete …
… und Noach, obwohl er doch ein großer und vollkommener Gerechter war, erschien sehr klein in seinen eigenen Augen und er hatte kein Selbstvertrauen, ein Gerechter zu sein und Herrscher, der das Urteil abwenden kann…“(Keduschat Levi S.8).
Noachs Mangel an Vertrauen bezog sich also auf sich selbst, nicht auf Gott. Er glaubte nicht an seine eigene Kraft und gelangte so zu dem, was unter diesen Umständen zu erwarten war …
Noach war nicht der Einzige, der diesem Fehler verfiel. Jeder von uns, je nach seinem Rang, muss sich Tag für Tag, Stunde um Stunde selbst fragen: Glaube ich genug an mich selbst, an die Kräfte, die Gott mir gab? Übernehme ich Verantwortung, ergreife ich die Initiative, übe ich Einfluss aus, ohne aus falscher Bescheidenheit zu sagen: Wer bin ich denn schon, und verharre tatenlos im Verhältnis zu meinem Potential? Setze ich wirklich in die Tat um, was ich jeden Morgen sage:
„Ich danke Dir, lebendiger und beständiger König, dass Du mir meine Seele in Erbarmen zurück gegeben hast, (denn) groß ist Dein Glaube.“
Groß ist dein Glaube, Gott, dass ich alles, was in meiner Kraft steht, tue. Ist mir der Ruhezustand angenehm, oder ist Gott zufrieden mit mir, wenn ich aktiv tätig bin und die mir auferlegte Verantwortung akzeptiere?
Mögen wir mit Gottes Hilfe Einfluss ausüben und leiten, und nicht zu den Geleiteten und den Beeinflussten gehören, und die wunderbaren Worte des Rabbi Jizchak aus Woloschin verwirklichen (aus seinem Kommentar zu "Nefesch Hachajim" I,4) über die Mischna aus den Sprüchen der Väter (2,1):
„Wisse, was über dir ist!“
Wenn du auch nicht mit deinen Augen siehst, welche ungeheuren Dinge aus deinen Taten resultieren, aber wisse doch mit Sicherheit, dass alles, was in den höheren Welten geschieht, in den höchsten der hohen, (was sogleich auf unsere Welt rückwirkt) – alles ist von dir entsprechend deinen Taten, wohin sie neigen, ihnen entsprechend gehen die Dinge aus und kommen.
Wisse! – Was in den höheren Sphären geschieht und die unteren steuert – alles ist von dir. Mit Gottes Hilfe werden wir uns anstrengen und damit Erfolg haben.
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