Bodenlos – Korach

Nach dem Ereignis mit den Spionen, die mit falsch interpretierten Berichten zurückkamen, sah Korach seine Stunde der Rebellion gekommen.

4 Min.

Miriam Woelke

gepostet auf 06.04.21

Die Thoralesung für diesen Schabbat – KORACH

Das Erste, was uns bei der Parascha Korach auffällt ist, dass sie nach Korach benannt wurde. Wieso wird eine ganze Thoralesung nach ihm benannt, wenn er doch Moses und Aharon herausforderte und Gott ihn strafte?

Bei Korach begann alles mit einer Prophezeiung, die er hatte. Er sah, dass er selbst die Macht übernehmen sollte (Raschi). Allerdings machte er einen gewaltigen Fehler. Er hatte zwar diese Prophezeiung, doch deutete er sie falsch. Nicht ER sollte der Anführer der Juden werden, sondern einer seine Nachfahren, nämlich der Prophet SAMUEL (SHMUEL). Korachs Söhne bereuten rechtzeitig ihre Taten und so überlebten sie (Raschi). Dadurch geschah es, dass der überhebliche Korach ein Vorfahre des großen Shmuel HaNavi (Samuel der Prophet) war.

„VaYikach Korach – ויקח קרח“ / „Und Korach entfernte sich…“
 

Korach und seine Anhänger entfernten sich vom Rest der Israeliten (Raschi, Ramban, Maharal von Prag etc.). Korach kam mit 250 seiner Anhänger zu Moses und forderte diesen heraus. Auch er war vom Stamm Levi, denn sein Vater Kehat war ein Sohn Levis, genauso wie Amram, der Vater Moses und Aharons. Moses und Korach waren also Cousins und Korach sah nicht ein, dass nur Moses und Aharon die Führung der Israeliten übernommen hatten. Er war neidisch und wollte ebenso einen Teil vom Kuchen abhaben (Sefat Emet und Ibn Ezra).

Der chassidische Kommentar Degel Machane Ephraim sowie Rabbi Samson Raphael Hirsch lehren, dass der ganze Streit nur deshalb ausbrach, weil Korach nicht einsah, dass Moses nur seinem Bruder Aharon das Priesteramt (Cohen) zusprach. Nicht, dass Korach auf Reichtümer aus war, denn er war mehr als wohlhabend, hatte er doch Yosefs versteckten Schatz in Ägypten gefunden (Sefer Seder HaDorot). Zusätzlich hielt Korach einen sehr guten Posten inne, denn er war einer derjenigen, die die Bundeslade tragen durfte.

Nach dem Ereignis mit den Spionen, die mit falsch interpretierten Berichten zurückkamen, sah Korach seine Stunde der Rebellion gekommen. Er warf Moses vor, dass alle Israeliten heilig seien und somit keiner besonderen Anführers bedarf. Daraufhin verwies Moses ihn auf den folgenden Tag, an dem Gott zeigen sollte, wen genau Er als Anführer der Israeliten auserkoren hat. Warum erst auf den kommenden Tag und nicht gleich

Die Midrasch Rabbah sowie Rabbi Samson Raphael Hirsch kommentieren, dass Moses Korach und den anderen Rebellen Zeit geben wollte, ihre Anschuldigungen zu bereuen. Einige Stunden Schlaf und die Sache würde vielleicht ganz anders ausschauen. Stattdessen aber bereuten Korach & Co. nichts und besiegelten so ihr Schicksal. Nur seine Söhne sprangen im letzten Moment doch noch ab. Genauso wie On, der Sohn Pelets. Die Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 109b – 110a erzählt uns genau, wie die Frau von On ihrem Gatten Wein zu trinken gab und ihn so vorerst ausschaltete. On schlief ein, verpasste die Rebellion und blieb am Leben. Die Ehefrau Korachs dagegen war aus anderem Holze geschnitzt. Laut Gemara in Sanhedrin 100a wiegelte sie ihren Gatten erst so richtig gegen Moses auf. Sein lieber Cousin Moses würde nämlich nur alles unter sich und seinem Bruder aufteilen und er (Korach) gehe leer aus.
 

Wie wir in der Thora lesen, wurden alle 250 Rebellen vom sich auftuenden Erdboden verschluckt. In der Gemara Sanhedrin 110a gibt es einen Disput verschiedener Rabbiner darüber, ob Korach wirklich verschluckt wurde oder ob er erst bei der nachfolgenden Plage oder gar beide Tode starb.
 

Der Ischbitzer Rebbe (Rabbi Mordechai Yosef Leiner) kommentiert, dass Korach ganz einfach seiner Yetzer (negativen Veranlagung) folgte. Plötzlich kam ein Gedanke in ihm auf und ohne groß zu überlegen bzw. sich über mögliche Konsequenzen bewusst zu sein, folgte er seinem negativen Gedanken. Hätte er nachgedacht, so wäre ihm bewusst gewesen, dass Gott Moses und Aharon zu den Anführern bestimmt hatte. Natürlich kann jeder Einzelne seine stillen Zweifel an der Herrschaft oder dem Führungsstils von Moses haben, doch nichtsdestotrotz wurde er von Gott dazu auserwählt und Moses war nicht gerade ein Charakter, der seine Position ausnutzte. Eher das genaue Gegenteil.

In der Chassidut wird Moses als kompletter Zaddik (Gerechter) bezeichnet, dessen Aufgabe darin bestand, unsere Welt mit Gott zu verbinden (Degel Machane Ephraim). Genauso sehen bis heute die chassidischen Gruppen ihren Rebben. Nicht, dass heutzutage jemand auf dem Level von Moses ist, dennoch verbindet ein Zaddik (ein Gerechter) unsere Welt mit Gott und es wird ihm eine bestimmte Kraft nachgesagt, welche diverse Gottesurteile zum Guten verändern kann. Siehe Moses bei seinen Diskursen mit Gott. So lautet zumindest der Idealfall eines Zaddik (Gerechten).
 

In jeder Generation gibt es einen Zaddik und Leute, die gegen ihn sind. Was ein Rebell gegen einen Zaddik machen kann ist, sorgfältig nachzudenken und seine negativen Energien in Positives umwandeln (Rabbi Simcha Bunim von Peshis'cha). Dies ist der Weg, um Korachs Seele (Neshama) zu "reparieren", wie man in der Kabbala oder der Chassidut sagt.
 

Jeder von uns hat Zeiten in seinem Leben, in denen er negative Gedanken im Kopf mit sich trägt. Allerdings sollte man nicht wild drauflos rennen, sondern sich erst einmal darüber klar werden, was es für Folgen hat und ob das alles wirklich das Richtige wäre. In dem Moment, in dem man sich eines besseren besinnt, kann man das Negative in etwas Positives umwandeln und hat so einen Tikun Olam (eine Art Weltverbesserung) vollbracht (Baal Shem Tov, Chassidut Chabad und weitere).

Korach war also neidisch auf die Führungspositionen von Moses und Aharon. Die Thora und sämtliche Kommentatoren legen äußerst großen Wert darauf festzustellen, dass im Judentum niemand eine bevorzugte Stellung einnimmt. Wenn von Cohanim (Tempelpriestern), Levi'im (Leviten) oder vom Volk Israel die Rede ist, dann sind alle Mitglieder gleichermaßen relevant und keiner ist von minderer Bedeutung. Jeder Einzelne von uns hat seine bestimmte Aufgabe im Leben, für die er erschaffen worden ist und daher sollte sich niemand herabgesetzt oder weniger wichtig fühlen

 

 

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