Glück und Freude

Rabbi Nachman erkannte bereits zu seiner Zeit dieses immer dringlicher werdende Problem, folglich gab er uns den Rat, immer glücklich zu sein, ganz egal was auch geschieht!

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Der Weg zum freudigen Glück

 

Nur durch das Glück und die Freude, die man im Herzen empfindet, kann man sich Gott nähern. Die Tatsache, dass die meisten Menschen auf dieser Welt keinen klaren und freien Kopf besitzen und nichts unternehmen, um einen zu bekommen, bildet eine Barriere zwischen ihnen und Gott. Wenn die Menschheit sich kritisch mit der Frage beschäftigen würde, was der Sinn, Zweck und Grund aller körperlichen Leidenschaften und Begierden sowie aller geistigen (z.B. Ego und Hochmut) ist, würden sie sich mit Sicherheit ziemlich schnell Gott nähern.
 
Allerdings sei dir dessen bewusst, dass die Verzweiflung, die Traurigkeit und die Trübsal es einem Menschen unmöglich machen, richtig zu denken, geschweige denn richtige Entscheidungen zu treffen. Nur mittels des Glücks und der Freude lässt sich der Verstand richtig führen. Dadurch erlangt man einen klaren und freien Kopf, der ermöglicht, richtige Entscheidungen zu treffen, da das Glück und die Freude einem Menschen Freiheit vermitteln. Ein Mensch, der glücklich ist und sich freut, ist frei wie der Wind, wenn er weht, das heißt, er gleicht einem freien Menschen, dessen Verbannung sein Ende nahm. Des Weiteren kann ein glücklicher Mensch, der seine Freude mit seinem Verstand verbindet, das Maximum aus ihm rausholen und sein Wissenspensum ins Unermessliche steigern.
 
Ohne die Freude und das Glück füllt sich das Herz eines Menschen mit unberechtigten Furcht- und Angstgefühlen, die ihn zu einem Narren werden lassen. Doch mittels des Glücks und der Freude bietet sich einem Menschen die Möglichkeit, das Maximale aus seinem Verstand zu schöpfen, was ihm wiederum ermöglicht, die normale und gesunde Furcht zu erleben, das heißt, dass man sich nicht wegen jeder Kleinigkeit fürchtet oder seiner Zukunft andauernd skeptisch entgegenblickt. Der Kopf ist somit also frei und führt zur richtigen Entscheidungskraft, die zweifellos zu Gott nähert.
 
Rabbi Nachman aus Breslev sagte einst zu seinem Schüler Rabbi Nathan: „Wenn ich die schwerwiegendste Sünde, die es gibt, begangen oder mit Abstand das Schlimmste bzw. Abscheulichste gemacht hätte, Gott behüte, würde mich dies weder aus der Bahn werfen noch zu einem charakterlosen Mann machen. Und erst nachdem ich das eben Gesagte in seiner Vollständigkeit erlangt habe, würde ich mich sündenreuig an Gott wenden und mich bei Ihm dafür entschuldigen und Ihm versprechen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit sich dieser Vorfall kein zweites Mal wiederholen wird.
 
Rabbi Nachman wollte dadurch das Verbot herausheben, dass ein unglücklicher Mensch auf keinen Fall beginnen darf, Rechenschaft vor sich selbst und vor Gott abzulegen, da das Glück und die Freude die Grundlage und Voraussetzung der Glaubensfindung bilden.
 
Wir müssen daher lernen, uns mit dem Scheitern positiv auseinanderzusetzen, das heißt, dass man niemals der Traurigkeit, Verzweiflung oder Trübsal verfallen darf! Rabbi Nachman erkannte bereits zu seiner Zeit dieses immer dringlicher werdende Problem, folglich gab er uns den Rat, immer glücklich zu sein, ganz egal was auch geschieht! Leider nehmen die Meisten diesen Ratschlag nicht an, da es ihnen nicht in den Kopf geht, wie man sich nach einem Scheitern freuen soll!
 
Wenn etwas in ihrem Leben nicht wie geplant läuft, fallen sie sofort in die Verzweiflung. Wenn sie sich Gott nähern möchten und eine Sünde begehen, fallen sie ebenfalls in die Verzweiflung usw. Diese Menschen bilden sich ein, dass Gott ihr Jammern wahrnehmen und sie aufgrund dessen erlösen wird. Dies ist natürlich falsch! Weil einem Menschen nachdem, was geschah, nur der Glaube bleibt. Und an Gott zu glauben bedeutet, ein glücklicher und fröhlicher Mensch zu sein!
 
Wer sich nun immer noch denkt, dass ihm die Traurigkeit, die Verzweiflung, die Trübsal oder sein Selbstmitleid weiterhelfen werden, muss sich nun zurück zum Anfang dieses Kapitels begeben und solange lesen, bis er ein Lächeln auf seinem Gesicht entdeckt.
 
 
Zusammenfassung der eben erläuterten Regeln
 
  1. Ein Mensch, der jedes Mal aufs Neue in Traurigkeit, Verzweiflung, Trübsal oder in sein Selbstmitleid stürzt, nachdem ihn sein böser Trieb dazu verleitete, wütend, gierig o. dgl. zu sein, muss sich dessen bewusst sein, dass er seine Situation nicht richtig einschätzte. Er bildet sich ein, dass sein Charakterbild rund um vom Guten geprägt sein muss, ohne etwas Schlechtem! Dies ist selbstverständlich unmöglich, da man ja nicht vollkommen ist.
  2. Du hast einen bösen Trieb, allerdings kannst du alleine niemals gegen ihn ankommen! Also weshalb bist du traurig, wenn es dir nicht gelingt, ihn zu überwinden? Es handelt sich dabei um ein klares Naturgesetz! Ohne die Hilfe Gottes wird ein Mensch seinen bösen Trieb niemals bezwingen können.
  3. Erfreue dich an deinem Teil; gebe dich mit dem zufrieden, was du hast und erledige deine Arbeit. Deine Arbeit muss sich hauptsächlich auf das persönliche Gespräch mit Gott – in der Einsamkeit – beschränken. Verzweifle aber dabei nicht, selbst wenn du über Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre hinweg siehst, dass du dich stets bei deinen Gebeten zu Gott für deine Fehltritte entschuldigst und Ihn darum bittest, dir zu helfen, diese nicht mehr zu begehen, und danach den gleichen Fehler, für den du dich eben entschuldigt hast, noch einmal begehst. Im Gegenteil, wende dich weiterhin voller Elan an Gott und bitte Ihn immer wieder um Seine Hilfe! Denn ab dem Zeitpunkt, an dem du genügend Gebete zusammen hast, wird dein Scheitern in dieser Sache ihr Ende nehmen. Wenn dich allerdings die Tatsache, dass du ständig den gleichen Fehler begehst, äußerst bedrückt und du die Wartezeit mindern möchtest, musst du jeden Tag sogar mehrere Stunden wegen deines Problems beten.

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