Wenn ich mal groß bin

Ein Kind zu sein ist heute nicht einfach. Heute müssen die meisten Kinder schon mit fünf in die Schule. Davor werden sie von ihren Eltern zum Frühenglisch...

3 Min.

Sara Gress

gepostet auf 05.04.21

Kinder
 
Ein Kind zu sein ist heute nicht einfach. Heute müssen die meisten Kinder schon mit fünf in die Schule. Davor werden sie von ihren Eltern zum Frühenglisch, in die musikalische Früherziehung, zum Ballett, Fußball, in den Forscherclub und wer weiß wohin geschickt. Wollte ich früher meine Freundin besuchen, bin ich einfach rübergegangen und hab geklingelt und wenn sie Zeit hatte haben wir miteinander gespielt. Oder wir sind Fahrradfahren gegangen, in die Bücherei oder auf den Spielplatz. Im Sommer wussten unsere Eltern oft nicht wo wir uns den ganzen Mittag rumtrieben, im Winter mussten wir daheim sein wenn die Laternen angingen.
 
Möchte mein Sohn heute seinen Freund besuchen, geht dem Besuch zunächst eine Telefonkonferenz seiner Mutter und mir voraus. Wir verhandeln dann einen Termin (zwei Wochen, Donnerstagnachmittag hat er zwischen Aikido und Englisch noch Zeit) und dann wird verhandelt was die Kinder in den anderthalb Stunden tun könnten in welchen sie sich sehen werden. Mein revolutionärer Vorschlag: lassen wir sie doch einfach mal spielen wird gleich abgewiesen und ein Besuch im Planetarium geplant. 
 
Ich weiß nicht ob es nur mir auffällt, aber die meisten Eltern planen das Leben ihrer Kinder strickt durch. Viele Klassenkameraden meines Sohnes haben sogar einen Stundenplan für die Freizeit, weil sie und ihre Eltern sonst die vielen Aktivitäten nicht koordinieren könnten. Denn viele Eltern möchten ihre Kinder bestmöglichst fördern. Leider ist den wenigsten klar, dass eine bestmögliche Förderung nicht darin besteht das Kind von einem Bildungsangebot zum nächsten zu schicken und es überzubehüten.
 
Kinder stehen in unserer Zeit unter Dauerbeobachtung von Erwachsenen. Die meisten besitzen ein Handy – und sind so, sollten sie einmal alleine etwas unternehmen -, ständig für die Eltern erreichbar. Ständig zur Höchstleistung verpflichtet. Warum das heute so ist? Das hat wohl einige Gründe angefangen vom Pisa-Schock über die Horrormeldungen aus Funk und Fernsehen. Aber auch eine große Portion Angst und Unsicherheit steckt dahinter, wenn Eltern ihre Kinder überbehüten und jeden ihrer Schritte kontrollieren.
 
Und genau diese Angst lohnt einen genaueren Blick. Denn rückblickend muss man feststellen, dass unsere Eltern zwar auch in einem gewissen Maße Angst um ihre Kinder hatten, jedoch bei weitem nicht wie die Eltern heute. Das hängt eindeutig damit zusammen das Eltern heute in einem so hohen Maße für die Entwicklung ihrer Kinder von der Gesellschaft verantwortlich gemacht werden. 
 
Ist ein Kind zappelig in der Schule? Die Eltern sind schuld – sie lassen das Kind zu viel Fernsehen.
 
Haut ein Kind andere Kinder? Klar die Eltern haben einen Fehler in der Erziehung gemacht. 
 
Eine schlechte Note in der Schule? Natürlich wurde das Kind nicht genug gefördert.
 
Eltern sind in unserer Gesellschaft Produzenten, deren Erfolg am Endprodukt gemessen wird.
 
Und das ist wirklich falsch! Denn es setzt Eltern unnötig unter Druck! Und es macht vor allem arbeitenden Eltern, die weniger Zeit für ihr Kind haben ein unendlich schlechtes gewissen. Vor allem weil das Kind immer am Mittelmaß gemessen wird. Dabei wurde jeder Mensch auf diesem Planeten mit einer eigenen Zeit für seine Entwicklung geschaffen. Natürlich gibt es Kinder die sich das Lesen selbst beibringen und schon in der ersten Klasse wie ein Drittklässler lesen. Aber es gibt genauso gut Kinder die in der zweiten Klasse noch nicht flüssig lesen können. Und das müssen sie auch nicht.
 
Denn wirklich – und das kann ich aus langjähriger Berufserfahrung sagen: sie lernen es alle die einen früher oder später. Aber man kann die kindliche Entwicklung nicht durch Druck oder Förderung beschleunigen. Wie es allzu oft Eltern suggeriert wird. Man muss auch nicht teure Lernprogramme kaufen, oder ab dem zweiten Lebensjahr die Frühförderung bezahlen.
 
Man muss nur eines haben und das ist zugegebener Maßen etwas altmodisch:
Gottvertrauen!
 
Das heißt natürlich nicht, dass man sich gar nicht um die Förderung eines Kindes kümmern muss. Es heißt das man Vertrauen darin haben darf, dass ein Kind alles was es zum wachsen benötigt von Gott bekommt.

Es wird zur richtigen Zeit, die richtige Erfahrung machen. Und auch wenn diese zuweilen wehtut, sollte niemand seinem Kind die Chance nehmen sie zu machen. Auch wenn sich im Vorfeld Tränen, Enttäuschung und Versagen aus Sicht des Erwachsenen schon abzeichnen. Hab vertrauen darin, dass deinem Kind genau die Erfahrungen geschenkt werden, die es für seine Entwicklung braucht.
 
Du brauchst Dein Kind nicht überzubehüten, Du brauchst Dein Kind nicht zu überfördern. Du musst Dich nicht verantwortlich machen lassen für all die Dinge, in welchem Dein Kind vielleicht ein Defizit hat oder anders ist als die anderen Kinder. Du brauchst nur wenig um die beste Mutter oder der beste Vater für Dein Kind zu sein! – Nämlich vertrauen in Dein Kind, unendliche Liebe zu Deinem Kind und das Vertrauen in Gott, der alles in unserem Leben zum Guten lenkt.
 
Und Du darfst Deinem Kind vertrauen, wenn es Zeit ohne Dich und Bildungsprogramme, mit seinen Freunden verbringt. Das Spiel mit gleichaltrigen, ohne Beobachtung ist genauso wichtig wie die Schule. Denn Menschen lernen von Menschen eine Menge 🙂
 
Und wenn Du eine Angst bekommst, oder Probleme zwischen Dir und Deinem Kind aufkommen. Dann ignorier bitte alle Ratschläge von außen und wende Dich mit Deinen Sorgen an Gott. Bitte Ihn um alles was Du und Dein Kind brauchen, bedank Dich für alles was ihr schon habt. Und vertraue mit Freude darauf, dass nur das geschieht, was für euer Leben und eure Entwicklung zum Besten ist.

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1. Monika Shoshana Schneider

1/28/2011

Kindererziehung ich habe den Artikel mit Freude im Herzen gelesen, genauso war es mit meinem Sohn, meine Mutter war immer in Panik, weil er sich nicht nach Kinderbuch entwickelte, und ich hatte seit seiner Geburt ein sehr großes Vertrauen in ihn, als er älter war hat er zwar das Gymnasium in der 12. Klasse abgebrochen, aber er ist sehr sprachbegabt, er konnte schon vor der Einschulung wie ein zweitklässler lesen, nicht weil ich ihn gedrängt hätte, sondern es war nicht zu verhindern, dass er es lernte, er hat sich selbst E-Guitarre beigebracht und aus ihm ist ein guter Mensch geworden, jetzt wohnt er bei meiner Mutter, weil er um selbständig zu leben dringend eine Ehefrau braucht, das mit dem organisieren des eigenen Lebens macht ihm Probleme. Im Augenblick sucht er noch eine Ausbildungsstelle. Vielleicht wird er auch sein Buch weiterschreiben, das er mal angefangen hat, denn das kann er toll. Ich habe immer noch großes Vertrauen in ihn, dass er alles was er macht genau richtig machen wird, und jede Erfahrung von G'tt kommt, um ihm seinen Weg zu zeigen, auch wenn er holperig ist. Schabbat Schalom Shoshana

2. Monika Shoshana Schneider

1/28/2011

ich habe den Artikel mit Freude im Herzen gelesen, genauso war es mit meinem Sohn, meine Mutter war immer in Panik, weil er sich nicht nach Kinderbuch entwickelte, und ich hatte seit seiner Geburt ein sehr großes Vertrauen in ihn, als er älter war hat er zwar das Gymnasium in der 12. Klasse abgebrochen, aber er ist sehr sprachbegabt, er konnte schon vor der Einschulung wie ein zweitklässler lesen, nicht weil ich ihn gedrängt hätte, sondern es war nicht zu verhindern, dass er es lernte, er hat sich selbst E-Guitarre beigebracht und aus ihm ist ein guter Mensch geworden, jetzt wohnt er bei meiner Mutter, weil er um selbständig zu leben dringend eine Ehefrau braucht, das mit dem organisieren des eigenen Lebens macht ihm Probleme. Im Augenblick sucht er noch eine Ausbildungsstelle. Vielleicht wird er auch sein Buch weiterschreiben, das er mal angefangen hat, denn das kann er toll. Ich habe immer noch großes Vertrauen in ihn, dass er alles was er macht genau richtig machen wird, und jede Erfahrung von G'tt kommt, um ihm seinen Weg zu zeigen, auch wenn er holperig ist. Schabbat Schalom Shoshana

3. Batsheva

1/23/2011

Wenn ich mal groß bin.. Vertrauen in G-tt! zu haben ist ja nicht altmodisch.. sondern immer aktuell und erforderlich im Hier und Jetzt in unserem kleinen Leben. Ohne IHN gibt es nichts, es gibt Nichts ausser IHM. Was uns Menschen leider immer wieder zum Leiden bringt, ist, dass wir nicht wirklich verstehen, wie wichtig und heilsam es ist, uns miteinander zu verbinden. Wir sind auf dieser Welt hier um zu lernen.. Und das ist nicht einfach für uns zu verstehen. Und wer von uns weiß schon.. aber Hashem weiß alles. Kleine Kinder-kleine Sorgen.. Grosse Kinder – große Sorgen? Der Artikel ist gut und regt uns hoffentlich an, uns mehr miteinander zu verbinden! alles Liebe, Batsheva

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