Hier geht es lang (2)

Fortsetzung zu "Offenbarung im Geheimen". Viele Bücher wurden vor dem Buch Sohar verfasst, und Tausende haben seitdem das Licht der Welt erblickt …

6 Min.

Breslev Israel Redaktion

gepostet auf 05.04.21

Eine Wegkarte für die mit dem offenen Herzen

Viele Bücher wurden vor dem Buch Sohar verfasst, und Tausende haben seitdem das Licht der Welt erblickt, aber niemals ist eines verfasst worden, das dem Sohar in der spirituellen Kraft gleichkommt, die in ihm verborgen liegt.
 

Der Sohar beschreibt die spirituelle Wirklichkeit, eine ewige und vollkommene Realität, die sich über den Schranken von Zeit und Ort befindet, eine Welt, für die unsere „armselige menschliche Sprache keinen verlässlichen und ausreichenden Ausdruck zu finden vermag, um auch nur ein Wort aus diesem Buch bis zum Ende zu erklären“, wie Baal Sulam schrieb.

Wenn dem so ist, wo ist dann die Öffnung, durch welche wir in das Geheimnis des Buches Sohar eindringen können? Wo ist der Schlüssel? Wie werden wir den Schatz enthüllen können, der dort von Rabbi Schimon und seinen Schülern vor uns verborgen wurde?

Baal Sulam liefert uns die Methodik: „Um die Worte des Heiligen Sohar zu verstehen, muss der Mensch rein von Egoismus sein. Und in diesem Grade kann man die Wahrhaftigkeit dessen begreifen, was der Heilige Sohar uns sagt. Sonst gibt es Schalen, welche vor uns die Wahrhaftigkeit dessen verdecken und verstopfen, was sich in den Worten des Sohar befindet“
(Shamati, Artikel „Um die Worte des Heiligen Sohar zu verstehen“).

Die Kabbalisten sind Menschen, die die Höhere Kraft erkannten, die Kraft der Liebe und des Gebens. In ihren Büchern beschreiben sie, was sie in der Höheren, spirituellen Welt entdeckten. Doch nur ein Mensch, der zur Wahrnehmung der Kraft der Liebe und des Gebens gelangt, kann ihre Worte verstehen, nur vor ihm öffnen sich die Schlösser des Buches Sohar und offenbart sich das Licht. 

Ein Mensch, der die Kraft der Liebe und des Gebens erkennt, beginnt, auf den 125 spirituellen Stufen emporzusteigen, und enthüllt die Zukunft, die Vergangenheit und die Gegenwart. Dann versteht er, dass das Buch Sohar nur vor demjenigen verschlossen ist, dessen Herz voller egoistischer Selbstliebe ist. Für den Menschen jedoch, dessen Herz für andere offen steht, stellt das Buch Sohar eine Wegkarte dar, die ihn auf den Wegen der spirituellen Welt leitet, zur Ewigkeit und zur Vollkommenheit.

…und in der Zwischenzeit in Spanien

Ort: Valladolid, Spanien 
Zeit: fast 1200 Jahre später

Es ist bereits die zweite Nacht, in der Rabbi Mosche de Leon kein Auge zumacht. Er sitzt in seinem Zimmer, gebeugt über einem antiken handschriftlichen Text, der zufällig in seine Hände gelangte, verblüfft angesichts der riesigen spirituellen Kraft, die zwischen den Zeilen hervorsticht. 

„Diese Schrift wurde von einem Riesen des Geistes verfasst“, denkt er für sich, "ihre Worte sind verschlüsselt, stumm… sollte sie ans Licht kommen, wird sie missverstanden werden, die Menschen werden sie nicht begreifen… kein Zweifel, die Menschheit ist noch nicht bereit für eine Massenverbreitung".

Wenige Jahre nach seinem Tod, irgendwann zu Beginn des 14. Jahrhunderts, offenbart sich das Buch für alle. In einem der schweren Winter, die Spanien ereilten, war die Witwe gezwungen, die Handschriften zu verkaufen, die in ihrem Besitz waren, unter ihnen auch das Buch Sohar, um ein wenig Essen für sich selbst und für ihre Tochter zu kaufen. Ihr Mann hatte sie niemals in seine Gedanken eingeweiht. So erblickt nun, tausend Jahre nachdem es von Rabbi Schimon bar Jochai und seinen Schülern versteckt wurde, das geheimnisvolle Buch erneut das Licht der Welt und verbreitet sich überall.

Trotz seiner Enthüllung trifft das Buch Sohar auf kein besonderes Interesse. Es bleibt vor dem breiten Publikum verschlossen und verriegelt. Es sind nur wenige Einzelne, die sich seinem Studium widmen, und noch weniger, die seinen Inhalt verstehen und ihm Bedeutung beimessen. Das Buch wandert von einer Stadt zur Nächsten, von einem Kabbalisten zum Anderen. In dieser Zeit lernen daraus nur die größten Kabbalisten. Sie stehen um Mitternacht auf, zünden eine Kerze an und verschließen fest die Fensterläden, um nicht gesehen und vor allem nicht gehört zu werden. Ehrfürchtig schlagen sie es auf und versuchen, die Realität, die vor unseren Sinnen verborgen ist, zu verstehen und zu erkennen.

Dieses Studium fand im Verborgenen statt, hinter verschlossenen Türen, sie verstehen, dass die Zeit noch nicht gekommen ist. Die Menschheit muss noch einige Jahrhunderte warten, bis zu einer Zeit, wenn sie reif wird, die im Buch Sohar verborgenen Geheimnisse zu offenbaren: bis zu unserer Zeit.

Der Lauf gegen die Zeit

Das zwanzigste Jahrhundert steht an der Tür, und die Menschheit gerät in ein Wirrwarr von Ereignissen. Nicht nur eine beispiellose technologische Entwicklung, auch zwei Weltkriege sowie die Massenvernichtung ganzer Völker – das ist nur ein Teil der Erschütterungen, die die Welt in weniger als hundert Jahren erlebte.

Zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts findet sich die Menschheit in einer Sackgasse wieder. Nun ist mehr denn je eine grundlegende Veränderung von Nöten, und zwar schnell. Eine Methodik muss her. Auch wenn die Welt das nicht einsieht, so braucht sie doch eine besondere Seele, die Ursachen für alles, was um uns herum geschieht, erklären kann, die lehren und anleiten wird… Und so eine tritt zutage. Die Seele des Schimon bar Jochai steigt wieder in diese Welt hinab und kleidet sich in die Persönlichkeit des größten Kabbalisten unserer Generation – des Rav Yehuda Ashlag, auch „Baal Sulam“ genannt.

Die Uhr tickt. Er muss schnell handeln. Baal Sulam versteht, dass die Menschheit sich nur dann auf den neuen Weg begeben wird, wenn sie sich auf die neue Stufe entwickelt, die vor ihr steht, auf die spirituelle Stufe. 

Die Sorge um die Zukunft der Welt schlägt in seinem Herzen und gibt ihm keine Ruhe, „ich muss handeln“, hört er in seinem Kopf, „es ist die Zeit gekommen, um eine Lösung zu präsentieren, die Methodik zu offenbaren“.

Mit der für alle seine Vorgänger charakteristischen Beharrlichkeit geht er ans Werk, in der festen Überzeugung, dass nun die Zeit gekommen ist, die Kabbala für die Menschheit zu enthüllen. Doch um eine Sache sorgt er sich: nachdem er die Spitze der spirituellen Leiter erklommen und alle Geheimnisse des Sohar erkannt hatte, verlor Baal Sulam die Fähigkeit, in der Sprache der Menschen zu schreiben… Seine spirituelle Stufe ist so hoch, dass sie von dieser Welt vollkommen losgelöst ist. Wie werden die Menschen ihn verstehen können? „Komme was wolle, auch wenn ich von meinem Niveau herabsteige, bin ich dazu verpflichtet, an den Schöpfer leidenschaftlich zu beten, dass Er mir Erkenntnisse und Wissen gibt, Prophetenworte und eine Sprache, damit ich den unglücklichen Menschen helfen kann und sie auf eine Stufe der Weisheit und des Genusses erheben kann, die meiner gleicht“ (Prophezeiung von Baal Sulam). In seiner Prophezeiung bittet Baal Sulam darum, jederzeit verständlich zu sein, auch für den Preis des Verzichts auf seine hohe spirituelle Stufe, denn es ist die Zeit gekommen, die Geheimnisse der Kabbala für die Welt zu offenbaren.

Die Schlösser öffnen sich

„Ich gab dieser Erklärung den Namen – Leiter – (Sulam), um zu zeigen, dass ihre Aufgabe sich nicht von der Aufgabe einer Leiter unterscheidet, wenn du nämlich ein Reservoir voll alles Guten hast, dann fehlt dir nur eine Leiter, um dorthin aufzusteigen, und dann befindet sich alles Gute der Welt in deinen Händen“ 
(Vorwort zum Buch Sohar, P.55)

In einem verrückten Lauf gegen die Zeit bildet Baal Sulam Stufe nach Stufe „eine Leiter, welche die Menschheit bis zum Himmel führen wird“, zur Ewigkeit und zur Vollkommenheit.

Baal Sulam macht sich an seine Lebensaufgabe. Er nimmt das Buch der Bücher, welches Rabbi Schimon bar Jochai verfasste, und schreibt den umfassendsten Kommentar zum Buch Sohar, den Sulam-Kommentar ("Die Leiter"). Er arbeitet achtzehn Stunden am Tag, und gönnt sich keine Ruhe. Sein Vorhaben ist zu wichtig, um an sich selbst zu denken. „Die Zeit ist kurz und zu vieles liegt in der Schale der Waage. Ich muss es schaffen, ich muss…“, sagt er sich immer wieder.

Baal Sulam verfasst Bücher und Artikel, bringt eine Zeitung heraus, trifft sich mit den zionistischen Führern, er ist bereit, Kabbala jedem Menschen von der Straße zu erklären, nur dass jemand es hört.

Seine Gedanken, die von einem Teil seiner Umgebung als revolutionär wahrgenommen wurden, erlangen immer mehr eine feste Form. Die Arbeit, die von ihm erfordert wird, ist keineswegs einfach. An ihm ist es, die Vorhänge runterzureißen, die Unwissenheit zu beseitigen und den Aberglauben zu widerlegen, der der Kabbala seit jeher anhaftete. Doch vor allem muss er eine Methodik für spirituelle Entwicklung erarbeiten, die sich für jeden Menschen unserer Generation eignen wird.

Buchstabe um Buchstabe, Wort um Wort, Jahr um Jahr verwirklicht sich der Traum der Kabbalisten und aus einem Wunschtraum wird Realität – die Kabbala wird für jeden Menschen zugänglich, ohne jede Vorbedingung. Aus den letzten Kräften schafft es Baal Sulam, seiner Aufgabe gerecht zu werden.

Er übersetzt und erklärt alle Worte von Rabbi Schimon bar Jochai und wird so zum Bindeglied, das uns einen Zugang zu den Schriften der Kabbalisten ermöglicht. Dieser große Mann führte eine spirituelle Revolution an, deren Früchte wir heute ernten. Durch seinen Verdienst wurde der Kreis geschlossen, den Rabbi Schimon bar Jochai und seine Schüler begannen. Ein Buch, welches durch Rabbi Schimon mit tausend Schlössern verriegelt wurde, wird heute mit einem einzigen Schlüssel entriegelt: dem Kommentar Sulam auf den Sohar. Alles, was wir noch tun müssen, ist es zu öffnen und gemeinsam die Leiter zu erklimmen, die zum Spirituellen führt, zu den verborgensten Geheimnissen des Buches Sohar.
 
Mit Hilfe dieser Artikel-Reihe der israelischen Zeitung „Kabbala le Am“, die wir euch in Zusammenarbeit mit Haglil präsentierten, erhielten wir nun einen kleinen Eindruck von dem einzigartigen Mann: Rabbi Schimon Bar Jochai und weshalb sein Buch, das Sahor, als das bedeutendste Schriftwerk der kabbalistischen Lehre gilt.

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