Schmetterlinge im Bauch

Ein evangelischer Buchhändler hatte großes Interesse, das Buch "Im Garten des Glaubens" in sein Sortiment mit aufzunehmen.

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 08.11.21

Ein evangelischer Buchhändler hatte großes Interesse, das Buch "Im Garten des Glaubens" in sein Sortiment mit aufzunehmen. Er bat mich daher, ich sollte doch bitte seinem Leserkreis erklären, was in diesem Buch steht. Ich habe ihm dann an das Vorwort zu diesem Buch (jetzt als Neuauflage unter "Im universellen Garten des Glaubens" erhältlich) weiter verwiesen.

Als Antwort darauf erhielt ich: „Was Sie hier schreiben, steht leider im Widerspruch zu den Dingen, die in unserem Universum möglich sind. Also nur ein schöner Traum für ein anderes Universum … Diese Idealisierung entspricht leider nicht den erfahrbaren Realitäten eines Menschen und ist auch aus biblischer Sicht wohl nicht haltbar. Wer Leiderfahrungen ausblendet, beraubt sich zudem einer Chance der geistlichen Reifung, die diese mit sich bringen.

Wie argumentieren Sie eigentlich gegenüber Menschen, die leiden müssen und schließlich auch sterben? Was sagen Sie einem Menschen, der in Zweifel gerät? Sie beschreiben hier einen Zustand, den Menschen hier auf dieser Erde in letzter Konsequenz nicht erleben werden. Dafür hat Gott Seinen neuen Himmel und Seine neue Erde vorgesehen.“

Ich muss zugeben, dass ich nach all diesen Argumenten nicht schlecht staunte. Aber dennoch antwortete ich ihm umgehend:

„Der Glaube an Gott gilt für alle gleich und alle Menschen leben auf derselben Erdkugel! Die Frage ist, wie definiert man den Glauben. Ich glaube u.a.:
 

  • Es ist ein großes Gebot, immer glücklich zu sein!
  • Sehe immer nur deine innere Schönheit, also alle deine guten Seiten sowie das Gute deines Nächsten!
  • Setz immer ein Lächeln auf, denn alles in deinem Leben ist zum Guten!
  • Sprich jeden Tag mindestens eine Stunde lang in einem persönlichen Gespräch in der Einsamkeit mit Gott!

 

Den von Ihnen beschreibenden neuen Himmel Gottes und Seine neue Erde, wo wird sie sein? Hier, also auf unserer Erde, denn hier hat ja schließlich alles begonnen. Bevor Adam und Eva sich versündigt haben, lebten sie im Paradies, dem Garten Eden. Aber wo war bzw. ist heute dieses himmlische Paradies? Auch nun lautet die Antwort: Hier, bei uns auf unserer Erde."

Durch ihre Sünde und den daraus nachfolgenden Sünden veränderte sich das himmlische Paradies zu dem, was es heute ist, eine materialistische Welt.

Wir müssen uns deshalb klar werden, weshalb im Sacharija, Kapitel 14, Vers 9 steht: „Gott wird König über die ganze Erde sein, an jenem Tag werden ER und SEIN Name einzig sein!“

In diesem Satz steckt das gesamte Geheimnis des neuen Himmels und der neuen Erde! Der Talmud (Traktat Psachim) fragt:

„Weshalb heißt es: … an jenem Tag werden ER und SEIN Name einzig sein? Ist Gott und somit Sein Name heute nicht einzig?!“

Die Antwort darauf bildet Folgendes: Heute segnen wir, wenn etwas Schlechtes oder Trauriges geschieht bzw. beim Hören einer schlechten Nachricht:

„Gelobt seist Du, der in Wahrheit richtet!“

Und wenn etwas Gutes oder Atemberaubendes geschieht bzw. beim Hören einer guten Nachricht sagen wir:

„Gelobt seist Du, der Gute, der Gutes erweist!“

Wir müssen uns also klar darüber werden, dass alles, d.h. ausnahmslos alles, gut ist! Und somit wird der erst genannte Segensspruch völlig annulliert werden, so dass es dann nur noch heißen wird:

„Gelobt seist Du, der Gute, der Gutes erweist!“

Ein Mensch, der also in seinem Leben bereits jetzt schon alles als gut wertet, und nicht etwa meint, dass etwas Schlechtes oder Negatives mit im Spiel ist, der wird dadurch bereits ein traumhaft schönes Leben erleben, da er Gott durch diese Denkweise wahrhaftig als König der Welt, der nur Gutes erweist, darstellt …

Das Sterben gehört auch zum Leben. Aber in Wahrheit ist jeder Mensch – im übertragenen Sinne – schlichtweg unsterblich. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir niemals sterben werden; allerdings bedeutet der Tod nicht das Ende einer Existenz. Der Tod besiegelt lediglich nur das Ende eines körperlichen Daseins und eröffnet dadurch gleichzeitig eine wunderschöne Lebensweiterführung der Seele.
 

Schmetterling

Diese Worte werden sich für den ein oder anderen vielleicht etwas weit hergeholt anhören, allerdings verkörpert sie die absolute und völlig zutreffende Wahrheit. Gott hat uns in Seiner Barmherzigkeit diesen Prozess mit einem hervorragenden Beispiel bei der Entstehung eines Schmetterlings demonstriert.

Zunächst ist dieser lediglich eine einfache Larve. Anschließend verpuppt sie sich, und nach einiger Zeit entschlüpft aus dieser Verpuppung ein wunderschöner Schmetterling!

Die Larve kann mit einem Menschen verglichen werden.

Die Verpuppung wäre dann der körperliche Tod eines Menschen. Denn ein Mensch, der solch eine Verpuppung noch niemals in seinem Leben sah, wird sich mit Sicherheit beim ersten Hinsehen denken, darin steckt keine Weiterentwicklung. Doch der Schein trügt! So wie aus der Verpuppung ein wunderschöner Schmetterling schlüpft, dessen Leben nach seiner Verpuppung dem vorherigen Leben als Larve überhaupt nicht gleicht, so gleicht das Leben eines Menschen vor dessen körperlichem Tod auch nicht dem Weiterleben seiner Seele.
 

Ein Herz und eine Seele

Gott zeigte uns dies beispielsweise auch bei der Geburt von Zwillingen. Die Zwillinge wachsen im Bauch ihrer Mutter heran und haben keine Ahnung davon, was in der Zukunft mit ihnen geschehen wird. Jeder der beiden macht sich daher – im übertragenen Sinne – seine eigene Vorstellung darüber, was ihre Zukunft wohl mit sich bringen wird. Infolgedessen spricht der, der als zweiter den Bauch seiner Mutter bei der Geburt verlassen wird auf seinen Zwillingsbruder ein, indem er ihn versucht davon zu überzeugen, dass ihr Leben im Bauch der Mutter bereits ihre Vollkommenheit darstellt. – Weiter ist er davon überzeugt, eine Geburt würde ihren Tod besiegeln, und sie stürzten dadurch also direkt in den Abgrund des Todes.

Sein Bruder, der als erster den Mutterleib verlassen wird, ist allerdings völlig anderer Meinung. Er antwortet seinem Bruder, dass doch mit der Geburt ihr Leben erst so richtig beginnen wird. Er ist davon überzeugt, auf sie wartet eine farbenfreudige, wunderbare, abenteuerliche und faszinierende Welt. Nach neun Monaten schlüpft er also bei seiner Geburt als erster und vor Freude weinend und schreiend aus dem Mutterleib, da seine Sachanalyse den Nagel auf dem Kopf traf.

Dessen Bruder der – wie bereits gesagt – völlig anderer Meinung war, ist aufgrund der Geburt seines Bruders völlig ängstlich und sorgt sich nun sowohl um ihn als auch selbstverständlich um sich selbst. Denn er ist ja davon überzeugt, dass sein Bruder bereits Tod ist und dieser nun auch auf ihn lauert. Nach seiner eigenen Geburt schreit und weint er zwar auch, allerdings ist er viel unruhiger als sein Bruder, denn er muss nun erst einmal beginnen, das Geschehene zu verarbeiten und eine neue Sachanalyse zu erstellen.

Die unterschiedlichen Auffassungen dieser Zwillinge verkörpern die Gedankengänge aller Menschen dieser Erde. Der eine denkt sich, nach dem Tod sei alles vorbei, und deshalb wartet auf ihn gewöhnlich auch eine große Überraschung nach seinem Ableben. Und der andere ist davon überzeugt, dass nach dem Tod sein Leben – wie bei seiner Geburt – weiter geht!“

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1. Batsheva

6/21/2011

Ein Artikel voll Weisheiten zu lernen.. Danke! .. Unser Leben ist nichts als Suche.. Wir sind als Suchende erschaffen worden, um finden zu können. Wir können zwar in unserem Leben jederzeit eine Entscheidung oder Wahl treffen, aber wie es dann weitergeht – oder eben nicht weitergeht – entzieht sich unserer Kontrolle. Was auch immer wir unternehmen mögen, unser freier Wille ist begrenzt. Unser Handeln ist begrenzt, denn wir sind in unserer ICH-Identifikation gefangen und sehen uns daher als gesondertes 'Wesen'. Zitat: 'Das Ego ist ein Mechanismus im menschlichen Mechanismus, der den menschlichen Mechanismus davon abhält, seine mechanistische Natur zu erkennen.' (R. Balsekar) Kein Wunder also, dass der hier erwähnte 'evangelische' Buchhändler Schwierigkeiten hat, das schöne und lehrreiche Buch 'Im Garten des Glaubens' in sein Sortiment zur Freude seiner Kunden aufzunehmen. Und was ist Leben? Jeder von uns will glücklich sein! Und wir sind immer auf der Suche danach, jeder so, wie es ihm gegeben ist. Suche nach dem Ursprung, der Quelle – dem Einen, der in uns wirkt, uns Ihm zu nähern! Und wie schaffen wir es, die zweifelhafte Gabe unseres Ego zu überwinden? Wir können doch alles, was geschieht, nur hinnehmen, wie es ist. Wir werden nicht wissen, warum Er tut, was Er tut. Wir können lernen, nichts weiter zu tun, als die Herrlichkeit von Gottes Schöpfung so zu akzeptieren, wie sie ist und uns daran erfreuen, was Er uns gibt und gegeben hat, um davon zu lernen im Hier und Jetzt.

2. Batsheva

6/21/2011

.. Unser Leben ist nichts als Suche.. Wir sind als Suchende erschaffen worden, um finden zu können. Wir können zwar in unserem Leben jederzeit eine Entscheidung oder Wahl treffen, aber wie es dann weitergeht – oder eben nicht weitergeht – entzieht sich unserer Kontrolle. Was auch immer wir unternehmen mögen, unser freier Wille ist begrenzt. Unser Handeln ist begrenzt, denn wir sind in unserer ICH-Identifikation gefangen und sehen uns daher als gesondertes 'Wesen'. Zitat: 'Das Ego ist ein Mechanismus im menschlichen Mechanismus, der den menschlichen Mechanismus davon abhält, seine mechanistische Natur zu erkennen.' (R. Balsekar) Kein Wunder also, dass der hier erwähnte 'evangelische' Buchhändler Schwierigkeiten hat, das schöne und lehrreiche Buch 'Im Garten des Glaubens' in sein Sortiment zur Freude seiner Kunden aufzunehmen. Und was ist Leben? Jeder von uns will glücklich sein! Und wir sind immer auf der Suche danach, jeder so, wie es ihm gegeben ist. Suche nach dem Ursprung, der Quelle – dem Einen, der in uns wirkt, uns Ihm zu nähern! Und wie schaffen wir es, die zweifelhafte Gabe unseres Ego zu überwinden? Wir können doch alles, was geschieht, nur hinnehmen, wie es ist. Wir werden nicht wissen, warum Er tut, was Er tut. Wir können lernen, nichts weiter zu tun, als die Herrlichkeit von Gottes Schöpfung so zu akzeptieren, wie sie ist und uns daran erfreuen, was Er uns gibt und gegeben hat, um davon zu lernen im Hier und Jetzt.

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