Der Stand der Dinge

Zwischen den Leiden, die unsere Vorfahren am 17. Tammus und am 9. Aw heimsuchten, besteht eine Verbindung trotz der zeitlichen Entfernung von Tagen und Jahren zwischen ihnen.

3 Min.

Rabbiner Dov Begon

gepostet auf 05.04.21

Wer um Jerusalem trauert …

 

 

„Fünf [unglückliche] Ereignisse trafen unsere Vorfahren am 17. Tammus, und fünf am 9. Aw. Am 17. Tammus wurden die Gesetzestafeln zerbrochen, wurde das beständige Opfer eingestellt, wurde Bresche in die Stadt gelegt, wurde die Tora durch Apostomos verbrannt und ein Götzenbild im Tempel aufgestellt. Am 9. Aw wurde über unsere Vorfahren verhängt, nicht in das Land einzuziehen, das erste und das zweite Mal der Tempel zerstört, Beitar erobert und die Stadt geschleift.“

 

(Mischna Ta'anit 26a)

Zwischen den Leiden, die unsere Vorfahren am 17. Tammus und am 9. Aw heimsuchten, besteht eine Verbindung trotz der zeitlichen Entfernung von Tagen und Jahren zwischen ihnen. Während die Leiden des 17. Tammus vorwiegend die spirituelle Seite der Nation betrafen, so wie die Sünde um das Goldene Kalb, die Einstellung des täglichen Opfers, die Verbrennung der Tora und die Aufstellung eines Götzen in der Tempelhalle – bezogen sich die Leiden des 9. Aw auf die effektive Zerstörung des Landes, so wie über die Wüstengeneration verhängt wurde, nicht in das Land einzutreten, die Zerstörung des ersten und zweiten Tempels, die Vernichtung Beitars und die Verwüstung Jerusalems durch die Römer.

Die moralische und geistige Degeneration, die für die spirituellen Leiden des 17. Tammus verantwortlich war, führte letztendlich auch zur Zerstörung der Tempel, Jerusalems und Beitars, wie die talmudischen Weisen über die Tempelzerstörer Nebukadnezar und Titus sagten: „ihr habt gemahlenes Mehl gemahlen“, d.h. unsere zahlreichen Sünden zerstörten die Tempel.

Nach dem Stand der Dinge können wir aus der Betrachtung der langen Liste der Leiden und ihrer Ursachen, die unsere Vorfahren und uns am 17. Tammus und 9. Aw befielen, die uns abverlangte Korrektur lernen, damit jene Fasttage zu Fest- und Freudentagen werden.

Aus dem Zerbrechen der Gebotstafeln als Folge der Sünde um das Goldene Kalb lernen wir über die Bedeutung von Geduld und langem Atem. Hätten die Kinder Israel die Rückkehr unseres Lehrers Mosche vom Berge Sinai geduldig abgewartet, wäre das Goldene Kalb nie produziert worden, und Mosche hätte die Gesetzestafeln nicht zerbrochen. Entsprechend sind wir auch heute gefordert, Geduld und Ausdauer sowohl auf persönlicher als auch auf familiärer und nationaler Ebene zu zeigen.

Aus der Einstellung des täglichen Opfers im Tempel, das einen großen und segensreichen Einfluss auf die jüdische Allgemeinheit ausübte, müssen wir lernen, wie wichtig die täglichen Gebete sind, die seither an die Stelle dieses Opfers traten – und den Einzelnen wie die Allgemeinheit bestärken und dem Gottesdienst näherbringen, dem regelmäßigen Besuch der Gotteshäuser, die doch als "ein Stückchen Tempel" gelten.

Aus dem Schlagen der Breschen in die Mauern Jerusalems können wir lernen, wie wichtig die Beschäftigung mit dem Aufbau Jerusalems ist, die "Befestigung ihrer Mauern" durch den Bau neuer Stadtteile und Häuser, besonders in diesen Tagen, in denen Rufe nach der Teilung Jerusalems, Gott behüte, laut werden.

Die Verbrennung der Tora, die zum Ziel hatte, die Juden vom Torastudium abzuhalten, soll uns dazu anhalten, jetzt erst recht Tora zu lernen, und zwar in Massen, damit wir wieder Toragrößen wie einstmals hervorbringen, durch Einrichtung von Talmudej Tora und Jeschiwot, überall und an jedem Ort.

Im Gegenzug zur Aufstellung des Götzen in der Tempelhalle müssen wir alle Wut, Begierden und böse Gedanken aus unseren Herzen entfernen, denn das Herz des Menschen entspricht der Halle des Tempels.

Durch bußfertige Umkehr und Bereinigung aller Missstände wird sich an uns die Prophezeiung des Propheten Secharja erfüllen, „das Fasten des vierten und das Fasten des fünften, und das Fasten des siebenten, und das Fasten des zehnten [Monats] werden dem Hause Jehuda zur Wonne und Freude und zu fröhlichen Festzeiten, aber Wahrheit und Frieden liebet“ (8,19).

In Erwartung der vollkommenen Errettung,

Rav Dov Begon
 

Der Autor ist Leiter von MACHON MEIR und Mitglied bei KimiZion.

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