Hoffnung = Glaube

Ich glaube mit ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gepriesen sei sein Name, alle Geschöpfe schafft und erhält, dass er allein alles gemacht hat und machen wird.

4 Min.

Joel Schwarz

gepostet auf 05.04.21

Das Gebot des Glaubens beinhaltet einige Grundsätze, die Maimonides wie folgt zusammengefasst hat:
 
a)  Ich glaube mit ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gepriesen sei sein Name, alle Geschöpfe schafft und erhält, dass er allein alles gemacht hat und machen wird.
 
Alles, was existiert, kommt von ihm. Gott hat alles aus dem Nichts geschaffen; auch nachdem die Kreaturen erschaffen sind, haben sie keinen Bestand aus sich heraus, sondern der Gepriesene erhält und belebt sie in jedem Augenblick, wie der Psalm sagt: „Dem, der große Lichter macht, sei Dank, denn seine Güte währet ewig“ (Ps. 136, 7); es heißt nicht: „der gemacht hat“, sondern: „der macht“. Darum haben die Weisen der Großen Versammlung im Morgengebet beim Lobspruch über den Schöpfer die Wendung eingefügt: „der in seiner Güte das Werk seiner Schöpfung ständig erneuert“.
 
b)    Ich glaube mit ganzem Glauben, dass der Schöpfer, sein Name sei gepriesen, ein einziger ist, dass es keine Einzigkeit gibt wie er ist und dass er allein unser Gott war, ist und sein wird.
 
Dass Gott „einzig“ ist, heißt nicht nur, dass es außer ihm keinen Gott gibt, sondern dass er einzig ist in einer Einzigkeit, die es sonst nicht gibt. Denn diese Einzigkeit ist weder aufzuteilen noch zu vermehren, weder lässt sie sich in Eigenschaften einteilen, noch unterliegt sie irgendeiner anderen Teilung.
 
c) Der Schöpfer, gepriesen sei er, hat keinen Körper und ist nicht mit Begriffen der Körperlichkeit zu beschreiben; er ist unvergleichbar.
 
Das Geschöpf vermag in keiner Weise seinen Schöpfer zu beschreiben; so etwas wäre noch undenkbarer als der Versuch eines Blinden, die Schönheit der Farben zu empfinden oder eines Tauben, Klänge zu vernehmen. Dennoch gibt es ja in der Bibel Ausdrücke wie: „Hand Gottes“, „Stimme Gottes“, „Augen Gottes“ und vieles ähnliche mehr. Dies sind lediglich Beispiele und Gleichnisse aus unserer Welt, um die Welt Gottes für unsere Sinne fasslich zu machen. Darum fügen die Weisen Israels, wenn sie gleichnishaft von Gott sprechen, das Wort „sozusagen“ hinzu und betonen damit, dass es einzig und allein um ein Gleichnis zur Konkretisierung der Sprache geht.

Auch wenn wir Beschreibungen Gottes gebrauchen wie „barmherzig und gnädig“ oder andere, so geschieht dies nicht in der Absicht, göttliche Eigenschaften irgendwie mit den menschlichen zu identifizieren. Wir können Gott keine Eigenschaft beilegen, auch nicht eine solche, die wir für gut halten, denn Gott ist erhaben über allem, auch über unseren Vorstellungen. Gott hat keinen Mangel weder an Güte, noch an Weisheit, noch an irgendeiner Sache. Dies ist letztlich eine Beschreibung Gottes via negationis d.h. eine Beschreibung dessen, was Gott eben nicht zukommt; Maimonides nimmt dazu ausführlich Stellung im Eingangsteil seines großen Werkes „Führer der Unschlüssigen“.
 
d) der Schöpfer, gepriesen sei sein Name, ist der Erste und Letzte.
 
Der Begriff „überzeitlich“ entzieht sich unseren Verstehensmöglichkeiten, da wir von der Schöpfung her in die Zeit eingebunden leben. Es ist uns weder das „Zuvor“ – was vor der Schöpfung war, zugänglich, noch das „Danach“ – was nach ihr kommt. Das Überzeitliche liegt außerhalb des menschlichen Zugriffes und ist ihm daher auch verboten (Bab.Tal. Chagiga 11 b). Gleichwohl ist uns eine begrenzte Einsicht darüber gegeben, dass die Zeit zusammen mit der Schöpfung entstanden ist. Rabbi Eliahu ben Schlomo, der Gaon von Wilna, erklärte: „Am Anfang schuf Gott“ (1. Mose 1, 1), das bedeutet: auch den Anfang selbst schuf Gott mit der Erschaffung der Welt. In unseren Tagen bestätigt sich immer deutlicher die Erkenntnis, dass von Zeit nur dann gesprochen werden kann, wenn die Möglichkeit besteht, sie zu messen, und dass es ohne ein bewegtes Objekt auch keinen Begriff von Zeit geben kann. Ebenso ist seit Professor Einsteins Theorie bekannt, dass bei einem Körper, dessen Geschwindigkeit sich der Lichtgeschwindigkeit annähert, die Zeitbegriffe außer Kraft gesetzt werden.
 
e)  Ich glaube mit ganzem Glauben, dass der Schöpfer, gepriesen sei sein Name, allein angebetet werden soll und kein anderer außer ihm.
 
Es ist dem Menschen verboten, sozusagen Mittler anzurufen zwischen ihm und Gott. Der Mensch soll sich direkt und nur an Gott wenden. Mittler und „Medien“ stehen als eine Art Götzendienst unter strengstem Verbot.
 
Zu den grundlegenden Geboten des Glaubens, nicht Götzendienst zu treiben, nicht an irgendeine andere Macht als Gott zu glauben, gehört auch, dass der Mensch die Ehre Gottes nicht verunglimpfen darf: Das Verbot der Gotteslästerung.
 
Dies bedeutet, Gott selbst in Zeiten der Not nicht zu beschimpfen oder zu verfluchen. Wer glaubt, dass alles aus der Hand des gnädigen Schöpfers kommt, muss zu dem Schluss kommen, dass alles, was Gott tut, zum Guten ist. Solch ein gläubiger Mensch wird sich nicht verhalten wie der Götzendiener, von dem Jesaja sagt, dass er Not und Hunger leidend seinem König und Gott zürnt und flucht (Jes. 8, 21); vielmehr nimmt er, wenn seine ganzen Bemühungen nichts fruchten, alles in Liebe an.
 
Zu den Grundlagen des Glaubens gehört auch, dass Gott den Menschen die Weisung vom Himmel gegeben hat.
 
Empfohlen ist allen Menschen zudem der Glaube an die kommende Welt und die Auferstehung der Toten.
 
Sich der Weisheit und der Vernunft zu bedienen, ist gut, solange der Mensch darauf aus ist, den Schöpfer der Welt zu erkennen und sich selbst anzuerkennen als Diener Gottes, der die Gunst hat, an jedem Schöpfungswerk beteiligt zu sein. Verwerflich ist aber, wenn der Mensch nach Erkenntnis strebt, um sich von der Partnerschaft mit dem Schöpfer der Welt zu befreien. Von daher soll man sich nicht auf Schwarze Magie, Spiritualismus, Wahrsagerei und ähnliches einlassen. Dabei sucht der Mensch eine Stellung einzunehmen, in der er seine Zukunft vermeintlich selber in der Hand hat.
 
Die Sünde Adams, nach dem Rat der Schlange vom Baum der Erkenntnis zu essen – die Schlange bedeutet menschliche Vorstellungskraft – , besteht in einem Gebrauch der Weisheit und der Vernunft, der uns nicht mehr empfinden lässt, wie sehr wir von Gott abhängig sind, sondern uns im Gegenteil von dieser Abhängigkeit zu befreien sucht. Der Midrasch erläutert den Bibelvers „Wenn ihr essen werdet vom Baum der Erkenntnis, werdet ihr sein wie Gott“ (Gen. 3, 5): Ihr werdet Weltenschöpfer sein; denn wie Gott sozusagen vom Baum der Erkenntnis aß – er hat ja die Welt mit Weisheit geschaffen – , so wird auch der Mensch, von der Schlange verführt, seine Welt erschaffen können.
 
In unserer Zeit werden die Geheimnisse der Schöpfung erforscht. Man versucht, die Natur zu verstehen; bis in den Weltraum hinein reichen die Vorstöße des Menschen. Dies alles ist solange gutzuheißen, als das Ziel die Anerkennung der Wundertaten des Schöpfers bleibt; wenn aber der Antrieb des menschlichen Erkenntniswillens darin besteht, eigenmächtig Schöpfer sein zu wollen, dann ist dies Sünde, wie Adam sie tat.

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