Formen des Leuchters

Wie eine Menora (7-armige Leuchter), zu bauen ist, ist in der Tora genau vorgeschrieben. Bei der Gestaltung des 8-armigen Leuchters, hat der Künstler viel mehr Freiheit.

2 Min.

Prof. Dr. Yizhak Ahren

gepostet auf 05.04.21

Wie der siebenarmige Leuchter, der im Heiligtum stand, zu bauen war, ist in der Tora (Exodus Kap.25,Verse 31-36) genau vorgeschrieben. Bei der Gestaltung des achtarmigen Leuchters, den Juden an den acht Tagen des Chanukka-Festes benutzen, hat der Künstler viel mehr Freiheit. In jedem jüdischen Museum kann man verschiedenartige Chanukka-Leuchter (Chanukkia genannt) betrachten; manche sind ganz schlicht, andere geradezu extravagant. In halachischen Werken heißt es, dass man sich um einen schönen Leuchter bemühen sollte. Wie Rabbiner David Avraham Spektor in seinem Buch über Kunst bemerkt, ist es umstritten, ob eine goldene oder silberne Chanukkia vorzuziehen sei.

Es erscheint uns nicht überraschend, dass viele Konstrukteure ihren achtarmigen Leuchter nach dem Vorbild des siebenarmigen Leuchters  gestaltet haben. Sie haben sich vom Bauplan des Leuchters inspirieren lassen, aber nicht die Kelche usw. nachgemacht.
 
In unseren Tagen stellen Chabad-Chassidim in vielen Städten eine bestimmte Form der Chanukkia auf: die Leuchter-Arme sind hier nicht gebogen, sondern gerade. Warum wählen Lubawitscher Chassidim überall gerade diese ungewöhnliche Form? Sie reproduzieren nicht ein schönes Logo, sondern sie folgen ihrem Meister, dem verstorbenen Lubawitscher Rebben, der entschieden die Ansicht vertrat, so und nicht anders habe der Leuchter im Tempel ausgesehen.

Der historischen Frage, ob die Leuchter-Arme gerade oder gebogen waren, hat Rabbiner Israel Ariel eine tief schürfende Abhandlung gewidmet. Er gelangt zu dem Schluss, dass der Leuchter im Heiligtum gebogene Arme hatte. Das beweist eine Abbildung des Leuchters auf einer Münze aus dem Jahre 37 vor der üblichen Zeitrechnung – damals stand der Leuchter noch im Tempel! Übrigens ist der Leuchter, der auf alten Münzen zu sehen ist, der heute gängigen 10-Agorot-Münze in Israel aufgeprägt worden. Ein zweiter Beweis: Auf dem Titusbogen in Rom bilden die Arme des Leuchters einen nach oben gekehrten Bogen.

Rabbiner Ariel erklärt, dass eine im Original erhalten gebliebene Zeichnung des Leuchters von Maimonides den Lubawitscher Rebben zu der Ansicht geführt habe, die Arme seien gerade gewesen. Freilich ist seine Deutung der schematischen Zeichnung von Maimonides keineswegs zwingend.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Gegen die geraden Arme des Chanukkia-Modells von Chabad ist gar nichts einzuwenden. Aber jeder Betrachter der Chanukkia sollte wissen, dass der Leuchter im Tempel gebogene und nicht gerade Arme aufwies.

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