Haasinu-Psalm 71

Den Abschiedsgesang von Mosche Rabbenu bezeichnet Rabbiner Hertz als ein lyrisches Lehrgedicht: „Mosche versetzt sich im Geist in eine lange nach seinem Tod liegende Zeit..."

2 Min.

Prof. Dr. Yizhak Ahren

gepostet auf 17.03.21

 Haasinu-Psalm 71

Gottes Wege

 

 

Den Abschiedsgesang von Mosche Rabbenu bezeichnet Rabbiner Hertz als ein lyrisches Lehrgedicht: „Mosche versetzt sich im Geist in eine lange nach seinem Tod liegende Zeit; er gibt von dort aus einen Rückblick auf Israels Geschichte und entwickelt die aus dieser Geschichte gewonnenen Lehren. Dabei gelangt er zu einer Rechtfertigung der Wege Gottes in seiner Beziehung zu Israel.“
 
Im zugeordneten Psalm 71 ist ebenfalls von der göttlichen Waltung die Rede. Der Psalmist erwähnt mehrfach (Verse 2,15,16,19 und 24) Gottes Gerechtigkeit (hebr.: Zedaka). Rabbiner Hirsch erklärt: „Zedaka ist die im Recht sich bewährende Liebe, die Liebesgerechtigkeit, die sich vor allem darin betätigt, dass, wenn ein Mensch nach dem Diktat des strengen Rechts den Untergang verdient hätte, Gott ihm durch Leidensverhängnisse zu einer solchen geistig sittlichen Neubildung verhilft, dass damit seine Vergangenheit gesühnt wird.“
 
Im Wochenabschnitt heißt es: „ Sehet jetzt,  dass Ich,  Ich es bin, und kein Gott nebenher; ich töte und belebe, verwunde, und ich heile und niemand rettet aus meiner Hand“ (Dewarim 32,39). Das folgende Bekenntnis des Psalmisten sieht aus wie eine Illustration des zitierten Verses: „Der Du mich viele und böse Nöte hast erfahren lassen, Du belebst mich wieder, und aus der Erde wogenden Tiefen führst du mich wieder hinauf“ (Vers 20).
 
Es gibt einen weiteren Berührungspunkt zwischen dem Wochenabschnitt Haasinu und Psalm 71. In der Tora steht: „Gedenket der Tage der Urzeit, erwäget die Jahre vergangener Geschlechter, frage deinen Vater, dass er dir künde, deine Alten, dass sie dir ansagen“ (Dewarim 32,7). Der Psalmist bittet um ein langes Leben, um den Nachgeborenen von Gottes Wegen erzählen zu können: „Und auch bis zum Alter und Greisenalter willst, Gott, Du mich nicht verlassen, bis ich Deinen Arm den Zeitgenossen verkündet, allen Kommenden Deine Allmacht“ (Vers 18).

 

 

Der Autor ist Psychologe und hat an der Universität Köln gelehrt.

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