Sag niemals nie

Die Zehn Tage der Umkehr (Aseret Jamei HaTshuva) und Jom Kippur (Versöhnungstag) bringen für jeden von uns unmissverständlich zum Ausdruck, wie sehr Gott uns liebt.

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 17.03.21

Die Zehn Tage der Umkehr (Aseret Jamei HaTshuva) und Jom Kippur (Versöhnungstag) bringen für jeden von uns unmissverständlich zum Ausdruck, wie sehr Gott uns liebt.

Zweite Chance

Die Zehn Tage der Umkehr (Aseret Jamei HaTshuva – Rosch Haschana bildet den ersten Tag) und Jom Kippur (Versöhnungstag) zeigen jedem unmissverständlich Gottes Liebe zu jedem von uns und mit welcher Barmherzigkeit Er über uns waltet. Der Grund dafür ist äußerst simpel: Kein Gerichtshof der Welt hat Richter, die nach einem gefällten Urteilsspruch den Betroffenen folgendes Angebot unterbreiten:

„Was war – das war! Ich gebe dir jetzt zehn Tage die Möglichkeit alles in Ordnung zu bringen, was noch in Ordnung zu bringen ist. Nachdem die zehn Tage abgelaufen sind werde ich erneut ein Urteil über dich sprechen, allerdings diesmal gemäß der neuen Sachlage!“

Aus solch einem Angebot lässt sich sogar für einen Ignoranten die unbeschreibliche Liebe und Barmherzigkeit des Richters entnehmen! – Dieser unbeschreibliche Richter ist Gott!

Die gesamte Menschheit sitzt am Rosch Haschana am Himmelsgericht – also vor Gott – auf der Anklagebank! Nachdem Gott am Rosch Haschana sein Urteil über jeden und alles gefällt hat, gibt er jedem und allem dennoch die Möglichkeit über zehn Tage hindurch seine schlechten Tage oder Worte zu verbessern bzw. in Ordnung zu bringen! Und am Jom Kippur – dem Versöhnungstag – fällt Gott dann sein endgültiges Urteil!

Persönliches Treffen mit dem Richter

Wie bereits gesagt, aus den obigen Ausführungen lässt sich hervorragend entnehmen, wie sehr Gott uns liebt und Er deshalb auch bereit ist, seine grenzenlose Barmherzigkeit über uns walten zu lassen. Ich benutzte für diese Tatsache den Begriff „unbeschreiblich“! Dem einen oder anderen wird dies vielleicht verwirren, da ich ja in diesem Artikel versuche, etwas zu beschreiben. Doch alles was ich in diesem Artikel zu Blatt bringe steht für das Motto: „Wie lässt sich etwas beschreiben, das eigentlich unbeschreibbar ist.“ Das Verhalten, das Gott uns entgegen bringt, ist schlicht und ergreifend nur: unbeschreiblich! Und es kommt vor allem noch hinzu, dass Er jeden von uns die Möglichkeit schenkt, zu jeder Zeit, so oft und so lange wir wollen, sich mit Ihm in seinem Büro zu unterhalten. Mit anderen Worten bietet uns der alleinige Richter am Höchsten Gericht die Möglichkeit sich bei Ihm zehn Tage lang zu rechtfertigen und zu entschuldigen usw.! Jene die dieses Angebot annehmen, werden am Jom Kippur als wahrhaftige Nutznießer hervorgehen. Denn Gott verspricht jedem der dieses Angebot annimmt ein Urteil zu seinen Gunsten und wegen seiner Aufrichtigkeit eine Belohnung das gesamte nächste Jahr lang!

Infolgedessen ist es in diesen Tagen mehr als angebracht, dass ein Mensch das persönliche Gespräch in der Einsamkeit mit Gott sucht! Es ist sehr wichtig für die Leser oder Leserinnen, die bisher noch nicht Bekanntschaft mit dem Begriff der täglichen “Hitbodedut“ (das persönliche Gebet mit Gott) zwischen sich selbst und Gott machten, diesen Begriff zu erläutern.

Man kann diese Stunde an jedem Ort, zu jeder Zeit, in jeder Sprache die man selber beherrscht, mit jeder persönlichen Ausdrucksweise ausführen, und sei diese noch so einfach oder anspruchslos. Wenn ein Mensch Hunger hat, darf er zuvor essen. Wenn man müde ist, kann man sich zuvor Schlafen legen. Wenn ihm warm ist, darf er die Klimaanlage einschalten. Wenn ihm friert, kann er die Heizung aufdrehen.

Er kann dabei herumgehen, herumstehen, herumsitzen oder herumliegen. Mit anderen Worten, jeder Mensch kann sich seine Traumbedingungen schaffen, um die “Hitbodedut“ zwischen ihm und Gott mit einen klaren Kopf und in der notwendigen Besinnung zu absolvieren. Hauptsache, er schüttet sein Herz vor dem Schöpfer der Welt aus. Ein geeigneter Ort für die Ausführung der “Hitbodedut“ ist allerdings ein Ort wo man alleine ist, wie z.B.: ein Wald, in dem man Spazieren gehen kann, oder ein Feld oder schlichtweg ein Zimmer. Aufgrund dieser stillen und besinnlichen Atmosphäre kann ein Mensch sich nun über alle Gegebenheiten und Probleme mit Gott unterhalten, sich mit Ihm über alles beraten, sich bei Ihm entschuldigen usw. Ohne diese tagtägliche “Hitbodedut“, der Rechenschaftsabgabe vor Gott, an der ein Mensch aufarbeitet, was er von seiner vorherigen “Hitbodedut“ (Einsamkeitssuche) (gestern bzw. vielleicht sogar vom vorigen Jahr an) bis zum heutigen Tag alles getan hat, wird es ihm wohl nicht gelingen, das mit Abstand größte und schönste Geschenk, das es auf dieser Welt gibt in Empfang zu nehmen: Das Wissen, dass alles was geschieht immer nur zum Guten ist und das Gott ihn unbeschreiblich liebt! Rabbi Nachman aus Breslev formulierte dies so: „Das Wissen eines Menschen, dass alles was ihm widerfährt zu seinem Guten ist, gleicht dem Zugang zum Paradies, also dem Garten Eden!“ Des Weiteren sagte Rabbi Nachman: „Die – Hitbodedut – (Einsamkeitssuche eines Menschen mit Gott) ist das Höchste und Größte, das es auf dieser Welt gibt!“ Demnach muss sich ein Mensch dessen bewusst sein, dass man unmittelbar nach der Beendigung der einstündigen Einsamkeitssuche – also der Hitbodedut – die Gedanken und die Erkennung der eigenen schlechten und bösen Seite wieder vergessen muss. – Ich sage den Personen die mich aufsuchen immer wieder aufs Neue, dass sie alles Schlechte an ihnen oder alle ihre begangenen Verfehlungen völlig aus ihrem Gedächtnis streichen müssen, nachdem sie sich bei Gott dafür voller Reue entschuldigt haben.

Zu meinem Bedauern suchen mich ständig Menschen auf, die sowohl moralisch als auch mental in einem miserablen Zustand sind. Sie kommen völlig verzweifelt und traurig und absolut alt fühlend zu mir. Ich mache ihnen deswegen natürlich keine Vorwürfe, allerdings kann ich ihren Gedankengängen nicht wirklich folgen, da Gott uns doch eine solche unbeschreibliche Möglichkeit angeboten hat!

Gott liebt jeden von uns! – Und daher sagten unsere Weisen, dass Er all unsere Verfehlungen im Moment unserer Annäherung in Liebe zu Ihm in Guttaten umwandelt!

Daher, lieber Leser und liebe Leserin, sag niemals nie! Wenn ihr ab heute beginnt die Nähe Gottes zu suchen, indem ihr schlicht und ergreifend ein Gespräch mit Ihm führt, müsst ihr euch nie wieder in eurem Leben vor Jemanden oder Irgendetwas fürchten! Euer Leben wird dem himmlischen Paradies gleichen, so wie Rabbi Nachman sagte: „Das Wissen eines Menschen, dass alles was ihm widerfährt zu seinem Guten ist, gleicht dem Zugang zum Paradies, also dem Garten Eden!“ Dieser Zugang ist für jeden von uns in greifbarer Nähe! Deshalb bitte ich euch greift einfach zu!!!

In Liebe,

euer David Kraus 

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

1. Rav Achim Levi

10/03/2019

Manche haben sich von G*tt abgewendet, aber G*tt hat sich von niemanden abgewendet. Wende dich also (wieder) G*tt zu und er wird dir verzeihen, dich loben und leiten.

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.