Terrorismusbekämpfung im Judentum

Mit Terroristen verhandeln? Was können wir tun, wenn der Feind sich nicht auf unsere moralischen Werte einlässt und unglaubliche Fantasien äußert?

5 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 17.03.21

Das ewige Dilemma: Mit Terroristen verhandeln? Was sagt das Judentum – erlaubt oder verboten?
 

Was können wir tun, wenn der Feind sich nicht auf unsere moralischen Werte einlässt und unglaubliche Fantasien äußert?

 

Genau für solche schweren Fragen gibt es die Tora! 

 

Die Tora erzählt uns über die ersten israelischen Geiseln der Geschichte. Sara und Rivka, die von Pharao und Avimelech entführt wurden, so wie es heißt: „Da wurde die Frau in das Haus des Pharao gebracht.“ 1 BM 12,15 

 

Was denkt ihr war die Antwort auf diese Entführung? Verhandlungen? 

 

Nein, so heißt es: „Aber der Ewige schlug den Pharao und sein Haus mit großen Plagen um Sarais, der Frau Abrams, willen.“ 1 BM 12,17 

 

Pharao wollte deshalb die Geisel verständlicherweise wieder los werden und „Da ließ Avimelech, der König von Gerar, Sarah holen.“ 1 BM 20,1 
 

Die Strafe für Avimelech ließ auch nicht lange auf sich warten: „Denn der Ewige hatte zuvor jeden Mutterleib im Haus Avimelechs  fest verschlossen um Sarahs, der Frau Abrahams, willen.“ 1 BM 20,18

 

Und genau dieser Avimelch entführte dann gemeinsam mit seinem Sohn auch Rivka, nachdem Isaac sagte, sie sei seine Schwester, denn wenn er gesagt hätte, dass sie seine Frau sei, hätte man ihn getötet … 
 

So entführten sie Rivka und wollten sie vergewaltigen, und dann heißt es: „Abimelech sprach: Warum hast du uns das angetan? Wie leicht hätte jemand vom Volk sich zu deiner Frau legen können; so hättest du eine Schuld auf uns gebracht!“ 1 BM 26,10
 

Hier lernen wir also, dass eine Entführung und eben alles was damit zu tun hat, in der Regel eine Kollektivstrafe zur Folge haben muss! 
 

Und genau so war es mit Dina, der Tochter vom Jakob. Schechem ben Chamor entführte und vergewaltigte sie. Und darauf hin heißt es: „Es geschah aber am dritten Tag, als sie wundkrank waren, da nahmen die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, Dinas Brüder, jeder sein Schwert und drangen überraschend in die Stadt ein und brachten alle Männer um.“
 

Maimonides erklärt, dass diese Kollektivstrafe absolut berechtigt war, weil die Bürger von Nablus sich gegen die Verbrechen von Schechem ben Chamor hätten stellen müssen. Sie hätten ihn stoppen und vor Gericht bringen müssen. Das haben sie aber nicht getan, sie haben ihn sogar moralisch unterstützt … 
 

 
Abschreckungskraft
 

Die Tora berichtet über den ersten Krieg zwischen Israel und Amalek. Dort heißt es im Midrasch Schimoni Bamidbar, Kapitel 21, dass die Amalekiter eine jüdische Magd entführten und als Geisel bei sich behielten. 
 

Was war die israelische Antwort? Vielleicht eine Verhandlung? Hat man sich mit Verbrechern an einen Tisch gesetzt? 
 

Die Antwort liefert die Tora im 4. BM, 21,2 und 3: „Da legte Israel ein Gelübde vor dem Ewigen ab und sprach: Wenn du dieses Volk wirklich in meine Hand gibst, so will ich ihre Städte vernichten! Und der Ewige erhörte die Stimme Israels und gab die Kanaaniter [in ihre Hand], und Israel vollstreckte an ihnen und an ihren Städten den Bann, und man nannte den Ort Chorma (Vernichtung).“
 

Aus Sicht der Tora verschafft man sich so Abschreckungsangst!
 

Viele in den Händen Weniger in den Tagen Davids

Auch König David musste sich mit Entführungsproblemen auseinandersetzen. So wird im Prophetenbuch Samuel berichtet, wie die Amalekiter eine Stadt Davids einnahmen, so wie es heißt: „Als nun David samt seinen Männern am dritten Tag nach Ziklag kam, da waren die Amalekiter in das Südland und in Ziklag eingefallen, und sie hatten Ziklag geschlagen und es mit Feuer verbrannt – und sie hatten die Frauen und alles, was dort war, entführt, vom Kleinsten bis zum Größten. Sie hatten aber niemand getötet, sondern sie haben entführt und waren ihres Weges gezogen.“1. Samuel 30,1 und 2
 

Als David und seine Leute das sahen mussten sie bitterlich weinen. Sie weinten solange, bis sie keine Tränen zum Weinen mehr hatten. Aber all die Soldaten Davids konnten ihren Schmerz nicht in den Griff bekommen und suchten nach einem Schuldigen, wie es heißt: „Und David war sehr bedrängt, denn das Volk wollte ihn steinigen, weil die Seele des ganzen Volks erbittert war, jeder wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter.“ 
 

Das Volk machte David für diese Schmach verantwortlich, so als ob er wirklich dafür verantwortlich wäre … David blickte in den Himmel, so wie es heißt: „David aber stärkte sich im Ewigen seinen Gott“- genau das ist der Weg!
 

David jagt mit 600 Soldaten einer Armee nach, die etlich mehr Manpower hatte als er mit seinem 600 Mann-Heer. 
 

Unterwegs kehrten ein Drittel der Soldaten Davids schwächebedingt um und deshalb machte sich David mit 400 Mann auf die Suche nach den Amalekitern. 
 

Auf der Jagd nahm er einen Mann gefangen, der ihm wichtige Informationen über die Stellungen der Amalekiter preisgab: „Und siehe, sie lagen über das ganze Land zerstreut, aßen und tranken und feierten wegen all der großen Beute, die sie aus dem Land der Philister und aus dem Land Juda geraubt hatten.“ 1. Samuel 30,16 
 

David sah das und nutzte den Überraschungseffekt: „Und David schlug sie von der Morgendämmerung an bis zum Abend des folgenden Tages, sodass keiner von ihnen entkam, außer 400 Burschen, die auf Kamele stiegen und entflohen. So rettete David alles, was die Amalekiter genommen hatten“ 1. Samuel 30,17 und 18 
So und nicht anders befreit man Geiseln!!!
 

Die Taten unsere Väter sind uns ein Zeichen
 

Woher wusste König David, dass er genau so handeln muss? Er lernte seine Vorgehensweise von Abraham. 
 

Die Tora berichtet (1 BM 14,14-16), dass Abraham genötigt wurde, Lot und dessen Familie auf den Händen der Entführer zu befreien. Die Entführer waren vier einflussreiche und mächtige Könige. Sie besiegten z.B. damalige Imperien und auch die fünf Könige Sodoms. 
 

Mit einem außergewöhnlichen Engagement jagte Abraham den vier Königen nach, von Hebron bis nach Dan, in etwa 200 km. 
 

Am Ende hatte er alle Geiseln befreit und nachdem er sie in Sicherheit brachte führte er auch noch seinen Rachefeldzug als Strafe zu Ende. So jagte er seine Feinde bis nach Chova, südlich von Damaskus nach und übte Rache.
 

Auch hier hebt die Tora hervor, wie wenig Soldaten Abraham eigentlich hatte: „Als nun Abram hörte, dass sein Bruder gefangen sei, bewaffnete er seine 318 erprobten Knechte, die in seinem Haus geboren waren, und jagte jenen nach bis Dan.“ 1 BM 14,14
 

Mit einer 318 Mann Truppe machte er das militärisch Unmögliche möglich! Seine Motivation war Ethik und Moral! 
 

Mit Verbrechern verhandelt man nicht und auch die Welt von damals sah das so – und nicht so wie die Welt heute … 
 

Damals hat die Welt richtig erkannt, das Abraham ein Mann der Moral ist, der es nicht zulässt, dass Terroristen uns unser Leben vorschreiben. 
 

Die Welt wählte deshalb Abraham „zum Fürsten aller Nationen“. 
 

Mit Feinden schließt man keinen Frieden, man besiegt sie! Wir müssen so handeln wie David: „Ich jagte meinen Feinden nach und holte sie ein und kehrte nicht um, bis sie aufgerieben waren“  Psalm 18,38
 

Möge der Ewige uns beistehen so wie es heißt:  „Ich will meinen Schrecken vor dir hersenden und will alle Völker in Verwirrung bringen, zu denen du kommst, und will alle deine Feinde vor dir fliehen lassen“ 2. Mose 23,27, und weiter soll geschehen: „Schrecken und Furcht überfällt sie wegen deines mächtigen Armes, so dass sie erstarren wie Steine, bis dein Volk hindurchzieht, o Herr, bis dein Volk hindurchzieht, das du erworben hast! 2. Mose 15,16, und so werden alle in Frieden und in Liebe die Rückkehr Gottes nach Zion erleben: AMEN und AMEN … 
 

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