Frauenpower

Heute ist es bereits sehr verbreitet, dass Frauen „die Hosen“ anhaben. Auf den Schultern dieser Frau lastet somit nicht nur der gesamte Haushalt, sondern auch die gesamte Beziehung

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Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 17.03.21

Heute ist es bereits sehr verbreitet, dass Frauen „die Hosen“ in ihrem Haus anhaben. Auf den Schultern dieser Frau lastet somit nicht nur der gesamte Haushalt, sondern auch noch das gesamte Gewicht ihrer Beziehung, so wie es heißt: „Die Weisheit einer Frau erbaut das familiäre Haus.“ Hier heißt es nicht etwa: „Die Weisheit eines Mannes erbaut das familiäre Haus“, sondern die Kraft der Frauen steht als Frauenpower klar im Vordergrund. Die Kraft zum Erbauen eines schönen Hauses schöpft eine Frau aus der ihr von Gott gegebenen weiblichen Intuition. Das hebräische Wort für diese weibliche Intuition ist „Bina“, dessen Wortstamm im Hebräischen: „Binjan“, (dt. „Haus“) ist. Wir lernen daraus, dass eine Frau aufgrund ihrer weiblichen Intuition eine Art Radar besitzt, der sie vor schlechten Einflüssen, welche in die Beziehung einzudringen drohen, warnt. Sie weiß sich und ihr Haus vor diesen Eindringlingen sicher zu schützen, indem sie diesen den Eintritt in ihr Herz und ihre Beziehung schon von vornherein unterbindet.

 

Die Geschichte über die Prophetin Debora unterstreicht das Gesagte wunderbar. Sie wusste nämlich, dass sie ihr Haus erbauen kann und deshalb nutzte sie ihre weibliche Intuition, indem sie ihren Mann Barak, dem Sohn des Abinoams dazu motivierte, seine Spiritualität neu zu beleben. So sandte sie ihren Mann beispielsweise immer abends mit Fackeln zum Tempel nach Jerusalem. Dort brachte er diese an und somit erstrahlte der Tempel mitten in der Nacht. Sehr viele Menschen versammelten sich dann aufgrund dessen im Tempel, um die Tora zu studieren, weil es in der Nacht der einzige beleuchtete Ort Jerusalems war. Auf diese Weise erreichte Debora durch die Fackeln, die ihr Mann im Tempel angebracht hatte, dass sich das Licht Gottes, welches sich in der Tora befindet, überall verbreiten konnte. Das Ergebnis für Barak war, dass er dank seiner Frau das himmlische Paradies erreichte. Ohne seine Frau hätte er das sicher niemals erlangt.

 

Die Tora erzählt auch, dass eine Frau dank ihrer weiblichen Intuition ihren Mann davon abhalten kann, den „Fehler seines Lebens“ zu begehen, so wie es z.B. die Frau von On ben Pelet tat.

 

Das 4. Buch Moses erzählt die Geschichte über Korach und seinen hinterhältigen Putschversuch. Korach war ein weiser Mann und durchaus sehr gläubig. Allerdings hatte sein böser Trieb ihm eingegeben zu denken, dass Moses ein Betrüger sei. Korach hatte Schwierigkeiten damit, dass Moses sich als der Führer des Volkes emporhob und dann auch noch seine Familienmitglieder mit den herausragenden Posten betraute. Der Bruder von Moses, Aaron, war beispielsweise sein Stellvertreter.

 

Korach wollte um jeden Preis Moses zu Fall bringen und schaffte es sogar, viele Große Männer des Volkes für seine Kampagne gegen Moses zu gewinnen. Einer dieser Männer war On ben Pelet. Die Frau von On ben Pelet war von dieser ganzen Kampagne aber alles andere als begeistert. Für sie war es zweifellos klar, dass Moses kein Betrüger war und außerdem war es Gott selbst, der am Berg Sinai und auch schon in Ägypten die Reihenfolge der Führungspersönlichkeiten bestimmt hatte.

 

So ging sie auf ihren Mann On ben Pelet zu und sagte zu ihm: „Schatz, was tust du dir diese ganze Putschsache an? Was für einen Unterschied macht es für uns, wer der Anführer ist? Wenn es Moses und Aaron sind, was bist du? Du bist ihr Schüler! Und wenn sich Korach erfolgreich durchsetzen sollte, dann wirst du eben der Schüler von Korach sein. So oder so bleibst du nur ein Schüler. Was spielt es also für dich für eine Rolle, wer der Führer ist? Glaube mir, mein Schatz, lass es sein. Lass die Finger von diesem Putschversuch und lass die anderen ruhig ihre Umtriebe allein machen.“

 

On ben Pelet meinte: „Ich weiß. Was soll ich aber machen? Alle meine Freunde sind für Korach und ich habe ihnen versprochen, bei dem Putsch gegen Moses dabei zu sein.“

 

Seine Frau erwiderte: „Okay Liebling, kein Problem. Leg dich schlafen. Mach ein kleines Nickerchen und überlass dein Versprechen mir. Ich werde mit deinen Freunden reden.“

 

Damit sich ihr Mann auch wirklich schlafen legte, verführte sie ihn, gab ihm reichlich Wein zu trinken und am Ende erreichte sie ihr Ziel, On ben Pelet schlief tief und fest.

 

Die Zeit drängte allerdings, da die Freunde vereinbart hatten,  ihn abzuholen, um dann am Hauptplatz gemeinsam mit Korach eine Protestdemonstration abzuhalten und den Putsch gegen Moses anzuzetteln.

 

Die Frau von On ben Pelet wusste, dass Korach und die Freunde ihres Mannes strenggläubig waren, aber eben in der Sache mit Moses, hatte ihr Gottvertrauen sie verlassen und sie waren völlig verblendet. Aufgrund der strenggläubigen Haltung wusste die Frau, dass weder Korach oder noch sonst irgendein Freund ihres Mannes ihn in ihrer Runde haben wollten, wenn sie sehen würden, was für eine unmoralische Ehe sie führten.

 

Im Judentum ist es nämlich üblich, dass eine verheiratete Frau ihre Haare durch ein Kopftuch oder eine Perücke bedeckt, um so für jeden klar zu zeigen, dass sie eine verheiratete Frau sei. Deshalb ist der Einzige, der ihr Haar berühren oder sehen darf, nur ihr Mann selbst. Eine Ehe, in der die Frau ihre Haare nicht bedeckt, wird von Strenggläubigen als unmoralische Ehe bewertet und abgelehnt.

 

All das wusste die Frau von On ben Pelet genau und deshalb setzte sie sich – ohne ihre Haare zu bedecken – vor den Eingang ihres Hauses. So wartete sie auf die Freunde ihres Mannes und als sie sah, dass diese kamen, um ihn abzuholen, begann sie zu singen und dabei ihre Haare in der Öffentlichkeit zu kämmen. Als die strenggläubigen Freunde ihres Mannes dieses sahen, flohen sie regelrecht entsetzt, da nach ihren strenggläubigen Maßstäben On ben Pelet ein „asozialer“ Sünder war, der eine absolut unmoralische Ehe führte. So machten sich also Korach und die Freunde von On ben Pelet ohne ihn (!) auf den Weg, um Moses und Aaron zu stürzen. Das Ende ihres Putschversuches war, dass Gott sich höchstpersönlich einmischte und alle, die gegen Moses waren, wurden durch ein Erbeben von der Erde vertilgt. Bis heute schmoren all jene Aufrührer sicher in der Hölle.

 

Die Frau von On ben Pelet hat somit im wahrsten Sinne des Wortes ihren Mann davor bewahrt, den Fehler seines Lebens zu begehen. Hätte sie sich nicht eingemischt, würde auch ihr Mann heute in der Hölle sein.

 

Das Interessante dabei ist allerdings die Art und Weise, wie sie mit dieser Sache umgegangen ist. Trotz der Tatsache, dass für sie dieser ganze Putschversuch eine Wahnidee war und sie allein schon der Gedanke daran sehr erzürnt hatte, ging sie ruhig und gelassen auf ihren Mann zu. Sie sprach sein Herz an, gab ihm das Gefühl der Zusammengehörigkeit, zeigt ihm ruhig auf, welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben würden. Und erst als sie sah, dass ihr das alles nichts helfen würde, obwohl er ihrer Meinung war, übernahm sie eben seinen Job und hat die Sache selbst aus der Welt geschafft.

 

Es kommt übrigens öfter vor, dass ein Mann sich in eine Sache reinziehen lässt, in die er eigentlich gar nicht will. Aber er hat keine Kraft oder er traut sich nicht, die Sache zu beenden. Die Frau von On ben Pelet hatte das erkannt und die Angelegenheit für ihn bereinigt. Sie hatte ihr Ziel erreicht, ohne zu streiten, zu schimpfen, ihn bloß zu stellen oder ihrem Mann vorzuhalten, wie dumm er doch eigentlich sei. Sie hatte alles mit Geduld und Ruhe voller Liebe und eben mit viel weiblicher Intuition, also mit reiner Frauenpower gelöst. 

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