Judentum und grünes Denken

Verringere, verwende wieder, recycele. Was sagt dieser Spruch aus und in welcher Beziehung steht die jüdische Tradition dazu?

11 Min.

Rabbiner Yonatan Neril

gepostet auf 04.04.21

Judentum und grünes Denken gehören zusammen – Heilige Verwendung: Nachhaltiger Umgang mit Rohstoffen

 

Wir leben in einer von der Konsumrevolution veränderten Gesellschaft. Zwischen Mitte und Ende des 20. Jahrhunderts wurden Konsumgüter großflächig in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Europa verfügbar. Wenn etwas kaputt geht, mag die Frage aufkommen es zu reparieren oder es loszuwerden und ein neues Produkt zu kaufen. Wenn es billiger ist ein neues Produkt zu kaufen, sind viele Menschen abgeneigt, die Mühen des Versuches es zu reparieren, auf sich zu nehmen. Mit solchen billigen und im Überfluss verfügbaren materiellen Gütern, ist es heutzutage leicht, Sachen wegzuwerfen. Wir rangieren Kleider und Geräte aus und kaufen uns neue, statt diese zu reparieren. Oder wir werfen Gegenstände weg, die noch zu gebrauchen sind, nur weil sie ein paar Jahre alt sind und womöglich von den neuen Produkten überholt wurden.

 

Menschen, welche in der Konsumgesellschaft leben, haben eine ganz andere Beziehung zu materiellen Gegenständen, als es Menschen in vergangenen Zeiten hatten. [2] Die Entscheidung einen Gegenstand wiederzuverwenden, oder ihn wegzuwerfen, bildet sich zum Teil aus der Beziehung einer Person zu materiellem Besitz: gilt es als unverzichtbar oder verzichtbar, unentbehrlich oder entbehrlich. Das ist wo jüdische Tradition heute so relevant ist. Jahrtausendalte jüdische Lehren offenbaren eine Vorstellung von „heiliger Verwendung“ der materiellen Welt, welche den Menschen an umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen heranführt. Diese Lehren können unser Verständnis über ein Thema, welches in der westlichen Welt erst vor kurzem an Interesse gewonnen hat, vertiefen und unser Handeln diesbezüglich beeinflussen.

 

Wir werden untersuchen, wie das Wiederverwenden von Gegenständen physischen Nutzen für die Menschen und den Planeten hat und wie es ebenfalls spirituelle Früchte trägt.

 

 

Jakob und die kleinen Gefäße

 

Eine Lehre aus dem Midrasch (Rabbinerkommentar zur Tora) wirft Licht auf die jüdische Ethik von nachhaltiger Rohstoffverwendung. Vor der berühmten Begegnung zwischen Jakob und Esau brachte Jakob seine Familie und sein Hab und Gut über einen Strom. Nachts kehrte er auf die andere Seite des Stromes zurück und die Tora erzählt, dass: „Jakob blieb allein.“ Rabbiner sehen das Wort „allein“ (hebräisch: levado) als überflüssig an und setzen es mit dem ähnlichen Wort lekado, was „für seine Gefäße“ bedeutet, in Verbindung. Es würde also „Jakob blieb seiner Gefäße wegen zurück“ bedeuten. Das heißt, so sagen es die Rabbiner, er überquerte den Strom in der Nacht aufs Neue, um ein paar kleine Gefäße zu holen, welche er vergessen hatte rüberzubringen.[3]Warum hat Jakob, im Angesicht der bevorstehenden Konfrontation mit Esau und seiner 400 Mann starken Armee, seine Familie alleine und ungeschützt zurückgelassen um ein paar vergessene Fläschchen zu holen? Warum waren sie ihm so wichtig?

 

Die augenscheinliche Absurdität von Jakobs Handlung wird verständlich, wenn man Jakobs Weltanschauung betrachtet: er glaubte daran, dass sein ganzer Besitz von G-tt kommt und einem bestimmten Zweck dient und deshalb dessen Möglichkeiten ausgereizt werden müssen.

 

Wie ein mittelalterlicher Kommentar erklärt, ist jeder materieller Gegenstand, welchen ein rechtschaffener Mensch benutzt, ein Mittel die Welt spirituell zu reparieren.[4] Jakob kam zurück seine Gefäße zu holen, um sicherzustellen, dass sie optimal verwendet werden würden. Hätte er sie nicht geholt, wäre nicht ihr ganzes Potential umgesetzt worden. Die wahrlich rechtschaffenen erkennen den Wert ihrer g-ttgegebenen Besitztümer und sind sehr umsichtig mit ihnen, ganz egal wie klein oder scheinbar unbedeutend sie sind.

 

Obwohl sie nicht übermäßig an materiellen Dingen hängen, entsorgen sie Gegenstände nicht vorzeitig oder gebrauchen diese unangemessen. Die Botschaft lautet: wiederverwenden, nicht recyceln.

 

 

Wiederverwenden als eine Erhöhung von “Funken”

 

Rabbi Nachman von Brezlaw stellt eine Lehre, basierend auf kabbalistischen Quellen, vor, welche uns helfen kann den wahrscheinlichen Grund für Jakobs Handeln zu verstehen. Er schreibt:

 

…Alles in der Welt hat im Inneren Funken von Heiligkeit, welche zur Zeit des „Bruches der Gefäße“ herunterfielen. „Zerbrechen“ ist die Natur der Buchstaben, welche zerbrachen und in alles und jedes in der Welt fielen. [5] Alles zu seiner Zeit: der Gegenstand muss zu dieser Zeit zu jener Person kommen, welche dieselben Wurzeln der Funken in sich trägt wie er. Wenn demnach dieser Gegenstand zu dieser Person gelangt, und sie dadurch Vitalität erlangt, ist es durch die zerbrochenen Buchstaben, welche darin enthalten sind – dadurch sind die zerbrochenen Buchstaben in dieser Person vereint, in seiner Vitalität. Sie werden zu einer vollständigen Einheit und durchströmen den gesamten Körper. Dadurch werden die Buchstaben wiederhergestellt und werden wieder ganz. Dann muss der Gegenstand bei dieser Person bleiben und ihr zur Verfügung stehen, bis die Buchstaben und Funken, welche mit ihrer Wurzel in Verbindung stehen, enden. Danach verlässt der Gegenstand ihren Besitz und gelangt zu jemand anderem; es ist an der Zeit für einen Fortschritt für die verbliebenen Buchstaben. Sie teilen dieselbe Wurzel mit dieser anderen Person und übergehen in ihren Besitz.[6]

 

Nach diesem Verständnis kommt ein Gegenstand zu einer Person für den Zweck des spirituellen Wachstums. Das Wiederverwenden eines materiellen Gegenstandes macht ein weiteres spirituelles Wachstum der heiligen Funken in dem Objekt möglich. Rabbi Yochanan ben Sakkai, ein Weiser des Talmuds, beauftragte seine Schüler auf dem Sterbebett die Gefäße aus seinem Zimmer zu entfernen, damit diese nicht durch seine Leiche unrein und damit unbrauchbar, werden.[7]Er handelte so, damit andere fähig waren diese Gefäße nach seinem Tod wiederzuverwenden. Im 20. Jahrhundert ordnete Rabbi Yaakov Kanievsky, der Steipler Rebbe, seinen Kindern an, einen verbogenen Nagel geradezubiegen und ihn beim Bau ihrer Sukka zu verwenden, damit dieser nicht verschwendet werden würde. Durch das Erheben der Funken zum Himmel unterlassen wir es, die Erde zu verschmutzen. Diese Beispiele zeigen die Beziehung, welche unsere Weisen zu materiellen Objekten hatten sowie die Anstrengungen, welche sie unternahmen, um die heiligen Funken in den Gegenständen zu erheben.

 

 

Erhöhung von Abfall

 

Das Gebot eine Sukka (bedeckte Behausung) zu bauen, ist ebenfalls bezogen aufs Wiederverwenden relevant.

 

Die Tora schreibt vor, “Das Fest Sukkot sollst du sieben Tage lang feiern, wenn du (den Ertrag) von deiner Tenne und von deiner Kelter, eingesammelt hast.“ [8] Beachtet, dass der Vers das Sukkotfest, dessen vordergründige Mitzwa es ist in der Sukkah zu leben, mit dem Einsammeln des Ertrages des Weizens aus der Tenne und des Weines aus der Kelter von jeden jüdischen Bauern, verbindet. Die Rabbiner aus dem Talmud greifen auf diese Verbindung zurück, um eine weitere Beziehung herzustellen – dass landwirtschaftlicher Abfall der Tenne und der Weinkelter für die Bedeckung (hebräisch: schach), den wichtigsten Teil der Sukka, verwendet werden sollte.[9]

 

Rabbi Nathan von Brazlaw erklärt den tieferen Sinn der Lehre des Talmuds.[10] Die Weisen lehren, dass Adam vor der Sünde des Verzehrs vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, keinen Abfall erzeugte, weil er alles vollständig verarbeitete, was er verbrauchte. Er erwähnt weiterhin, dass Adam und Eva im Garten Eden Früchte aßen, aber nach ihrer Sünde stiegen die Menschen auf das Niveau der Tiere herab, indem sie Essen, welches auf dem Boden wächst, aßen und sehr hart arbeiten mussten, um Getreide zu Brot zu verarbeiten. Die Sünde führte auch zu einer animalischeren Lebensweise in welcher mehr Abfall anfällt, im Gegensatz zur Lebensweise vor der Sünde. Wir können die Sünde ausbessern, indem wi zeigen, dass wir anerkennen, dass landwirtschaftlicher Abfall von der Weizen- und Weintraubenernte, kein Müll ist. Vielmehr kann er dazu verwendet werden die Sukka zu bauen und es zu ermöglichen innerhalb eines heiligen Raumes das Sukkotfest zu feiern.

 

 

Materielle Güter in der modernen Gesellschaft

 

Verringere, verwende wieder, recycele (reduce, reuse, recycle). Was sagt dieser Spruch aus und in welcher Beziehung steht die jüdische Tradition dazu? Der Satz beinhaltet eine absteigende Prioritätenreihenfolge: zunächst verringere, danach verwende wieder und anschließend recycele nur als letzter Ausweg.[11] Während Recycling oft als Synonym für „grün“ gilt, sind zuallererst verringern, was man verwendet und wiederverwenden, was man bereits verwendet, Handlungen mit weitaus größerer Auswirkung auf die Umwelt.

 

1955 hat der Einzelhandelsanalyst Victor Lebow eine Tendenz in der Konsumgesellschaft aufgezeigt – weg von erhöhter Achtsamkeit gegenüber dem Besitz und hin zu einer kurzfristigeren Sicht. Er schrieb:

 

Unsere ungeheuer produktive Wirtschaft…erfordert, dass wir den Konsum zu unserer Lebensweise machen, dass wir den Warenkauf zu Ritualen umwandeln, dass wir unsere spirituelle Befriedigung, unsere Befriedigung des Egos im Konsum suchen…Wir brauchen Sachen verbraucht, ausgebrannt, ausgetragen, ersetzt und ausrangiert in immerzu steigendem Tempo.[12]

 

Die Westliche Welt ritualisiert den Konsum, wohingegen das Judentum das Wiederverwenden ritualisiert. Jüdische Quellen strotzen vor Beispielen vom Wiederverwenden von rituellen Objekten. Die Tora erwähnt, dass die kupfernen Feuerpfannen des Korach und seines Gefolges eingeschmolzen und wiederverwendet wurden, um die Beschichtung des Altars daraus zu formen.[13] Der Talmud verzeichnet, wie zwei Weise, Rav Ami und Rav Asi, Brot wiederverwendeten, indem sie es segneten und aßen, welches zuvor beim Ritual der Herstellung eines eruv (ritueller Zaun) für den Hof für den Sabbat, verwendet wurde. Diesbezüglich sagten Rav Ami und Rav Asi: “Da eine Mitzwa damit vollbracht wurde, sollten wir es für eine andere Mitzwa nutzen.”[14] Das Prinzip dieser Weisen des Talmuds sagt aus, dass der Gebrauch eines rituellen Objekts für mehrere Rituale sich in zahlreichen anderen jüdischen Bräuchen manifestiert.

 

Ein Beispiel ist der Brauch die Myrte des Lulav Bündels (“vier Arten”) von Sukkot als angenehmen Duft für die Hawdala, basierend auf der mystischen Traditon des Zohar, zu nutzen.[15]  Es existieren viele weitere Beispiele.[16] Was könnte der Grund für das Wiederverwenden von rituellen Objekten sein? Da eine Mitzwa damit vollbracht wurde, wurde der Gegenstand mit Heiligkeit aufgeladen. Beim Vollbringen einer anderen Mitzwa ist es wünschenswert solch ein Objekt zu benutzen, da seine erhöhte Heiligkeit es ermöglichen wird, die zweite Mitzwa auf einem höheren heiligen Niveau durchzuführen.[17] Die jüdische Tradition beinhaltet deshalb klare Anweisungen für das Wiederverwenden bestimmter Objekte, in diesem Fall für spirituelle Gründe.

 

Das Wiederverwenden ritueller Objekte steht im Widerspruch zur von Victor Lebow oben beschriebenen Tendenz. Das Wegschmeißen von Gebrauchsgegenständen wurde erst in der letzten Jahrhunderthälfte stärker ausgeprägt, als materielle Güter billiger und besser verfügbar wurden. Die Preiswertigkeit von neuen Produkten fungiert als Entmutigung, die Kosten der Reparatur eines kaputten Gegenstandes auf sich zu nehmen. In Amerika kann man Einweggrills kaufen.[18] In Jerusalem gibt es ganze Läden die sich dem Verkauf von Wegwerfartikeln verschrieben haben.

 

Dies sind die Konsequenzen einer Gesellschaft, welche das, was sie konsumiert nicht vollständig verarbeitet – einer Wegwerfgesellschaft. Wenn man gewöhnt ist Einweggeschirr wegzuwerfen und billige Elektrogeräte jedes Mal wenn sie kaputt gehen zu entsorgen, nimmt der Wert materieller Güter in der Wahrnehmung ab. Mobiltelefone, Kühlschränke und Autos können zum Wegwerfartikel werden, wenn die Kosten ein neues Produkt zu kaufen geringer sind, als die Kosten es zu reparieren. So ein Lebensstil gewöhnt den Menschen daran Sachen zu entwerten, die einen Wert haben. Sogar Beziehungen – zu Freunden, Eltern, Ehegatten – können als wegwerfbar in solch einer Denkweise gesehen werden.

 

 

Müll und der Planet

 

Diese Ansicht und Lebensweise hat auch fühlbare Konsequenzen für die Umwelt. Während wir normalerweise an Berge aus Gestein und Ozeane aus Wasser denken, kann man heute von Bergen von Müll und Ozeanen aus Plastik sprechen. Die US-amerikanische Environmental Protection Agency berichtet, dass “US-Bürger 2009 etwa 243 Millionen Tonnen Müll verursachten und 82 Millionen Tonnen davon recycelt und kompostiert wurden, das entspricht einer Recyclingquote von 33,8 Prozent. Im Durchschnitt recycelten und kompostierten wir 0,66 kg unserer eigenen Abfallerzeugung von 1,97 Kilogramm pro Person und Tag.”[19]

 

Lassen Sie uns untersuchen, was mit manchem Plastikabfall – von Tüten, Gabeln, Tellern und Flaschen – passiert, der nicht recycelt wird. Nachdem wir es “wegwerfen”, gelangen manche von uns verwendete Plastikartikel in die Ozeane. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) führt eine Schätzung von 1997 der US-amerikanischen Academy of Science an, wonach Menschen jedes Jahr 6.4 Millionen Tonnen Schiffsmüll in die Ozeane werfen. Das UNEP fährt fort, dass „nach anderen Berechnungen und Schätzungen 8 Millionen Objekte vom Schiffsmüll jeden Tag in die Ozeane und Meere gelangen, wovon 5 Millionen über Bord geworfen werden oder von Schiffen verloren gehen. Des Weiteren wurde geschätzt, dass über 13 000 Stück Plastikmüll auf jedem Quadratkilometer Ozeanoberfläche treiben.”[20] Es wurde über riesige Plastik- und Müllflecken im Pazifischen und Atlantischen Ozean berichtet.[21]

 

Welche Auswirkung hat dieser im Meer treibender Abfall auf die Ozeane und deren Ökosysteme? Nach dem U.S. National Oceanic and Atmospheric Marine Debris Program, verheddert sich dieses Treibgut im Meeresleben und verletzt Meerestiere wie Meeresschildkröten, Seevögel und Meeressäugetiere, welche kommen um das Treibgut zu essen. Außerdem kann das Treibgut „wichtige Meereslebensräume, wie etwa Korallenriffe, schädigen. Viele dieser Lebensräume bilden die Basis des Meeresökosystems und sind entscheidend für das Überleben zahlreicher anderer Arten.“[22] Plastikabfälle im Ozean sind nicht nur ein Schandfleck für die Menschen, sondern eine ernsthafte Bedrohung für unzählige Wasserbewohner. Menschen hängen vom gesunden Meeresleben ab, um es als Nahrungsmittel zu konsumieren. In der Tat bekommen manche Länder einen entscheidenden Anteil ihres Nahrungsmittelverbrauchs aus den Ozeanen.

 

Ein weiteres Beispiel für Verschwendung in der modernen Gesellschaft sind verbrauchte Brennstäbe von Atomreaktoren für die Stromerzeugung. Die nukleare Krise in Japan aus dem Jahre 2011, beleuchtete, nach der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl von 1986, die Risiken, welche mit der Erzeugung von nuklearer Energie, bei der Atommüll anfällt, zusammenhängen. Die New York Times berichtete, dass nach den von der Tokyo Electric Power Company, welche die sechs Reaktoren im Kraftwerk von Fukushima betreibt, veröffentlichten Zahlen, “11.125 verbrauchte radioaktive Brennstäbe in der Anlage gelagert wurden. Das ist etwa viermal so viel radioaktives Material wie in den Reaktorkernen zusammengenommen.”[23] Da radioaktiver Abfall so lange währt, kann er nie wirklich “entsorgt” werden und muss stattdessen gelagert werden. Im Falle Japans wurde der Abfall an einem Ort gelagert, der anfällig für Erdbeben und Tsunamis ist. In den Vereinigten Staaten von Amerika stellt die Lagerung von radioaktivem Abfall ebenfalls eine Herausforderung dar und noch immer wurde keine Langzeitlösung gefunden.

 

Letztlich, wie kann es sein, dass wir so viel Müll erzeugen? Das bringt uns zurück zu den kleinen Gefäßen – eine Plastiktüte an der Kasse, ein Yoghurtbecher – vervielfacht über Jahrzehnte solch eines Konsums und jetzt Milliarden von Menschen. Die Dinge summieren sich. Jakobs Rückkehr wegen zwei oder drei Gefäßen lehrt uns, dass die kleinen Dinge zählen. In unserem Konsumzeitalter gewann diese Botschaft nur noch mehr an Relevanz. Heutiger Reichtum und Überfluss stellen sowohl eine ökologische als auch eine religiöse Herausforderung dar – die materielle Welt auf eine achtsame und heilige Art und Weise zu nutzen. Mögen wir der Aufgabe entsprechend leben unseren Kindern eine Welt zu hinterlassen, welche von der Pracht ihres Erschaffers zeugt.

 

Rabbi Yonatan Neril begründete und leitet die Jewish Eco Seminars, welche mit jüdischen Gemeinden zusammenarbeiten und jüdische ökologische Weisheiten lehren. Die letzten sechs Jahre arbeitete er zusammen mit Canfei Nesharim an der Entwicklung von Lehrquellen, welche sich auf das Judentum und die Umwelt beziehen.

 

 

Übersetzt von Oleksandr Shvetsov

Dieser Artikel erschien in der englischen Originalfassung auf Canfei Nesharim.org im Rahmen des Jahres des jüdischen Lernens über die Umwelt, das von Jewcology gesponsert wurde. Jewcology hat sich an der Übersetzung des Artikels nicht beteiligt. Schließe dich der globalen jüdischen Umweltdiskussion auf Jewcology.com an! 

 


 

[1] Der Autor möchte Evonne Marzouk, für ihre hilfreichen Anmerkungen beim Entstehen des Artikels, danken.

[2] Für weitere Informationen,: Waste and Want: A Social History of Trash, von Susan Strasser, Henry Holt and Co., 2000

[3] Raschi zu Genesis 32:25 basierend auf dem Babylonischen Talmud, Chulin, 91a. Gur Aryeh (Maharal von Prag) zu 32:24 sagt es waren zwei oder drei sehr kleine Behälter. Baalei Tosafot zu 32:25 versteht levado als Andeutung für lecado, “für seine Behälter.” Die Wörter sind identisch, bis auf die Buchstaben bet und caf, welche sehr ähnlich aussehen.

[4] Orchot Tzaddikim zu Genesis 32:24. Mittelalterlicher, anonymer rabbinischer Tora Kommentator.

[5] Nach Kabbala waren die Gefäße bei der Erschaffung der Welt nicht in der Lage das Licht aufzunehmen und zersplitterten in „Funken“, welche in der Welt zerstreut sind.

[6] Likutei Moharan, Abschnitt 54c, Übersetzung gedruckt mit der Erlaubnis vom Breslov Research Institute, Jerusalem.

[7] Babylonischer Talmud, Berachot 28b

[8] Deuteronomium 16:13, Judaica Press Übersetzung.

[9] Babylonischer Talmud, Traktate Rosch ha-Schana 13a und Sukka 12a

[10] Nachfolgendes basiert auf Rabbi Nathan von Brazlaw, Likutei Halachot, Choshen Mishpat, Hilchot Mekach u'Memkar, Halacha 4, Abschnitt 8, wie es von Rabbi Nathan Greenberg und Rabbi Daniel Kohn am Yeshivat Bat Ayin gelehrt wurde.

[11] Siehe unter folgenden Webseiten, welche wichtige Informationen über die Beziehung zu Abfall bereitstellen: http://zerowaste.org/case.htmundhttp://www.lnt.org/

[12] “The Journal of Retailing,” Frühlingsausgabe 1955, S. 7, zitiert in Durnings, How Much is Enough? (1992)

[13] Numeri 17:3. Der Talmud hält im Traktat Menachot 99a fest, wie Rabbi Acha bar Yaakov diesen Vers als Beispiel für das Prinzip der Verwendung ausschließlich heiliger Objekte für einen noch heiligeren Nutzen zitiert.

[14] Babylonischer Talmud, Traktat Berakhot 39b und Traktat Sabbat 117b, sowie Jerusalemer Talmud, Traktat Eruvin 86:7. Der Brauch das Brot zu essen, nachdem es für den eruv chatzeirot (ritueller Hofzaun) benutzt wurde, ist in der Rama zum Schulchan Aruch, Orech Chaim 394:2 festgeschrieben.  Sieh auch Taz dort. Dieser Brauch ist im jüdischen Recht festgeschrieben zur Ausübung für Juden europäischer Abstammung.

[15] Schulchan Aruch, Orech Chaim, 297:4, basierend auf Zohar, Parascha Wajakhel, S. 94, wie von Darchei Moshe im Tur zitiert.

[16] Rabbi Shmuel Simenowitz liefert andere Beispiele basierend auf dem Zohar. “Nach dem Sukkot wird der Etrog typischerweise mit Nelken dekoriert und als “B’samin” gebraucht – ein duftendes Gewürz für die Hawdala. Ähnlich wird der Lulav üblicherweise dazu verwendet das Feuer, in welchem das gesäuerte Brot für Pessach backt, anzuheizen.“ (“Water Conservation and Halakha an Unorthodox Approach“, Compendium of Souces in Halacha and the Environment, Canfei Nesharim, NY, 2005, S. 52.)Rabbi Binyomin Adilman erwähnt die folgenden zusätzlichen Fälle: „Die Fransen der alten, ausgetragenen Zizit werden als Bibellesezeichen verwendet, wenn die Zizit ersetzt werden. Olivenöl vom Land Israel hängt in der Sukka repräsentativ al eine der sieben Arten des Landes. Anschließend wird es für das Anzünden der Chanukka Lichter aufbewahrt. Ergänzend wird eine kleine Menge aus den Dochten herausgepresst und wird sechs Wochen später zu “Tu biSchevat” verspeist. In der Mischna gibt es eine Beschreibung von Simchas Beis Hashoeva ( Jubel über die Wasserschöpfung), ein Fest in welchem hohe Menorot (Kerzenleuchter) angezündet wurden, welche jedes Hof in Jerusalem beleuchteten (Traktat Sukka 5:3). Die Dochte für diese Flammen wurden aus den ausgetragenen Gewändern der Kohanim, der Priester, welche in dem Tempel von Jerusalem dienten.“ Seht Rabbi Binyomin Adilmans “Recycling in Jewish Tradition” über diese und andere Beispiele. Online verfügbar unter:http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Judaism/recycling.html

[17] Diese Erklärung der Lehre des Talmuds von Rav Ami und Rav Asi basiert auf der Erklärung welche Rabbi Adilmann in seinem oben zitierten Artikel gegeben hat.

[18] Zum Beispiel der EZ-Grill tragbarer, wegwefbarer Barbecue-Grill ist auf Amazon verfügbar. Sehthttp://www.amazon.com/EZ-Grill-Portable-Disposable-Barbeque/dp/B002RV5C94/ref=sr_1_1?ie=UTF8&;qid=1298807023&sr=8-1

[19] US Environmental Protection Agency, “Municipal Solid Waste Generation, Recycling, and Disposal in the United States: Facts and Figures for 2009,” online aufhttp://www.epa.gov/epawaste/nonhaz/municipal/pubs/msw2009-fs.pdf

[20] Basierend auf dem Bericht, Marine Litter: A Global Challenge (2009), welches bei der Zusammenarbeit zwischen der Ocean Conservancy und dem UN Environment Program Regional Seas Programme vorbereitet wurde. Schau online aufhttp://www.unep.org/regionalseas/marinelitter/about/distribution/default.asp

[21] Charles Moore, Gründer und Forschungsleiter der Algalita Marine Research Foundation, berichtete zuerst von den Flecken im Pazifischen Ozean in 1997.

[22]http://marinedebris.noaa.gov/info/plastic.html

[23] "Greater Danger Lies in Spent Fuel Than in Reactors," von Keith Bradsher und Hiroko Tabuchi, The New York Times, 3.17.2011,online auf:http://www.nytimes.com/2011/03/18/world/asia/18spent.html?_r=1&;scp=1&sq=nuclear%20assemblies&st=cse 

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