Ein Regen voller Segen

Eine kleine Geschichte, die ich an Schabbat über meinem Rabbi las, bei dem ich damals lernte ...

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 17.03.21

Eine kleine Geschichte, die ich an Schabbat über meinem Rabbi las, bei dem ich damals lernte – Rabbi Mordechai Elijahu s. A.

 

Er saß eines Tages mit seinen Söhnen zusammen und sie studierten gemeinsam die Tora anhand einer halachischen Frage über das Schmita (das siebte Jahr). Jedes siebte Kalenderjahr im Judentum muss man das Land Israel ruhen lassen, das heißt, man darf im siebten Jahr überhaupt nicht säen und ernten. Es gilt ein Jahr Ruhepause für das Land. Deswegen wird viel Obst und Getreide im siebten Jahr von unseren Nachbarländern genommen, wie den Arabern, vom Gazastreifen usw.

 

Rabbi Mordechai Elijahu war ein Nationalreligiöser und er war ein weiser Mann, besaß ein großes Torawissen. Er hatte sich mit der Frage auseinandergesetzt: „Wenn wir jetzt nichts von jüdischen Bauern und Landwirten beziehen, sondern von Arabern, dann haben wir ein Problem, indem wir nicht nur, aber teilweise Terroristen mit unseren Geldern unterstützen. Wir geben Leuten Geld, die sich nicht einig sind, wie Syrien und Ägypten. Wir wissen nicht, wo die Gelder hingehen.

Halachisch gesehen darf ein jüdischer Bauer daher dennoch im siebten Jahr arbeiten.“

 

Während der halachischen Diskussion klingelte das Telefon. Rabbi Mordechai Elijahu nimmt ab und fragt, wer da ist.

 

Der Anrufer: „Ich bin aus Milano, Italien. Ich bin hier im Entbindungssaal. Meine Frau erwartet ein Kind. Die Ärzte raten ihr zu einer Operation, weil sonst sie und Kind gefährdet seien. Meine Frau sagt diesem operativen Eingriff nicht zu – solange nicht, bis ihr Rabbi ihr den Segen zuspricht.“

 

So fragte der Rabbi nach dem Namen seiner Frau, konzentrierte sich und sagte zu ihm: „Deine Frau soll sich nicht operieren lassen! Sie soll abwarten. Und du sollst in der Zwischenzeit das Buch des Propheten Jona lesen! Wenn du es zu Ende gelesen hast und deine Frau immer noch nicht entbunden hat, dann rufe mich nochmal an.“

 

Kaum vergingen zwei Minuten und Rabbi Mordechai Elijahu bekam schon wieder einen Anruf aus Italien. Der italienische Chefarzt war diesmal am Telefon und sagt dem Rabbi: „Pronto, Pronto! Was ist denn mit dir los?! Du hast wohl einen an der Waffel?! Ihr Rabbiner mischt euch immer in Sachen ein, die euch gar nichts angehen! Ihr Rabbiner denkt immer, ihr seid so klug und wisst alles. Was soll das?! Was mischst du dich denn in meine Angelegenheiten ein? Ich bin der Chefarzt dieser Abteilung, ein gebürtiger Israeli. Deswegen spreche ich mit dir auch Hebräisch. Und ich sage dir, dass diese Familie in Lebensgefahr ist. Das ungeborene Kind schwebt in Lebensgefahr. Du musst dieser Frau sagen, dass sie sich operieren lassen muss.“

 

Darauf der Rabbiner: „Ich mische mich doch überhaupt gar nicht in deine Angelegenheiten ein. Ich kenne den Mann nicht, der mich vorhin angerufen hat. Ich gab ihm einfach nur einen Rat. Schließlich hast du ihm auch deinen Rat gegeben. Jetzt lass die Familie entscheiden.“

 

Der Arzt: „Nein. Du musst dieser Familie klipp und klar sagen, dass seine Frau sich operieren lassen muss, denn sie und ihr Ungeborenes schweben in Lebensgefahr!“

 

Abermals antwortet der Rabbi: „Nein, das sage ich nicht. Ich habe etwas anderes gesehen. Sie soll sich nicht operieren lassen – jetzt noch nicht.“

 

Der Arzt fügt hinzu: „Ich werde die Konsequenzen für den Tod dieser Frau oder ihres Babys überall in Israel veröffentlichen. In allen Tageszeitungen wird man über dich sprechen als Kindermörder und Frauenmörder. Du Drecksrabbi!“, und legt den Telefonhörer auf.

 

Der Rabbi denkt sich. „Was ist denn das für ein verrückter Arzt?! Von so einem Arzt auf gar keinen Fall operieren lassen!“

 

Rabbi Mordechai Elijahu setzte die halachische Diskussion mit seinen Söhnen fort. Nach einer viertel Stunde klingelte wieder das Telefon. Der Ehemann war am Apparat und sagte voller Freude: „Rabbiner! Dir gebührt ein großes Mazel Tov! Meine Frau hat soeben einen gesunden Sohn auf die Welt gebracht. Und es war genauso wie du es gesagt hast: In dem Moment, wo ich das Buch des Propheten Jona zu Ende gelesen hatte, hat meine Frau ohne operativem Eingriff entbunden.“

 

Er hängte den Hörer ein.

 

Sechs Jahre später gab es ein großes Treffen in Milano. Alle jüdischen Gemeinden aus Italien hatten sich in einem luxuriösen Haus in  Milano zusammengefunden. Eingeladen war auch der Oberrabbiner Israels, nämlich Rabbiner Mordechai Elijahu. Auf dieser Veranstaltung hielt er eine Rede und segnete alle. Als er vom Rednerpult wegtrat und Platz nahm, stand mittendrin ein Mann auf und ging vor ans Pult: „Moment! Moment! Ich möchte etwas sagen. Jeder von euch kennt mich sicherlich vom Sehen her. Ich bin der berühmte Chefarzt der Geburtsabteilung hier im Krankenhaus in Milano. Und vor sechs Jahren hatte ich mit diesem Rabbiner, dem ihr soeben alle applaudiertet, einen Disput. Ich sagte, dass eine Frau mit ihrem ungeborenen Kind in Lebensgefahr schwebt. Es wäre unbedingt eine Operation nötig gewesen. Er sitzt in Israel, sieht die Frau nicht und kennt sie nicht einmal. Auch kennt er ihren Ehemann nicht. Er hat aus medizinischer Sicht von nichts eine Ahnung, aber erzählt mir, dass bei ihr keine Operation notwendig ist. Letzten Endes war es so, dass diese Frau ein gesundes Kind zur Welt brachte. Das habe ich diesem Rabbi zu verdanken!“

 

Alle im Saal applaudierten dem Rabbiner daraufhin.

 

Wenn ihr wirklich alle mal in Israel seid, fahrt vorbei an den großen Friedhof in Jerusalem. Besucht den Rabbiner Mordechai Elijahu – ein Mann, von dem man auch viel Segen erhalten kann und von dem auch ich viel geschenkt bekommen habe.

 

Ich bete für euch alle, dass sich die ganze Hölle, die es gibt, von euch entreißt und sich alles Negative von euch fernhält. Ich wünsche euch Gesundheit, Liebe, Wärme, gute Finanzen, super Verständnis mit der Familie, mit den Eltern und Freunden. Ein schönes Leben, so wenig wie möglich Komplikationen, Ärger, Kummer. Dass alles einfach nur gut ist. Ein Leben voller Glück, Freude, Zufriedenheit – voller Hoffnung und Licht. Und alle Segnungen, die ich bekommen habe von allen Zaddikim, die mich immer begleiten, sollen auch euch begleiten und euch beistehen.

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