Mündliche und schriftliche Tora

Es ist allgemein bekannt, dass die Tora auf der hebräischen Sprache am Berge Sinai übergeben wurde ...

4 Min.

Rabbiner Yafim Aminov

gepostet auf 16.03.21

Bezüglich der mündlichen Auslegung schreibe ich Ihnen wie folgt noch
einige Beweise mit denen sie sich abermals beschäftigen können. Wenn
sie diese nicht als beweise sehen bitte ich sie drum mir ihren
Standpunkt zu den jeweiligen Themen mitzuteilen.

1. Es ist allgemein bekannt, dass die Thora auf der hebräischen
Sprache am Berge Sinai übergeben wurde (von G“tt). Und auf Hebräisch
bestehen Wörter nicht nur aus Buchstaben sondern auch aus der
entsprechenden Vokalisation (hebräisch Nikud, wörtlich
„Punktierung“). Wörter würden ohne die Vokalisation eine vollkommen
verschiedene Bedeutung bekommen. D.h. die Vokalisation entscheidet
über die Bedeutung des Wortes.

Beispiel: Das Wort „חלב“ (Milch) besteht aus 3 Buchstaben (CH, L, V=
„chalav“) und ohne die Vokalisation „אָ‎" (A) wäre statt Milch das
Wort Fett „חלב“ (CH, L, V= „chelev“) vokalisation "אֱ" (E) oder
umgekehrt zu verstehen.

Fakt ist, dass die Thora ohne Vokalisation übergeben wurde und Moses
derjenige war der dem Volk (so wie er es vom lieben Herrn gelernt hat)
die genaue Bedeutung und Vokalisation der Wörter erklärte und das Volk
hörte es zu dem Zeitpunkt von ihm und überlieferte es von Generation
zu Generation und dies alleine ist schon ein Grundstein der so
genannten mündlichen Überlieferung der Thora. Ohne diese minimale
mündliche Überlieferung würde sogar ein einzelner Buchstabe schon
anders klingen als er sollte. Deswegen ist es ganz simpel und klar,
dass dies dem jüdischen Volke mündlich überliefert wurde denn
andersrum ergebe es einfach keinen Sinn. Daraus entsteht, dass die
bestimmte Vokalisation des Namen G“ttes ihren Ursprung bei der
Überlieferung Moses der Bedeutung und Vokalisation hat. Es handelt
genau um den Moses der es verbot den Namen G“ttes in seiner
Vokalisation zu lesen geschweige denn ihn auszusprechen. Der einzige
dem es erlaubt wurde dies zu tun ist der Hohepriester am heiligen Jom
Kippur.

2. Es gibt Sätze die besagen, dass man den Weisen folgen und
ihren Interpretationen gehorchen soll. (5.Mos e 17/9-13) „Und zu den
levitischen Priestern kommen und zu dem Richter, der zu der Zeit sein
wird, und sie befragen. Die sollen dir das Urteil sagen. Und du sollst
tun nach dem, was sie dir sagen an der Stätte, die der HERR erwählen
wird, und sollst es halten, dass du tust nach allem, was sie dich
lehren werden. An die Weisung, die sie dir geben, und an das Urteil,
das sie dir sagen, sollst du dich halten, sodass du davon nicht
abweichst weder zur Rechten noch zur Linken. Und wenn jemand vermessen
handeln würde, dass er dem Priester nicht gehorcht, der dort im Dienst
des HERRN, deines Gottes, steht, oder dem Richter, der soll sterben,
und du sollst das Böse aus Israel wegtun.“

3. Zusätzlich steht noch (2. Mose 24/3-4) geschrieben: „Mose kam
und sagte dem Volk alle Worte des HERRN und alle Rechtsordnungen. Da
antwortete alles Volk wie aus einem Munde: Alle Worte, die der HERR
gesagt hat, wollen wir tun. Da schrieb Mose alle Worte des HERRN
nieder und machte sich früh am Morgen auf und baute einen Altar unten
am Berge und zwölf Steinmale nach den zwölf Stämmen Israels.“

Und da stellt sich jetzt die Frage warum Moses zwischen Worte des
Herren und Rechtsordnungen unterscheidet und sie dann zusätzlich
aufzählt denn er hat ja gesagt, dass es alle Worte des Herren sind.
Was sind dann die Rechtsordnungen?! Zusätzlich steht noch, dass Moses
alle Worte nieder schrieb. Und wo blieben dann die Rechtsordnungen
warum hat er diese nicht aufgeschrieben?!

Die einzig mögliche Antwort ist, dass mit „alle Worte, die der Herr
gesagt hat“ die schriftlich überlieferte Thora und mit „alle
Rechtsordnungen“ die mündlich überlieferte Thora gemeint wurde.
Dadurch ist bewiesen, dass Mose zwei Überlieferungen bekommen hat eine
die er schriftlich niedergeschrieben hat (תורה שבכתב) und eine die
mündlich überliefert wurde (תורה שבעל פה).

4. Zusätzlich steht im (2. Mose 4/13-14) geschrieben: „Und er
verkündigte euch seinen Bund, den er euch gebot zu halten, nämlich die
Zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln. Und der HERR
gebot mir zur selben Zeit, euch Gebote und Rechte zu lehren, dass ihr
danach tun sollt in dem Lande, in das ihr zieht, es einzunehmen.“ Und
diesmal ist nicht verständlich warum G“tt Moses gebot dem Volk Israel
Gebote und Rechte zu lehren wenn sowieso alles schon schriftlich
festgehalten ist? Die Antwort ist, dass es nicht ausreichend genug ist
nur die schriftliche Thora zu lernen sondern wie zu sehen ist handelt
es sich wiederum die mündliche Überlieferung die zur genaueren
Interpretation der schriftlich Thora dient. Und Moses war verpflichtet
diese dem Volke zu lehren!

5. Noch ein Beweis, im Buch 1. Chronik 5/1 steht geschrieben:
„die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels – denn er war zwar der
Erstgeborene, aber weil er seines Vaters Bett entweihte, wurde sein
Erstgeburtsrecht gegeben den Söhnen Josefs, des Sohnes Israels, doch
wurde er nicht in das Geschlechtsregister als Erstgeborener
aufgezeichnet“. Es steht geschrieben, dass Ruben das Erstgeburtsrecht
wegen seiner Sünde verloren hat und diese dann Josef zugeschrieben
wurde. Da stellt sich die Frage woher weiß der Autor des Buches dies
weiß denn es steht ja nicht in der Thora geschrieben. Dann wird
erklärt, dass er das Erstgeburtsrecht verlor wegen seiner Sünde und
dass Josef diese geerbt habe. Dadurch wird klar, dass der Autor des
Buches (Esra), der erst viel später lebte, diesen Teil des Geschehens
mündlich überliefert bekommen hat und es in sein Buch hineinschrieb
obwohl in der Thora Moses nicht darüber steht.

6. Zusätzlich steht im Buch 5. Mose 34/9 geschrieben: „Josua
aber, der Sohn Nuns, wurde erfüllt mit dem Geist der Weisheit; denn
Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. Und die Israeliten gehorchten
ihm und taten, wie der HERR es Mose geboten hatte.“

Nun kommt die Frage auf: weshalb mussten die Israeliten Josua
gehorchen wenn sowieso alle Gebote des HERRN schon schriftlich
festgehalten wurden? Daraus können wir lernen, dass das Volk
verpflichtet war Josua in der mündlich Überlieferung, die er von Moses
überliefert bekommen hat, zu folgen. Denn davon hängt ihre ganze
G“ttesarbeit ab. Macht es das Volk richtig oder falsch hängt einzig
und allein davon ab.

7. In der Thora steht geschrieben, dass das man in der סוכה
(Laubhütte) sitzen soll. Aber es steht nirgends geschrieben was eine
„Laubhütte“ ist? , wie sie aussieht? , wo sie platziert werden kann
und wo nicht? , woraus sie bestehen darf und voraus nicht? , darf sie
innerhalb des Hauses bzw. wie ein Zelt gebaut werden oder nicht?
Sondern es ist einfach und klar, dass der liebe HERR uns ALLE „Mitzwa“
(Gebote) sehr objektiv und generell in der schriftlichen Thora erwähnt
hat aber die genauen Details und Regeln wurden mündlich überliefert
und nicht schriftlich festgehalten. So wie geschrieben steht man solle
kein חמץ (Chametz)zu Passah essen. Was ist Chametz?, was ist eine
Matze?!, worin besteht der Unterschied zwischen den beiden?!, sie
werden keine einzige Antwort darauf in der Thora finden und dies aus
nur einem einzig wahren Grund und zwar ist es die mündlich
Überlieferung die Moses von G“tt bekommen und die von Generationen zu
Generation weiter „überliefert“ wird.

Zum Schluss gibst keine zwei Seiten einer Münze. Mündliche und Schriftliche Tora stehen immer zusammen in jeder Seite einer Münze.

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