Eine Nation von Konvertiten

Der Talmud lehrt uns, dass die Seelen der zukünftigen rechtschaffenen Konvertiten tatsächlich mit uns am Berg Sinai waren und dass sie die Tora zusammen mit uns empfangen haben.

5 Min.

Breslev Israel Redaktion

gepostet auf 25.05.20

Bei jedem Schawuot Fest lesen wir die Schriftrolle von Ruth, um uns daran zu erinnert, dass auch wir Konvertiten waren, als wir die Tora am Berg Sinai erhielten. Der Talmud lehrt uns, dass die Seelen der zukünftigen rechtschaffenen Konvertiten tatsächlich mit uns am Berg Sinai waren und dass sie die Tora zusammen mit uns empfangen haben. Deshalb müssen wir darauf achten, rechtschaffene Konvertiten nicht zu diskriminieren. Obwohl Haschem das jüdische Volk erwählte und uns die Tora gab, müssen wir immer noch bereit sein, die rechtschaffenen Konvertiten zu umarmen, wie die es uns Tora befiehlt: „Sie müssen den Fremden („Ger“ auf hebräisch heißt auch „Konvertiten“) lieben, denn Sie waren Fremden in Ägypten.“ Als wir am Schawuot über Ruth lesen, erinnert es uns daran, dass wir Ruth sicherlich nicht besser sind. Ruth wurde in einer Gesellschaft geboren, die gegen alle Tora Prinzipien stand. Stattdessen hatte Ruth die wunderbare Kraft, sich von dem negativen Einfluß ihrer „anti-Tora Gesellschaft“ zu distanzieren, um ein gerechter Konvertitin zu werden, die an der Tora Israels festhält.

 

 

Rabbi Natan von Breslev erklärt, dass wir Megillat Ruth über Schawuot lesen, weil die Zeit der Übergabe der Tora sowohl für Konvertiten als auch für Ba'alei Teshuva am besten geeignet ist. Nachdem alle Juden die Unreinheit Ägyptens für die Heiligkeit Israels verlassen hatten, waren sie wie Konvertiten und näherten sich ihrem Vater im Himmel. Aus diesem Grund enthielt die sinaitische Offenbarung den Klang des Schofars, des Feuers und der Fackeln, die mit dem Aspekt vom Urteil verbunden sind, um die negative Energie zu verbrennen, die dem jüdischen Volk durch die Unreinheit Ägyptens auferlegt wurde. Es ist auch kein Zufall, dass der Klang des Schofars oft mit dem Sammeln von Konvertiten und diejenigen, die im Exil verstreut sind, in Verbindung gebracht wird. Aus diesem Grund rezitieren wir Psalmen 47, in dem Konvertiten erwähnt werden, bevor wir den Schofar auf Rosch Haschana blasen.

 

 

Der Sfat Emet erklärt, dass das jüdische Volk von Haschem geschöpft wurde, um durch das Verdienst vom Tora-Lernen, heilige Funken aus der ganzen Welt zu ziehen. Wenn wir würdig sind, können wir Konvertiten allein durch die Stärke unseres Tora-Lernens anziehen. Aber wenn wir nicht würdig sind, müssen wir uns im Exil zerstreuen, um Konvertiten zu sammeln. Dies wird in den Worten des Propheten angedeutet: „G-tt, meine Stärke (oz), meine Festung (Tora) und meine Zuflucht am Tag der Bedrängnis (Exil), Nationen werden vom Ende der Erde zu dir kommen…” Elimelech war nicht würdig und musste deswegen das Land Israel verlassen, um die Seele von König David und Maschiach hervorzubringen. Die heilige Seele, die Ruth, die rechtschaffene Konvertitin, verkörperte, kam jedoch allein durch die Kraft seines Tora-Lernens nach Boas. Boas bedeutet „in ihm steckt Stärke“, das heißt die Stärke der Tora. Auf dieses Konzept wird in dem Vers von der Schriftrolle Ruth hingewiesen: „dass du gekommen bist“, als Boas Ruth dafür lobte, dass sie allein in das Land Israel gekommen war, um unter den Flügeln von Haschem Zuflucht zu suchen.

 

 

Wenn die heiligen Funken von selbst kommen, können sie einen noch größeren Aufstieg erreichen. Die Erhebung, die durch die Kraft der Tora erreicht werden kann, gibt uns einen Hinweis darauf, warum wir zwei Laibe Chametzbrot (Sauerteigbrot) auf Schawuot zum Heiligen Tempel in Jerusalem as Opfer darbringen. Während des ganzen Jahres bestehen alle anderen Opfer aus Matza, da Chametz das „Yetzer Hara“ (den negativen Impuls) symbolisiert. Nur auf Schawuot  zum Zeitpunkt der Tora Übergabe, opfern wir Brot, das Chametz enthält, um darauf hinzuweisen, dass die Kraft der Tora uns die Möglichkeit gibt, die gesamte Schöpfung zu erwecken.

 

 

Wir lesen auch die Schriftrolle von Ruth über Schawuot, um festzustellen, dass Haschem Moses am sechsten des hebräischen Monats Siwan sowohl die schriftliche als auch die mündliche Tora gegeben hat. Die Tora lehrt uns, dass Moses vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berg Sinai blieb, bevor er mit den beiden Tafeln der Zehn Gebote herabstieg. Wie könnte es notwendig sein, vierzig Tage zu verbringen, um die beiden Tabletten mit den Zehn Geboten zu erhalten? So wird es uns klar, dass Haschem Moses während dieser vierzig Tage auf dem Berg Sinai die gesamte schriftliche und mündliche Tora lehrte.

 

 

Die Geschichte von Ruth wird auch zum Zeitpunkt der Tora Übergabe gelesen, damit wir wissen, dass die schriftliche und die mündliche Tora voneinander abhängig sind und es unmöglich ist, eine ohne die andere zu verstehen. König David, der für alle Generationen von Haschem gesalbt wurde, stammte von einer moabitischen Frau, deren jüdische Legitimität von der mündlichen Tora abhängt. Das gesamte Volk Israel wird auf den Fundamenten des Hauses David unterstützt. Doch ohne die mündliche Thora wären König David und Maschiach nicht einmal jüdisch, da ihre Vorfahrin Ruth, die Moabiterin, niemals konvertieren dürfte. Erst durch die mündliche Tora wird klar, dass eine moabitische Frau konvertieren darf, weil von Frauen nicht erwartet wird, dass sie auf das Feld gehen und sich mit Brot und Wasser Fremden nähern. Ebenso lehrt die Tora, dass Sarah in ihrem Zelt bescheiden war. Trotzdem wurde die jüdische Identität vom König David in Frage gestellt, bis die mündliche Auslegung der Tora – "Moabiter, aber nicht Moabiterin" schließlich von allen vollständig festgestellt und akzeptiert wurde.

 

 

Alles, was wertvoll ist, wird durch Bemühungen erworben. Wir alle kennen den Ausdruck "Easy Comes Easy Goes". Um etwas Wichtiges und Wertvolles im Leben zu erreichen, müssen wir zuerst beweisen, daß wir es wirklich verdient haben. Da es nichts Wertvolleres als die Tora gibt, werden wir oft mit Schwierigkeiten und Not getestet, um sie wirklich zu verdienen.

 

 

Warum lesen wir die Schriftrolle von Ruth am Schawuot zur Zeit der Übergabe der Tora? Es soll uns lehren, dass die Tora nur durch Leiden und Armut gegeben wurde, wie es heißt: „Deine Herde hat darin einen Wohnort gefunden: Du wirst deine Güte für die Armen vorbereiten.“ (Yalkut Shimoni, Ruth 1: 596).

 

 

Ruth wurde in einer aristokratischen nicht-jüdischen Familie geboren. So wurde sie eine arme Frau, die die Getreidefelder nacherntete, um an der Tora festzuhalten. Genauso müssen wir auch beweisen, dass wir bereit sind, die Tora durch strenge Bemühungen zu erhalten. Die Freude, die wir durch das Trinken aus den Quellen der Tora und durch ein reines spirituelles Leben erhalten, überwiegt bei weitem alle materiellen Opfer. So äußerte sich König David: "Deine Tora ist mir lieber als tausend Gold- und Silberstücke." Armut und Not führen zu Demut, was laut dem Midrasch eine Voraussetzung für den Empfang der Tora ist: „Wenn diejenigen, die am Tora-Lernen beteiligt sind, reich sind, können sie arrogant werden, aber wenn sie sich ihres Hungers bewusst sind, bleiben sie demütig.“

 

 

Arroganz lässt der Tora keinen Raum zum Eindringen, da der Hochmütige voll von sich selbst ist. Andererseits können wir uns durch Demut öffnen, um die Tora zu erfassen. Daher war Moses, der Empfänger der Tora, als der bescheidenste aller Menschen bezeichnet. Ebenso zeigte Ruth, die Mutter von Maschiach, der die Tora in den Herzen der Welt verankern wird, ultimative Bescheidenheit und Selbstaufopferung. Nachdem sie sich der Tora würdig erwiesen hatte, wurde sie von einer enfachen Frau, die die Getreidefelder nacherntete zur Geliebten des Landes und zur Frau von Boas, dem wohlhabenden Landbesitzer und Tora-Gelehrten, erhoben. Er selbst hatte die Armut der Hungersnot ertragen, ohne sein Volk zu verlassen. Wenn Haschem sieht, dass wir bereit sind, Sein Tora durch Not zu empfangen, hat die Armut ihren Zweck erfüllt. Sie ist für unsere geistige Reinigung nicht mehr notwendig. Dies erklärt, warum Rabbi Yochanan sagt: „Wer die Tora durch Armut lernt, wird sie schließlich durch Reichtum lernen.

 

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Rabbanit Chana Bracha Siegelbaum, gebürtige Dänin, ist Gründerin und Direktorin von dem Tora-Seminar für Frauen in der Stadt Bat Ayin: “Midreshet B'erot Bat Ayin: Holistic Torah Study for Women”. Chana Bracha ist seit Jahrzehnten eine weltberühmte Tora-Lehrerin und Mentorin. Sie hat verschiedene Bücher veröffentlicht : “Women at the Crossroads: A Woman's Perspective on the Weekly Torah Portion” und “The Seven Fruits of the Land of Israel – With their Mystical & Medicinal Properties”. Zusätzlich praktiziert die Rebbetzin spirituelle Heilung gemäß der Tora. Für weitere Informationen besuche ihren Blog http://rebbetzinchanabracha.blogspot.com/ oder kontaktiere sie direkt auf: Director@berotbatayin.org

 

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