Das große Geschenk

Das ganze Jahr über ist unser Körper im Weg, aber an Jom Kipur sind unsere Seelen frei, sich zum Himmel aufzuschwingen. Und es gibt kein größeres Geschenk, als frei zu sein!

2 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 24.09.19

Die Gemara sagt: "Israel hat keine besseren Tage als Tu BiAv und Jom Kipur" Tu BiAv, das ist verständlich. An diesem Tag sind gute Dinge passiert, sodass er zum Tag der Liebe wurde. Der Tag, der die unendlich Liebe des Schöpfers zu seinem Volk Israel ausdrückt. Aber Jom Kipur?

Die Assoziationen mit "Jom Kipur" sind: nicht essen, nicht trinken, den ganzen Tag beten, und die Frage ist nicht ob, sondern nur, wann die Kopfschmerzen anfangen. Aber wenn wir diesen Tag mit Emuna betrachten, mit ein bisschen Emuna und geistlichem Bewusstsein – dann sind wir an diesem Tag fröhlich!

Der Heilige, gepriesen sei er, sagt uns: "Geliebte Kinder, tut für einen Tag alle Bedürfnisse des Körpers zu Seite und richtet euer Augenmerkt einzig und allein auf die Beziehung eurer teuren Seele zu mir." Diese Beziehung bauen wir im Gebet. Deswegen sind wir fast den ganzen Tag in der Synagoge, wir sind den ganzen Tag mit dem König in seinem Schloss.

 

Das Gebet ist wie alles andere ein Geschenk des Schöpfers der Welt an uns. Es spiegel unseren innersten Willen wieder, vor allem den Wunsch, dem Schöpfer der Welt nahe zu sein. Das ganze Jahr über steht unser Körper im Weg, aber an Jom Kipur sind unsere Seelen frei, unser wahrer Wille tritt zu Tage.

Rabbi Nachman von Breslev sagte einst seinen Schülern wie er Willen definiert: "Wenn du willst – tu es, wenn du nicht willst – tu es nicht." Er sagte das über den Willen, zu beten.

Wenn wir beten, und um Heiligkeit bitten, den ist schon der Wille dazu lobenswert, aber Wille ohne Gebet reicht nicht. Wir müssen den Willen jeden Tag umsetzen und viel beten, um zu verwirklichen, was wir wollen. Jom Kipur gibt uns die Möglichkeit dazu.

Jom Kipur ist ein besonderer Tag des Gebets, also ist er auch ein Tag besonderer Heiligkeit. Wenn der Jezer hara wöllte, dass wir Heiligkeit erlangten, müssten wir dafür nicht beten, wir müssten sie nur wollen. Der Jezer hara hilft uns nur zu gern, damit wir unsere schlechten Wünsche leicht erfüllen können und jedem Verlangen sofort nachgeben und dabei die Torah vernachlässigen.

 

Aber Heiligkeit können wir nur unter großem Widerstand gegen den Jezer hara erreichen. Sie zu wollen, reicht nicht, wir müssen regelmäßig daran arbeiten, und nicht nachgeben. Unsere guten Wünsche erfüllen sich nicht sofort, denn wenn wir etwas leicht erreichen – verlieren wir es auch genauso leicht wieder! Oder werden hinterher in vielen Versuchungen geprüft, ob wir die Sache auch wirklich wollen.

Ehrliches, umfassendes Gebet gibt dem Menschen außerdemdie Kraft, Widerstände zu überwinden. Und es formt ein Gefäß, in dem wir das g-ttliche Licht auffangen können, das wir durch das Gebet empfangen. Ein Mensch ohne Gebet hat keine Werkzeuge, seine Wünsche zu erfüllen. Er ist wie ein Mensch, der ein Meer überqueren möchte, aber kein Boot hat.

Der Heilige, gepriesen sei er, fordert von niemandem etwas, was ihm unmöglich ist. Aber wie können wir den Willen des Ewigen erfüllen? Die Torah sagt: "Nicht im Himmel ist sie, und nicht über dem Meer, sondern ganz nah ist die Sache dir, in deinem Mund und in deinem Herzen ist es, sie zu tun" (Devarim 30, 12). Mit Mund und Herzen – mit dem Gebet, können wir alles erreichen!

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