Lagerfeuer
Wer in diesen Tagen auf den Straßen Israels sehr viele Juden mit Holz unter dem Arm herumlaufen sieht, könnte fast meinen,...
Wer in diesen Tagen auf den Straßen Israels sehr viele Juden mit Holz unter dem Arm herumlaufen sieht, könnte fast meinen, dass die Winterzeit zurückkehrt und geheizt werden muss. Aber das Gegenteil ist der Fall.
In Israel beginnt bzw. ist bereits Sommer und das gesammelte Holz dient daher keineswegs der Wärmeerbringung. Alle sammeln ganz fleißig, da es für den anstehenden Feiertag Lag BaOmer benötigt wird.
In ganz Israel wird der Tag ganz groß mit riesigen Lagerfeuern gefeiert. Alle Juden lieben dieses Fest und deshalb sieht man in Jerusalem an der Klagemauer (Kotel) oder in anderen Stadtteilen, sowie in religiösen Siedlungen aber auch in Tel Aviv die ergreifende Feststimmung mit den dazu gehörenden Lagerfeiern. Die berühmtesten und spektakulärsten Feiern finden allerdings im Norden Israels statt (in dem kleinen Ort Meron bei Safed).
Denn Lag BaOmer ist der 33. Tag nach Pessach und verkörpert zugleich den Todesgedenktag (Jahrzeit) des berühmten talmudischen wie kabbalistischen Rabbi Schimon bar Jochai. Rabbi Schimon bar Jochai war der Schüler des berühmten Rabbi Akiva; und genau wie sein Lehrer, wurde auch Rabbi Schimon bar Jochai von den Römern verfolgt. Seine legendäre Flucht wird genauestens in der Gemara (im Talmud Traktat Schabbat 33b) beschrieben.
Da die Römer ein Todesurteil über ihn gefällt hatten, flüchtete Rabbi Schimon bar Jochai zusammen mit seinem Sohn Rabbi Elazar in den Norden. Dort verbrachten die beiden dann zwölf Jahre in einer Höhle. Da sie die Höhle nie verließen, hatten sie weder Nahrung noch sonstige Dinge die man zum überleben benötigt. Allerdings geschah ihnen ein Wunder und ein Carob Baum begann in der Höhle zu wachsen und auch eine Quelle mit Wasser begann zu sprudeln. In dieser Höhle verbrachten sie den Tag mit Thoradiskussionen und vor allem der Ergründung der mystischen Bedeutung der Thora.
Nachdem Rabbi Schimon und sein Sohn Rabbi Elazar zwölf Jahre lang in der Höhle gelebt hatten, erschien ihnen Eliah der Prophet (Eliyahu HaNavi) und informierte die beiden, dass der römische Prokurator gestorben war und das Todesurteil des Rabbi Schimon somit nicht mehr existiert. Daraufhin verließen Vater und Sohn die Höhle.
Zum Gedenken an Rabbi Schimon bar Jochai pilgern mehrere hunderttausend Menschen an sein Grab nach Meron, um dort Lag BaOmer mit dem Rabbi zu feiern. In Meron selbst herrscht eine unbeschreibliche Stimmung; etliche Wohnwagen rollen an und noch mehr schlafen in der wunderschönen Berglandschaft des Nordens Israels in Zelten.
Wie dem auch sei, ich freue mich schon sehr auf Lag BaOmer und vor allem auf die Feuer, welche die ganze Nacht durch brennen werden. Aufgrund dessen herrscht schlicht und ergreifend eine unbeschreibliche Atmosphäre in ganz Israel.
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