Feuer

„Da sprach Moses zu sich selbst: Ich will doch hingehen und diese wunderbare Erscheinung betrachten. Warum verbrennt der Dornenbusch nicht?“

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Rabbi Nachman aus Breslev lehrt uns, dass der Verstand eines Menschen mit einem faszinierenden Licht zu vergleichen ist. So wie das Licht alles wunderbar erhellt, so erhellt der Verstand das gesamte Wesen eines Menschen. König Salomon sagte dazu: „Die Weisheit eines Menschen erleuchtet sein Angesicht …“ (Kohelet [Prediger] Kapitel 8, Vers 1) 
 
Infolgedessen müssen wir also von unserem Verstand auch wirklich Gebrauch machen, indem wir uns stets bemühen, in allem, was wir sehen und hören, immer das Innere einer Sache zu entschlüsseln und nicht nur auf die äußere virtuelle Erscheinung Wert legen.
 
Ein Musterbeispiel dafür ist Moses. Im 2. Buch Moses (Kapitel 3, ab Vers 1) steht, dass Moses, während er die Schafe seines Schwiegervaters Itro hütete, einen brennenden Dornbusch wahrnahm und auf ihn zuging. Bereits jetzt muss sich jeder von uns fragen, weshalb Moses dies tat. Er befand sich in der Wüste Midjan und dort kam es immer wieder einmal vor, dass Dornenbüsche verbrannten. Es war also kein außergewöhnlicher Anblick oder ein noch nicht dagewesenes Spektakel, was das Interesse von Moses erwecken sollte, sich dem brennenden Dornenbusch zu nähern.
 
Der Grund seiner Annäherung war die Tatsache, dass Moses stets von seinem Verstand Gebrauch machte. Deshalb konzentrierte er sich bei dem ersten Anblick des brennenden Dornenbusches nicht nur auf die äußere virtuelle Erscheinung, sondern insbesondere auch auf die innere Seite dieser Sache. Infolgedessen fiel ihm auch sofort auf, dass dieser Dornenbusch – nicht wie üblich – einfach nur brennt! Er sah, dass dieser Dornenbusch nicht verbrennt! 
 
Trotz der Tatsache, dass der Dornenbusch von starken Flammen befallen war, verbrannte er nicht. Und dies fiel Moses durch seine Gabe, verstehen zu wollen, weshalb er dieses oder jenes wahrnimmt, sofort auf. Daher bewegte er sich dann auch umgehend auf den Dornenbusch zu, so wie es heißt: „Da sprach Moses zu sich selbst: Ich will doch hingehen und diese wunderbare Erscheinung betrachten. Warum verbrennt der Dornenbusch nicht?“ (2. Buch Moses, Kapitel 3, Vers 3)

 
Und erst nachdem Gott sah, dass Moses sich nicht nur für die äußere Erscheinung interessiert, sondern wissen möchte, was sich im Inneren dieser Sache verbirgt, indem er wissbegierig auf den Dornenbusch zu ging, erst dann offenbarte sich Gott ihm, so wie es heißt: „Als Gott sah, das er hinzutrat um nachzusehen, da rief ihm Gott aus dem Dornenbusch zu …“. (2. Buch Moses Kapitel 3, Vers 3)
 
Wenn wir also wollen, dass Gott sich auch uns durch deutliche Zeichen offenbart, dann geht das nur, wenn wir denn starken Willen aufbauen, wissen zu wollen, was sich im Inneren eines Ereignisses verbirgt, bzw. dann muss man sich mit der Frage auseinandersetzen: „Was will Gott von mir“. Wir müssen also beginnen zu begreifen, dass in allen von Gott herbeigeführten Situationen im Laufe eines Lebens ein Sinn, Zweck und Grund liegt, der dazu dient, eine Bindung und Annäherung des Menschen an Gott herzustellen.
  
Mit Sicherheit verbirgt sich in allem, was Gott tat, tut und tun wird, ein Sinn, Zweck und Grund. Folglich liegt es in der Pflicht jedes Menschen, sich auf die Suche nach diesen Dingen zu begeben und dabei zu versuchen zu verstehen, was Gott von ihm möchte bzw. erwartet. Jeder Person, die über einen gesunden Menschenverstand verfügt, muss es einleuchten, dass Gott ihr bei allem, mit dem sie tagtäglich im Laufe ihres Lebens konfrontiert wird, etwas mitzuteilen versucht. Einmal will Er sie damit bereichern, etwas zu verstehen, das ihrem Verstand bislang verborgen war. Das andere Mal will Er sie darauf hinweisen, dass sie sich zum Positiven verändern muss.

Ein weiteres Mal versucht Er sie schlichtweg wachzurütteln, da sie ihre Lebenszeit mit ihrem derzeitigen Verhalten verschwendet usw. Bei allem, was einem Menschen geschieht, gilt es, Gott dabei zu erkennen und dann zu versuchen zu verstehen, welche Botschaft Er ihm mit auf den Weg gibt.

Die Hauptbotschaft, die in allen Lebensereignissen zu finden ist, bildet der Glaube, der wiederum alles harmonisch miteinander verbindet.

Der Grund dafür ist die Tatsache, dass Gott sich bei der Erschaffung dieser Welt in erster Linie dafür interessierte, den Menschen zum Glauben zu bringen und sich damit Ihm anzunähern. Folglich lehrt Gott einem Menschen bei allem, was ihm tagtäglich widerfährt, an Ihn zu glauben. Und daher liegt es im Aufgabenbereich eines Menschen, aus jeder Lebenssituation die Erkenntnis herauszufiltern, mit der er seinen Glauben stärken kann. Mit anderen Worten, Gott will uns dazu bringen, dass wir nicht oberflächlich und leichtsinnig durchs Leben stolzieren. Er möchte, dass wir nach dem im Inneren verborgenen Wesen suchen.

Und da Gott wusste, dass Moses auf das Innere einer Sache blickt, wählte Er Seine Offenbarung gezielt durch den brennenden Dornenbusch. Ein Dornenbusch ist ein Gewächs, das der Welt gewöhnlich keinen Nutzen bringt. Er ist immer ausgetrocknet und voller Dornen. Und ausgerechnet hier offenbart sich Gott dem Moses. Ja ausgerechnet dort, denn da Moses später das Volk Israel aus Ägypten herausführen wird! Im Dornenbusch liegt also die nächste Botschaft. So wie ein Dornenbusch ein minderwertiges Gewächs unter den Pflanzen darstellt und sich Gott dennoch auch dort befindet, so befindet sich Gott bei allen Juden, die sich in der ägyptischen Knechtschaft befinden! Auch bei jenen, die sich vom Glauben zu Gott sehr weit entfernt haben. Auch bei jenen, mit denen wir am liebsten keinen Kontakt haben würden … Gott legt auch großen Wert auf sie! Deshalb wählte Er ausgerechnet den Dornenbusch für seine Offenbarung aus.

Halten wir also fest:

Wir lernen, dass wir immer auf der Suche nach dem Inneren einer Sache sein müssen, ohne sich mit der äußeren Erscheinung zu begnügen.

Wenn wir immer nach dem inneren Wesen suchen, welches sich unter der Oberfläche des Ereignisses versteckt hält, dann wird Gott sich uns durch ein deutliches Zeichen offenbaren.

Und wegen der Tatsache, dass Gott sich dem Moses in einem minderwertigen Gewächs wie dem Dornenbusch offenbarte, also einer Pflanze, „die die Welt nicht braucht“, müssen wir verstehen, dass wir alle Menschen auf der Welt respektieren müssen – nach dem Motto unserer Webseite Breslev.co.il: „Liebe, Freude, Seele!

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