Multikulti

Eine sehr berühmte - weil umstrittene - These des Talmuds besagt: „Ehre deine Frau, damit du reich wirst!“ Jede Frau auf der Welt stimmt dieser These voll zu.

5 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Hallo,  und herzlich willkommen im Multikulti-Zeitalter! Ja, wir leben definitiv in einer Multikulti-Generation. Laut Angabe von Wikipedia ist das erklärte Ziel des Multikulturalismus die multikulturelle Gesellschaft, in der es keinen staatlichen oder auch nichtstaatlichen Anreiz oder „Druck“ zur Assimilation geben soll. Die ethnischen und kulturellen Gruppen sollen hingegen jede für sich allein existieren. Dabei beruht dieses Modell auf der Annahme, dass die (Angehörigen der) jeweiligen Ethnien sich gegenseitig Verständnis, Respekt und Toleranz entgegenbringen aber insbesondere auch einander als gleichberechtigt ansehen können.
 
Multikulti sein ist heute trendy – also angesagter denn je. Auch im Judentum gibt es sehr viele Ströme und noch mehr verschiedene Meinungen. Das perfekte Beispiel dafür ist der Talmud. Im Talmud gibt es unendlich viele Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten zwischen unseren Weisen. Der eine sagt dies, der andere sagt jenes und irgendwie haben alle Recht, eben wie beim Multikulturalismus.
 
Doch eine Sache gilt es dabei zu beachten. Alles was unsere Weisen in einem Kommentar oder in schriftlichen Diskussionen über die Thora bemerkten, findet in den 5 Büchern Moses seine Wurzel und seinen Anfang!
 
Eine sehr berühmte – weil umstrittene – These des Talmuds besagt: „Ehre deine Frau, damit du reich wirst!“ (Talmud, Traktat Baba Mazia, Seite 59)
 
Jede Frau auf der Welt stimmt dieser These voll zu. Jede Frau würde sogar noch gerne zusätzlich zum Ausdruck bringen, was es aus ihrer Sicht überhaupt bedeutet, von ihrem Mann geehrt zu werden. Schließlich gilt es ja sie zu ehren – und wenn man sie ehren sollte, dann muss ein Mann auch lernen, was in ihren Augen Ehre bedeutet.
 
In dem von mir in die deutsche Sprache übersetzten Bestseller von Rabbi Schalom Arusch – Im Garten des Friedens – steht u.a. ein sehr gutes Beispiel, das das Gesagte hervorragend unterstreicht. So erzählt dort der Rabbi:
 
Eines Tages suchte mich ein Paar auf und bat mich, sie zu einer Traumehe zu führen. Die Frau hatte sich für dieses Treffen offenbar sehr gut vorbereitet. Sie hatte nämlich eine lange Liste von Fehlern dabei, die ihr Mann ständig machen würde. Und als sie diese aus ihrer Tasche zog, begann sie vom Blatt abzulesen …!
 
Ihre erste Klage war: „Immer wenn ich meinen Mann darum bitte, pünktlich zu Hause zu sein, weil ich um diese Zeit dringend etwas zu erledigen habe, verspätet er sich regelmäßig!“
 
Ich fragte daraufhin den Ehemann, aus welchem Grund er denn immer zu spät nach Hause kommen würde.
 
Der Mann erwiderte mir: „Bitte glauben sie mir, jede meiner Verspätungen sind absolut gerechtfertigt, denn ich verspäte mich ja niemals absichtlich. Die Umstände sind nun einmal so. Immer dann, wenn meine Frau von mir verlangt, zu einer gewissen Zeit zu Hause zu sein, kommt mir etwas sehr Wichtiges dazwischen. In diesen Situationen merke ich zwar sofort,  es wäre besser, mich sofort um meine Frau und unsere Kinder zu kümmern. Doch ich habe dann immer wirklich sehr wichtige Dinge zu erledigen! Zwar weiß ich doch, dass sie auf mich wartet. Aber wie gesagt, mir kommt nun einmal immer etwas Dringendes in die Quere, und daher verspäte ich mich dann halt … ist denn das so schwer zu verstehen? Und außerdem kann sie doch in dieser Zeit andere Dinge erledigen, daher verstehe ich den ganzen Zirkus auch nicht.“
 
Ich erklärte ihm dann: „Ich höre was du sagst, aber dennoch muss ich dir leider sagen, dass du einen fatalen Denkfehler machst. Denn das Wichtigste und Dringlichste ist in diesem Moment deine Frau! Deine Frau ist wichtiger als alle anderen Aufgaben und die Berücksichtigung ihrer Gefühle muss daher auch stets dringlicher für dich sein! Was auch immer der Grund für deine ständigen Vernachlässigungen sind: deine beruflichen Aufstiegsambitionen, Schulden u.Ä., du solltest dann deinen Arbeitszeiten oder sonstigen Maßnahmen gewisse Grenzen setzen. Priorität hat doch die Frage, welchen Platz deine Frau in deinem Leben hat. Und auch wenn du dir einbildest, diese Grenzen seien nicht erforderlich, dann täuschst du dich aber gewaltig! Du kannst nämlich weder 24 Stunden wie ein Verrückter von hier nach dort rennen, um deine Ziele zu erreichen, und zum anderen hängt dein Erfolg doch auch vom Glücksgefühl deiner Frau ab. Und genau hier steckt das Problem und die Wurzel deines nicht glatt laufenden Lebens: Du setzt deine Frau an die letzte Stelle deiner Prioritäten. Alles andere scheint dir immer wichtiger und dringlicher zu sein als deine Frau. Es wäre viel besser, wenn deine Frau dicht braucht oder wenn sie dich ruft, für sie sofort alles stehen und liegen zu lassen.“
 
Ich erklärte diesem Mann wie dringlich es sei, seine Frau davon zu überzeugen, dass sie für ihn wichtiger als alle anderen Menschen und Dinge dieser Welt sei! Bedeutsamer als jeder andere Mensch! Gewichtiger als jede Tätigkeit! Und hätte er dies tatsächlich verinnerlicht, dann würde er seine Frau auch niemals hintanstellen, völlig egal wie „wichtig“ oder „dringlich“ diese anderen Menschen und Tätigkeiten auch seien mögen. Und darüber hinaus würde er, wenn seine Frau nach ihm riefe, ihr mit Freude entgegenlaufen, da sie ihm ja auch wirklich das Wichtigste auf der Welt ist.
(Auszug aus dem Buch: Im Garten des Friedens)
 
Wenn wir diese Geschichte nun mit der These des Talmuds, dass ein Mann seine Frau zu ehren hat, vereinen, kommen wir zu folgendem Schluss:
 
[a] Ein Mann der die notwendigen Schlüsse und Erkenntnisse aus dieser Geschichte zu ziehen versteht – was es u.a. bedeutet seine Frau zu ehren – wird deshalb versuchen, ab sofort sein Verhalten entsprechend anzupassen.
 
Das Ergebnis wäre dann: Reichtum.
 
[b] Ein Mann der das Gesagte als lächerlich einstuft, lebt sein Leben wie gehabt und seine Frau ist dann wohl einfach nur zu bemitleiden! Und das gute, schöne Geld klingelt auch nicht im Überfluss in deren Familienkasse.
 
Welcher dieser zwei Typen eines Ehemannes hat Recht: Typ a oder Typ b? Um hier die richtige Antwort zu geben, sollte man nicht vergessen, was ich zu Beginn sagte:
 
Die sehr berühmte These des Talmuds, welche besagt: „Ehre deine Frau, damit du reich wirst!“ (Talmud, Traktat Baba Mazia, Seite 59), ist sehr umstritten! Da ja alles, was unsere Weisen sagen, in jedem Kommentar oder in schriftlichen Diskussionen über die Thora, also damit auch diese Talmud These hier, ihre Wurzel in den 5 Büchern Moses haben muss!
 
Woraus erkennt man in den 5 Büchern Moses, dass ein Mann, der reich sein möchte, deswegen einfach nur seine Frau zu ehren hat?
 
Diese Woche hat mich mein Lehrer und Mentor, Rabbi Schalom Arusch, mit zu einem Treffen zu seinem früheren Lehrer und Rabbi Eli´ezer Berland mitgenommen. Dort erzählte uns Rabbi Eli´ezer Berland, dass er bereits 50 Jahre einen Stein mit sich trägt, weil es ihm bislang nicht gelang, die Wurzel einer umstrittenen These des Talmuds in den 5 Büchern Moses zu entdecken.
 
Na du darfst jetzt dreimal raten, welche umstrittene These Rabbi Berland schon 50 Jahre lang den Kopf zerbrach … ja genau die These: „Ehre deine Frau, damit du reich wirst!“ (Talmud, Traktat Baba Mazia, Seite 59)
 
50 Jahre gelang es ihm nicht, eine Antwort auf die Frage, wo man diese Tatsache in den Fünf Büchern Moses findet, zu erlangen. Doch – kaum zu glauben – in dieser Woche hat er sie endlich nach 50 harten Jahren gefunden.
 
Jeder hat schon mal von der Geschichte von Adam und Eva gehört. Da beide eine Frucht vom Baum der Weisheit aßen, wurden sie mit Flüchen belegt.
 
Adam erhielt folgenden Fluch: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du (dein) Brot essen. (1. Buch Moses, Kapitel 3, Satz 19). Anders gesagt, heute ist jeder  Mann damit verflucht, dass er sein tägliches Brot nur durch schwere Arbeit verdienen wird.
 
Eva wurde wie folgt verflucht: „Groß werden die Schmerzen deiner Schwangerschaft sein und mit Schmerzen sollst du Kinder gebären. Nach deinem Mann sei dein Verlangen und er wird über dich herrschen!“ (1. Buch Moses, Kapitel 3, Satz 16)
 
Und nun schließt sich der Kreis, da viele Männer sich heute wirklich wie Diktatoren zu Hause aufführen – ohne Herz -, einfach nur kalt und eingebildet ohne Ende. Und da dem so ist, stimmt es also, was in der Thora steht. Die Frau ist verflucht, da sie wirklich auf einer gewissen Art und Weise von ihrem „Diktator“ beherrscht und unterdrückt wird. Und der Mann braucht sich deshalb natürlich auch nicht wundern, wenn er sich sein tägliches Brot immer nur in Schwerstarbeit heranschaffen muss.
 
Wenn ein Mann aber jene Dinge, die wir im Auszug von Im Garten des Friedens besprochen haben, beherzigt, wenn er seine Frau also wirklich liebt und sie respektiert und sie zu seiner Prinzessin macht, dann hebt er dadurch den annullierbaren Fluch, der ja anfänglich auf seine Frau gelegt wurde, auf! Ein Mann, der seine Frau ehrt ist kein Diktator mehr und deswegen herrscht er auch nicht mehr über sie!
 
Und da Gott diese Welt nach dem Grundsatz Maß für Maß lenkt, also Gleiches mit Gleichem vergilt, erhält der Mann das zurück, was er selbst der Frau angetan hat!
 
Du verhältst dich deiner Frau gegenüber voller Liebe und bist gut zu ihr, so bedeutet das, dass du ihren Fluch, von dir beherrscht zu werden, entziehst. Und deshalb wird Gott auch dich von deinem Fluch befreien: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du (dein) Brot essen“.
 
Fazit:
 
„Ehre deine Frau, damit du reich wirst!“
  
 

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