Israel, der Westen und der Islam

Zunehmende Spannungen zwischen dem Westen und den Moslems

7 Min.

Rabbiner Elieser Melamed

gepostet auf 05.04.21

Zunehmende Spannungen zwischen dem Westen und den Moslems
 

Spannungsgebiete, in denen Mohammedaner auf Nichtmohammedaner stoßen, haben sich in den vergangenen Jahren so sehr ausgebreitet, dass Viele darin eine große Gefahr für den Weltfrieden sehen. Dabei ist nicht nur vom Konflikt zwischen Israel und den Arabern die Rede, sondern auch von den Überzeugungen der iranischen Führung und der Organisation al-Qaida, die in aller Offenheit ihren Hass gegenüber dem Westen und Israel propagieren, z.B. wie der Iran sich auszudrücken pflegt: "der große Satan" – die USA, und "der kleine Satan" – Israel.

Darüber hinaus besteht ein gefährlicher Streit zwischen Indien und Pakistan, zwischen den tschetschenischen Aufständischen und Russland und zwischen den Uiguren und China. Auch in den Großstädten Europas, von Frankreich bis Russland, steigen die Spannungen zwischen den Ortsansässigen und den moslemischen Zuwanderern ständig an.

Es handelt sich wohl nicht um eine Aneinanderreihung von Zufällen, sondern um ein grundsätzliches Problem, und wenn die westliche Welt ihm nicht auf den Grund geht, wird sich die Spannung bis hin zu offenen Feindseligkeiten und furchtbarem Blutvergießen überall in Europa und in den moslemischen Staaten steigern.

Kritik am Standpunkt des Westens und seiner Fachleute

In einem anderen Artikel kritisierte ich den Standpunkt von US-Präsident Barack Obama, der behauptete, moslemische Jugendliche wollten "selbst Entscheidungen treffen, eine Ausbildung, eine gute Arbeit finden, nach ihrem Brauch beten, heiraten und eine Familie gründen". Obama äußerte damit die Meinung derer, die im Liberalismus das höchste Maß der Dinge für den Menschen sehen und dabei religiöse Werte von ungeheurer Macht, die Völker und Menschen die ganze Weltgeschichte hindurch bewegten, gänzlich ignorieren.

"Nach ihrem Brauch beten" wollen Menschen, die an den Liberalismus glauben und sich in ihrem Leben einen bestimmten Raum für religiöse Gefühle freihalten, wobei es gar nicht so genau darauf ankommt, welche. Doch wen sein überlieferter religiöser Glauben leitet, ist weit davon entfernt, sich mit so einer Einstellung zu begnügen. Aus diesem Grund gelingt es den USA und den anderen Ländern des Westens, die sich von einem simplifizierten Liberalismus leiten lassen, nicht, die Mohammedaner zu verstehen, und wissen deshalb auch nicht, wie sie sich mit ihnen auseinandersetzen sollen – und das, obwohl ihnen immense Mittel zur Verfügung stehen.

Zuerst muss man einmal die besondere Kraft des Islam verstehen, seine Vorzüge und seine Schwächen. Ich bin weit davon entfernt, ein Fachmann auf diesem Gebiet zu sein, und ich bin mir auch sicher, dass die wenigen Bücher, die ich zu diesem Thema las, die Dinge nicht mit der nötigen Genauigkeit darstellten, weil sie von Akademikern verfasst wurden, die sich mit dem Verständnis von Glauben und Religion schwertun. Es scheint mir aber, dass gerade von meinem Standpunkt aus, als Mensch, der sich absolut mit seinem Glauben identifiziert, die fehlende Ebene hinzufügen kann, die zum Verstehen mohammedanischen Glaubens und Kultur nötig ist. Ich möchte annehmen, dass meine Irrtümer eher im Bereich der Einzelheiten liegen, wohingegen die "Fachleute des Westens" eher bei den Prinzipien irren.

Die religiöse Einstellung

Das Fundament bildet die religiöse Einstellung, die den G~tt als allmächtigen Helden sieht, dem sich Alle beugen und vollständig seiner Autorität unterordnen müssen. Von den fünf Hauptgeboten des Islam beziehen sich vier direkt auf die Ehre G~ttes und die Unterwerfung vor ihm: 1) Die Aufsichnahme des Glaubens, 2) das Gebet zu ihm fünf Mal am Tag, das hauptsächlich aus Kniefall und siebzehnmaligem Aufsagen von sieben Koranversen besteht, in denen Allah gepriesen wird und durch die man dessen Herrschaft anerkennt, 3) das Fasten im Monat Ramadan, 4) die Wallfahrt nach Mekka. Ein weiteres Gebot betrifft das Geben von Almosen an die Armen, das auch eine Art Unterwerfung darstellt, weil alles Geld Allah gehört und nicht dem Menschen.

Auch die Preisung und die Anerkennung Allahs beruhen auf einer Einstellung von Unterwürfigkeit und Respekt.

Einfluss auf die zwischenmenschlichen Beziehungen

Diese Einstellung durchdringt alle zwischenmenschlichen Beziehungen, die nämlich alle von der Ehre ausgehen. Die Frau muss ihrem Mann mit höchstem Respekt begegnen, und der Ehemann muss für seine Frau sorgen, sie ernähren und beschützen, und darin besteht seine Ehre. Natürlich müssen auch die Kinder ihren Eltern Ehre erweisen. Auch die Beziehungen zwischen dem Menschen und seinem Nachbarn gründen sich auf großer Ehre, die zu fürstlicher Freigebigkeit führt, die Raum für Wärme und Brüderlichkeit schafft.

Weil die Ehre so wichtig ist, können Beleidigungen nicht geduldet werden, sie erschüttern geradezu die Grundfesten der Existenz. Darum sind Moslems gezwungen, mit äußerster Schärfe darauf zu reagieren, bis hin zu einer Erscheinung, die mit dem erschütternden Begriff "Mord zur Rettung der Familienehre" bezeichnet wird.

Weil nun Stärke und Herrschaft einen so zentralen Raum einnehmen, kann ein Herrscher, der nicht als stark oder sogar grausam bekannt ist, in der islamischen Kultur nicht bestehen. Darum kann die demokratische Regierungsform den islamischen Staaten nicht zu Stabilität verhelfen. Ihre ideale Regierungsform besteht in einer starken und autoritären Herrschaft, die allen ihren Untergebenen Schutz und Ehre gewährt, wie ein gnädiger Patriarch, der für das Wohl seiner Kinder sorgt.

Die positiven Seiten

Um es einmal klarzustellen – der Islam hat einige äußerst positive Seiten. Die Fundamente der Religion wurden vom Judentum übernommen und dem Charakter der arabischen Nation angepasst. Man sollte sich mit diesen positiven Seiten und ihrem Beitrag für die Welt beschäftigen und klären, wie weit der Wert der Ehre der modernen Welt nützen kann, da viele ihrer Probleme auf einen Mangel an Würdigung des Himmels und Würdigung der Geschöpfe zurückgehen. Das Recht auf Freiheit stellt keinen Ersatz für die verlorene Würde dar. Das Recht auf Ehre in der demokratischen Kultur beschränkt sich auf ein Verbot der Beleidigung. Es gibt aber keine positive Ehre, und das ermöglicht ein Verhältnis von Gleichgültigkeit, Arroganz und Verachtung gegenüber dem Nächsten und seinen Werten.

Da wir hier aber die Ursachen für die Spannungen mit den Gläubigen des Islams besprechen wollen, gilt unser Augenmerk naturgemäß den weniger schönen Seiten.

Der Islam als kämpferische Religion

Nach den fünf genannten Geboten des Islam folgt an Bedeutung das Gebot des Dschihad. Die Gläubigen Allahs müssen wie er mit Macht handeln, und mit Gewalt Jene unterwerfen, die sich nicht seiner Herrschaft unterordnen. Stärke und Schwert haben besonderen Status im mohammedanischen Glauben, sie betonen die effektive Macht des Glaubens und mehren Größe und Ehre Allahs dadurch, dass sie alle Menschen unter die Herrschaft seines Glaubens bringen. Auch die Rufe des Muezzin über Lautsprecher bei Tag und bei Nacht verleihen der Beherrschung der Umgebung durch den Glauben Ausdruck, sowohl sich selbst gegenüber als auch gegenüber Anderen.

Es ist kein Zufall, dass es den Arabern gelang, viele Völker unter die Herrschaft des Islam zu bringen, sodass er sich heute auf etwa 1,4 Milliarden Anhänger berufen kann. Der Islam ist von seinem Wesen her auf entschlossenen Kampf durchs Schwert zur Islamisierung der ganzen Welt ausgerichtet, und zu diesem Zweck sind alle Mittel erlaubt. Wenn getötet werden muss – wird getötet, wenn gelogen werden muss – wird gelogen. Nicht seine bezaubernde Schönheit bewog viele Völker dazu, den mohammedanischen Glauben anzunehmen, sondern die unmissverständliche Todesdrohung.

Alle Völker erzielten ihre Errungenschaften durch Kriege und Siege, doch nicht wie in anderen Kulturen ist das Prinzip des Kompromisses für den Islam nicht annehmbar – besonders in Bezug auf Territorien. Der Kompromiss bedeutet einen Ausdruck der Schwäche, wohingegen der Moslem Macht und Stärke Allahs demonstrieren muss. Dazu muss er sich immer ans Schwert halten und zur Fortsetzung des Kampfes um die Vorherrschaft der Religion bereit sein.

Auch wenn die Kraft nicht zum Sieg über den Feind reicht, gibt es keine Kompromissbereitschaft. Wenn man einer Feuerpause zustimmt, Tahadija, bedeutet das in den Augen des Islams eine Unterbrechung, die zu Vorbereitungen für die Fortsetzung des Kampfes genutzt werden muss. Wenn möglich wird der Feind unterdessen durch Anschläge und Beutezüge geschwächt. Wenn nicht, versuchen die Moslems wenigstens, ihn mit Lügen einzuschläfern, und wenn die Zeit reif ist, werden sie wieder angreifen, bis die Entscheidung gefallen ist. Diese Einstellung gründet sich auf das Verhalten ihres Propheten Mohammed gegenüber dem Stamme Quraisch.

Der Ort des Schwertes

Nach mohammedanischer Auffassung teilt sich die Welt in zwei Teile. Dar-al-Islam ist der bereits vom Islam eroberte Teil. Dar-al-Harb ist der Ort des Krieges, für den das Gebot besteht, ihn durch die Kräfte des Islams zu erobern, und nach seiner Eroberung verwandelt er sich in heilige moslemische Erde, die unter keinen Umständen aufgegeben werden darf. Auch wenn sie von fremden Mächten für Hunderte von Jahren kontrolliert wird, gilt sie in den Augen des moslemischen Religionsgesetzes als heilige Erde, die unter moslemische Herrschaft zurückgebracht werden muss.

Der Staat Israel stellt in dieser Hinsicht ein doppeltes Problem dar, weil er auf einem Gebiet gegründet wurde, über das der Islam seit seiner Gründung (mit Ausnahme der Kreuzritterperiode von etwa hundert Jahren) herrschte, und außerdem befindet er sich im Herzen arabisch beherrschter Gebiete. Bei den Moslems gibt es mehr oder weniger Religiöse, doch das Streben nach der Rückkehr ihrer Herrschaft über das Land ist ihnen allen gemein. Bei der Debatte zwischen den Gemäßigten und den Radikalen geht es um die Frage, entweder einen offenen Vernichtungskrieg gegen uns zu führen, oder ob der Staat Israel zuerst durch Abkommen und politischen Druck zermürbt und geschwächt werden sollte, um erst dann mit Gewalt nach der Herrschaft zu greifen.

Die Auseinandersetzung mit der islamischen Bedrohung

Der einzige Weg, den Moslem vom Gebot des Krieges zu befreien, besteht in der Erzeugung einer Situation, durch die er gezwungenermaßen nicht anders handeln kann – wenn er nicht die geringste Chance oder Möglichkeit zum Erfolg hat. Nur das gilt nach dem Gesetz des Islam als Befreiungsgrund von der Pflicht zur Kriegführung. Dann wird er Jahre und Generationen warten unter Wahrung des inneren Versprechens, zu geeigneter Zeit wieder zu kämpfen.

Demgegenüber führt jeder Versuch des Kompromisses mit dem Islam zwangsläufig zu einer Fortsetzung und Verstärkung von Krieg und Terror, weil dies als Schwäche aufgefasst wird. Nach dem moslemischen Kulturverständnis kann es nämlich nicht angehen, dass die Staaten des Westens, wenn sie die Kraft zum Sieg hätten, einen Kompromiss anstreben würden. Heißt das doch nichts Anderes als dass es ihnen schwerfällt, den heldenhaften Angriffen der Gläubigen Allahs zu widerstehen, und nahe ist der Tag ihres Untergangs.

Genau so verhält es sich in Bezug auf Israel – jeder Versuch eines Kompromisses oder einer "politischen Lösung" erweckt in ihnen die Hoffnung auf den Endsieg und ermutigt sie damit zu weiterem Terror und Krieg.

Jeder, der an Ruhe und Gelassenheit in seinen Beziehungen mit den Mohammedanern interessiert ist, muss sich vor demonstrativen Friedensbemühungen und allem Gerede über Frieden hüten, weil Frieden mit Nichtmoslems der islamischen Auffassung zuwiderläuft. Die westlichen Staaten müssen ein Interesse an einem dauerhaften Waffenstillstand demonstrieren und dabei respektvoll auftreten. Dadurch wird es möglich sein, am Ende zu einem hohen Maß an Frieden zu gelangen, doch darf man keinesfalls jetzt davon reden.

Der Irrtum von Obamas Rede in Ägypten

Stattdessen beging Obama bei seiner Rede in Kairo (im Jahre 2009) zwei folgenschwere Irrtümer. Erstens, indem er die Moslems zum Frieden aufrief, womit er deren Kampf gegen die USA anheizte und den Sturz der arabischen Herrscher beschleunigte, die den USA freundlich gesinnt waren. Zweitens, trotz aller lobenden Worte gegenüber den Moslems, erhob er sich im Grunde arrogant über sie und beschimpfte ihre Überzeugungen, indem er sie zu Demokratie ermahnte und forderte, den Frauen Gleichbehandlung und den Minderheiten gleiche Rechte zu gewähren, während doch die islamische Auffassung auf Ehre und nicht auf Gleichberechtigung basiert. Hätte er als Christ gleiche Rechte für die koptischen Christen in Ägypten gefordert, hätte man seine Forderung respektiert, da sie auf einer Stellung der Macht fußte. Weil er aber im Namen von Demokratie und Religionsfreiheit auftrat, sank sein Ansehen bei seinen Zuhörern und er kompromittierte die Kopten, deren Lage sich prompt verschlechterte.

Endigen wir mit dem Gebet: "Der Ewige gibt Macht seinem Volke, der Ewige segnet sein Volk mit Frieden" (Psalm 29,11), wodurch die positive Seite des Islams zum Ausdruck kommen und sich die Völker dem Glauben an G~tt und der Einhaltung der sieben noachidischen Gebote nähern mögen, jedes Volk nach seiner Weise und seinem Charakter, sodass wahrer Frieden über die Welt komme.
 
Der Artikel wurde in der Wochenzeitung "Bascheva" am 15. Ijar 5773 / 25. April 2013
veröffentlicht.

Autor: Rabbiner Elieser Melamed, Ortsrabbiner und Leiter der Jeschiwa von Har Bracha
Übersetzung: R. Plaut Chefredakteur von
KIMIZION
 

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