DANKBARKEIT BRINGT SEGEN

Undankbarkeit verblendet den Menschen für das Wesentliche einer Beziehung.

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Undankbarkeit verblendet den Menschen für das Wesentliche einer Beziehung. Deswegen lehrten uns unsere Weisen, dass es verboten ist, einem Menschen zu helfen, der sich nicht als dankbar erweist, der also nicht mit dem, was er hat, zufrieden ist. Aber aufgepasst: Unsere Weisen sagten nicht, das man keinem Menschen helfen darf, der „undankbar“ ist – nein! Nicht dankbar zu sein, also nichts zu schätzen wissen, das allein reicht schon aus, um einer Person nicht zu helfen, denn nicht dankbar zu sein, bedeutet im Judentum, die Gleichstellung mit einem Götzendiener. Wer also von sich selbst weiß, dass er nicht in der Lage ist, sich für etwas ihm Entgegengebrachtes zu bedanken, darf dann auch von niemanden etwas annehmen. Denn da er demjenigen, der ihm die Hilfe zukommen lässt, dadurch in die Falle des Götzendienstes tappen lässt. Jeder, der einem Götzendiener hilft, akzeptiert ja indirekt dessen absurde Handlungen und deswegen ist es so, als ob er selbst diese Handlungen ausführen würde.

 

Die eine oder andere Frau fragt sich nun bestimmt, weshalb unsere Weisen dies in dieser Deutlichkeit sagten. Dazu muss man wissen, dass sich ein undankbarer Mensch mit seinem Ego einbildet, man müsse ihn immer bedienen, denn ihm gehöre ja sowieso alles. Und jene, die ihm helfen, müssten überhaupt dafür dankbar sein, solch einem großartigen Menschen wie ihm einen Gefallen tun zu dürfen.

 

Tyrann

 

Viele kennen die Geschichte vom jüdischen Purimfest. In ihr spielt der Bösewicht Haman eine große Rolle. Er verkörpert das Schlechte in Person! Er war von Kopf bis Fuß hochmütig, ein Tyrann, ein Egozentriker, ein Sadist und hasserfüllter Rassist. Und die Krönung waren seine zwei Teufelsaugen, und dadurch sein unbeschreiblich böser Blick.

 

Wie dem auch sei, er hatte 208 Kinder, und Kinder verkörpern das Licht der Welt. Darüber hinaus war er überaus reich und außerdem war er neben dem König die mächtigste Person im Reich. Er war im Grunde genommen der wahre König, weil ihm der Monarch Achaschwerosch sein Zepter übergab.

 

Haman konnte also tun und lassen, was er wollte.

 

Infolgedessen verbeugte sich die gesamte Welt voller Respekt und Ehrerbietung vor Haman – mit Ausnahme von Mordechai, dem jüdischen Berater des Königs. Was denkt ihr, welches Leben Haman unter diesen Voraussetzungen lebte?

 

Normalerweise hätte er den ganzen Tag voller Freude nur herumspringen müssen. Andauernd hätte er „Hurra, Hurra!“ schreien müssen.

 

Was anderes kommt doch für einen normalen Sterblichen wirklich nicht in Betracht. Weshalb auch? Er hatte 208 Kinder und war der reichste und mächtigste Mann der Welt!

 

Doch der Bösewicht Haman sagte zu sich selbst: „All das ist in meinen Augen nichts wert!“ Und warum nicht? Weil sich nur ein einziger Mensch auf der Welt nicht vor ihm verbeugte!

 

Und genau von dieser katastrophalen Eigenschaft sprechen wir hier. Von der Eigenschaft der Undankbarkeit, die dazu führt, dass ein Mensch zu einem absolut unerträglichen Monster wird – so wie Haman!

 

Wer wegen jeder Kleinigkeit anfängt zu jammern und alles schlecht redet, ist eindeutig undankbar. 

 

Unsere Weisen suchten in der Tora nach Textstellen, die verschlüsselt auf Haman hindeuten. Bei ihrer Suche entdeckten sie zwei Textstellen. Eine Stelle verbirgt sich im 1. Buch Moses 3, 11-12. Dort fragt Gott Adam: „Hast du etwa vom Baum gegessen, von dem zu essen Ich dir verboten habe?“ Wie jeder weiß, bejahte es Adam. Doch was hat diese Textstelle mit Haman zu tun? Zunächst lautet „vom Baum“ im Hebräischen: „Hamin Haetz“. Wenn man nun die Buchstaben dieser hebräischen Worte umstellt, erhält man das Wort bzw. den Namen „Haman“.

 

Dem kommt hinzu, dass das Verhalten Adams dem Verhalten von Haman entspricht. Gott sagte nämlich zu Adam: „Das gesamte Paradies gehört dir! Du bist der alleinige Besitzer von allem im Garten Eden! Von allem – bis auf einen einzigen Baum!“ Und genau daran verging er sich! Ihm gehört alles – bis auf eines. Doch ausgerechnet dieses eine muss er unbedingt auch noch haben, so wie Haman, der sagte: „All das ist in meinen Augen nichts wert!“

 

Die zweite Stelle, in der uns die Tora verschlüsselt auf Haman hinweist, ist der bekannte Paraschat HaMan, auf Deutsch „Der Wochenabschnitt des Brotes“ (2. Buch Moses 16, 4-36).

 

Dieses Kapitel behandelt nicht etwa die Person Haman, sondern das Brot, auf Hebräisch „HaMan“, welches Gott uns nach dem Auszug aus Ägypten vom Himmel herunter regnen ließ.

 

Auch hier verhielt sich das gesamte Volk wie Haman. Sie hatten so gut wie alles! Doch dies war für sie nicht genug.

 

Halten wir also fest: Undankbarkeit ist das Letzte! Und deshalb wirft es sogar einen sehr unschönen Schatten auf Adam und die damalige Generation des Volks Israel, die eigentlich vollends makellos war.

 

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