Der Spiegel (5)

In diesem Zusammenhang muss man wissen: Deine Frau verkörpert keinen normalen Spiegel deiner selbst, sondern einen Spiegel mit extrem hoher Auflösung ...

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Vergrößerungsspiegel

In diesem Zusammenhang muss man wissen: Deine Frau verkörpert keinen normalen Spiegel deiner selbst, sondern einen Spiegel mit extrem hoher Auflösung, was wiederum dazu führt, dass dir alles radikal vergrößert und übertrieben erscheint.
 
Beispiel: Ein Mann ist nicht unbedingt aggressiv, jedoch liegt ein gewisses Maß an Aggression in ihm. Aufgrund dieser charakterlichen Fehlbildung wird Gott es ihm an seinem Spiegelbild, also an seiner Frau, mit einer verstärkten Veränderung der Proportionen aufzeigen. Das heißt also, dass Gott aus seiner Frau eine Art chronisch hysterische, von Wut und Ärger aufgeladene Zicke macht.
 
Gott macht dies so, weil ein Mensch in der Regel alles Mögliche sieht, nur eben nicht seine eigenen Schwachstellen, die er zu korrigieren hat. Wenn Gott den Mann also in gewissen Situationen mit seinem Spiegelbild – seiner Frau – durch ihr Verhalten ihm gegenüber mit einer normal angemessenen Wut konfrontierte, dann würde es diesem sicher nicht einmal auffallen, dass er selbst gelegentlich wie ein Lava speiender Vulkan auftritt…
 
Infolgedessen konfrontiert Gott die Männer in Form von völlig unverhältnismäßiger Wut ihrer Frauen in der Hoffnung, dass sie sich darum selbst in diesem offensichtlich verbesserungswürdigen Verhalten erkennen werden. Unsere Weisen sagten diesbezüglich: „Dem Klugen genügt bereits eine Andeutung und den Narren muss man mit Steinen bewerfen.“ Dem einen genügt also bereits eine harmlose Andeutung – z.B. in Form eines ihm unangenehmen Wutausbruchs seiner Frau – damit er seinen Fehler einsehen kann, dass er eben nicht gerade die Ruhe in Person verkörpert. Bei dem anderen benötigt es einen unmissverständlichen und deutlichen Wutausbruch. Bei einem dritten wiederum, bei dem nicht einmal der deutliche Wutausbruch etwas bewirkt, können dann durchaus „die Fetzen fliegen“!
 
Wieso, weshalb, warum?
 
Bleiben wir nun bei dem Beispiel eines Mannes, der erkennen muss, wie seine Frau – gelinde gesagt – die Nerven verliert. Wenn du also ein Mann bist, der inzwischen versteht, seine Frau weder mit negativen Bemerkungen noch mit kritischen Äußerungenzukonfrontieren; der ihr zuhört, der auf sie hört und ihr stets das Gefühl vermittelt, dass sie die unangefochtene Nummer Eins für dich ist, – du aber dennoch gelegentlich ihre unbeschreiblichen Wutausbrüche ertragen musst -, dann bedeuten diese exakt das, was wir vorher erläuterten. Du sollst nämlich an ihrer Wut erkennen, wie es hier mit deinen inneren Gefühlen diesbezüglich aussieht, damit du dies dann auch wirklich – an dir selbst – korrigieren kannst.
 
Wenn du deiner Frau allerdings ständig besserwisserisch negative Bemerkungen und kritische Äußerungen zumutest, du sie also andauernd ununterbrochen verletzt und kränkst, dann darfst du dir bei ihren Wutausbrüchen keineswegs denken, dass Gott von dir erwartet, deine inneren Probleme selbst in Ordnung zu bringen. Nein – denn in diesem Fall bedeuten ihre Wutausbrüche einfach nur: Höre endlich auf, deine Frau zu quälen wie ein herzloser Tyrann! Du musst nun also schnellstmöglich damit aufhören, deiner Frau ihr Glück, ihre Freude und ihre gesamte Lebenslust zu rauben!
 
Solch ein Mann verhält sich aber in der Regel bei einem Wutanfall seiner Frau sogar noch barbarischer als zuvor. Anstatt zu erkennen, dass seine Frau beispiellos leidet und er deshalb nun versuchen wird, sie zu verstehen und zu beschwichtigen, hat er auch noch die Frechheit, sich mit ihr zu vergleichen, indem er sie hartherzig und hochnäsig mit der Erklärung bloßstellt, er sei ein Musterbeispiel an Ruhe, um damit also auf eine vermeintliche Vollkommenheit seiner Person zu verweisen. Dieses Verhalten ist in einem Wort gesagt: unmenschlich! Und deswegen musst du als Wiedergutmachung deines – um es klar auszudrücken – unverzeihlichen Ego-Trips alles in deiner Macht Stehende tun, um das gebrochene Herz deiner Frau zu trösten, indem du dieses Buch so lange nicht aus der Hand legst, bis du alle darin enthaltenen Weisheiten auch wirklich zur Tat werden lässt.
 
 
Wer sich nun einbildet, dass es durchaus sein kann, ein Mann könne wahrhaftig die Ruhe in Person sein, sobald seine Frau die Initiative ergreift, der täuscht sich – aber gewaltig. Der Beweis dafür sind all die unzähligen Momente im Leben, bei denen es darauf ankam, die Nerven zu behalten. Er tanzte dabei allerdings und das nicht nur einmal – völlig aus der Reihe. Doch sobald seine Frau ausflippt, erscheint über seinem Kopf eine Art Heiligenschein! Dieses Verhalten rührt natürlich von seinem bösen Trieb her, der ihm sehr geschickt einredet, geduldig zu sein und sich auf diese Weise als „unschuldiges Entlein“ zu präsentieren. Doch in Wahrheit würde er seiner Frau für ihr Verhalten am liebsten … – Gott behüte.
 
Das Motiv, weshalb solch ein Mann in dieser Situation nicht auf Konfrontationskurs geht, ist sein chauvinistisches Macho-Gehabe, welches ihn dazu anspornt, den weltbesten Supermann darzustellen. Er liebt es, sich selbst im Rampenlicht zu sehen und seine Frau als „wahnsinnige Hexe“ abzustempeln.
 
Halten wir also fest: Wenn du deiner Frau alles gibst, was ihr Herz verlangt und du dich wahrlich bemühst, ihr die Welt zu bauen, von der sie träumt und in der du dann natürlich auch ihr Held sein möchtest, da sie ja die Erfüllung deines Traumes ist, dann musst du bei einem ihrer Wutanfälle sofort verstehen, dass Gott nur von dir möchte, dass du deine eigenen Aggressionen völlig in den Griff bekommst. Wenn du allerdings der Meinung bist, es liege in deinem Aufgabenbereich, deine Frau zu erziehen, du sie also ständig auf ihre Mängel und Fehler aufmerksam machst, sie mit Kritik überhäufst, dann darfst du dich einerseits nicht wundern, wenn sie ausrastet und zum anderen bedeutet das für dich: Deine Frau befindet sich einer absoluten Notlage, in die du sie manövriert hast. Daher musst du jetzt den Auslöser ihrer Qualen in deinem Verhalten ihr gegenüber suchen.

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