Das erste Jahr
Alle Anfänge sind schwer, doch genau betrachtet ist das nicht wahr. Ein Anfang ist nicht wirklich schwer, sondern nur ungewohnt - darin liegt eine gewisse Schwierigkeit.
Übersetzt von Rabbi David Kraus
Im 5. Buch Moses (Kapitel 24, Satz 5) steht: „Wenn ein Mann sich mit einer Frau neu vermählt hat, darf er nicht in einen Krieg ziehen und keinerlei Leistung soll ihm auferlegt werden – frei sei er für sein Haus ein Jahr lang und erfreue die Frau, die er genommen hat.“
Daraus ergeht, dass das erste Ehejahr das Fundament bildet, auf das sich alle kommenden Jahre aufbauen werden. Es heißt ja bekanntermaßen, alle Anfänge wären schwer, doch genau betrachtet ist das nicht wahr. Ein Anfang ist nicht wirklich schwer, sondern nur ungewohnt – und eben darin liegt tatsächlich eine gewisse Schwierigkeit.
Man sollte deswegen beachten, dass in den ersten Wochen und Monaten einer Ehe die wahre Bindung zwischen einem Paar wächst. Ein Mann sollte sich also schon zu Beginn seiner Ehe stets um seine Frau kümmern und sie umwerben, und ihr immer wieder klar machen, wie sehr er sie liebt und es nicht bedauert, sie geheiratet zu haben. Deshalb darf ein Mann im ersten Jahr seiner Ehe auch nicht alleine verreisen oder sich anderweitig von seiner Hauptaufgabe, ein gemeinsames Haus zu bauen, ablenken lassen, denn alles besteht auf dem Anfang. Wenn man den Anfang gut plant und darauf aufbaut, wird sich mit der Zeit etwas Wundervolles ergeben. Wenn man aber von Beginn an schläft und mit einer „was kommt – das kommt“-Einstellung in den Tag hineinlebt, wird es sicher ein böses Erwachen geben. Und das ist dann einfach sehr bitter, weil es nämlich zu vermeiden gewesen wäre.
Das erste Jahr musst du dir also wie den Start bei einem „Formel-1-Rennen“ vorstellen. Wenn du voller Aufmerksamkeit auf die Ampel blickst, mit dem Ziel, als erster die Kurve zu erreichen, dann hast du dir für das Rennen bereits eine hervorragende Siegesmöglichkeit geschaffen. Wenn du aber den Start verkorkst, bleibst du über das gesamte Rennen zurück und kannst dabei sogar leicht überrundet werden …!
Die Hochzeit soll nicht der Höhepunkt der Zweisamkeit sein, die danach mit schwächer werdender Liebe und beginnender Langeweile vielleicht sogar – Gott behüte – zur Auflösung der Ehe führen kann.
Nein, sie ist die Wurzel, aus der eine immer stärker werdende Liebe im Leben erblüht und das Verständnis und die Haltung zu einem gemeinsamen wertbezogenen Leben entsteht.
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