Ich will das meine Frau stirbt!

Eines Tages ging ein reicher Mann zu seinem Rabbi und offenbarte ihm seinen Herzenswunsch: „Ich möchte, dass meine Frau stirbt!“

6 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Eines Tages ging ein reicher Mann zu seinem Rabbi und offenbarte ihm seinen Herzenswunsch: „Ich möchte, dass meine Frau stirbt!“

Der Rabbi war schockiert und fragte empört: „Weshalb willst du denn das!?“

Der reiche Mann ließ daraufhin seinen Gefühlen freien Lauf und begann dem Rabbi zu berichten, welche Hölle er nur wegen dieser Schlange, die er geheiratet hat, die ganzen Jahre schon durchlebt: „Sie beschimpft mich, stellt mich bloß, verflucht mich in aller Öffentlichkeit, sie quält mich …!“
 
Nachdem der Rabbi alle diese Horrorszenarien gehört und gründlich durchdacht hatte, begann er etwas Verständnis für den sonderbaren Wunsch des Mannes aufzubringen. Er gestand sich ein, dieser Mann lebt tatsächlich nicht mit einer Ehefrau, sondern mit einem Drachen in einem Haus.
 
Der reiche Mann hat nun natürlich erkannt, dass er den Rabbi von der Boshaftigkeit seiner Frau überzeugt hatte und fragte ihn daraufhin: „Rabbi, es ist eine unmögliche Situation für mich! Ich kann auf keinen Fall weiterhin mit diesem Scheusal zusammenleben. Haben sie vielleicht einen Rat für mich, wie ich sie mir vom Halse schaffen kann!? Vielleicht gibt es ja in der Thora ein Ritual, mit dem ich ihrem Leben ein Ende setzen kann. Es muss aber so wirken, dass man mir strafrechtlich nichts vorwerfen kann!“
 
Der Rabbi blickte ihn an und meinte: „Ich verstehe dein Leid, aber dennoch verstehe ich nicht, weshalb sie um jeden Preis sterben soll!? Lass dich doch einfach von ihr scheiden. Danach kannst du dann wieder entspannt dein Leben genießen!“
 
Der reiche Mann antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Nein, Rabbi! Nein! Es geht einfach nicht anders! Solange diese Hexe nicht in ihrem Grab liegt, werde ich niemals meinen Seelenfrieden finden! Sie muss einfach sterben!!!“
 
Der Rabbi wusste keinen Rat und bat ihn um etwas Bedenkzeit mit der Bitte, er solle doch in ein paar Tagen wieder vorbeikommen. Als der reiche Mann ging, wandte sich der Rabbi in einem Gebet an Gott und bat Ihn um einen Hinweis, was der wahre Grund für das miserable Verhalten der Frau des reichen Mannes sei. Der Rabbi wusste, dass der Mann mit Sicherheit an dem Verhalten seiner Ehefrau selbst schuld war. Vielleicht ignorierte er sie in irgendeiner Sache völlig und hatte ihr somit den Lebensmut genommen. Deshalb bat er einen seiner Schüler – er war von Beruf ein Detektiv – das Haus dieses reichen Mannes zu observieren und solange auszuharren, bis er die Ursache für das aggressive Verhalten der frustrierten Frau herausfand. 
 
Der Schüler des Rabbis machte sich also auf dem Weg zur Villa. Dort angekommen musste er nicht einmal solange warten – er sah nämlich die Ehefrau des reichen Mannes völlig verbittert weinen, wie sie zu sich selbst spricht: „Dieser Mistkerl! Nicht einen Cent hat er mir gelassen! Dieser Geizhals ist wirklich das Letzte. Wenn er mir doch wenigstens Komplimente gemacht hätte, doch selbst dafür ist er sich zu fein! Na warte, Rache ist süß! Ich werde diesem Dreckskerl das Leben zur Hölle machen!“
 
Der Schüler erkannte sofort, dass er damit seine Mission erfüllt hatte, kehrte zum Rabbi zurück und erzählte ihm alles, was er gesehen und gehört hatte. So fügte sich das Puzzle nun zu einem vollständigen – aber leider auch sehr hässlichen – Bild zusammen. Wie dem auch sei, der Rabbi wusste nun, wie er sich diesem Geizhals gegenüber zu verhalten habe und ließ ihn zu sich rufen.
 
Der reiche Geizkragen rannte voller Erwartung zum Rabbi: „Und? Haben sie vielleicht eine Lösung in meiner Angelegenheit?“
 
Darauf der Rabbi: „Selbstverständlich! Im Talmud steht, jeder der ein Versprechen gibt und dieses nicht einhält, der wird dafür mit dem Tod seiner Frau bestraft. Aber für dich wäre es ja in diesem Sinne keine Bestrafung – sondern sogar ein Segen. Du musst mir jetzt also nur schnell etwas versprechen und nicht einlösen. Deine Frau wird dann entweder eines natürlichen Todes oder aufgrund eines tragischen Unfalls sterben. Du hast also nichts zu befürchten, weder die Polizei noch sonst jemand kann dir etwas anhaben!“
 
Der reiche Mann konnte sein Glück kaum fassen und fragte: „Rabbi! Das ist wirklich zu schön um wahr zu sein – sagen sie mir doch bitte, was ich denn versprechen soll!!“
 
Der Rabbi riet ihm: „Wie du ja weist, haben wir hier keine Mikwe (rituelles Tauchbad), daher versprich mir jetzt, dass du mir eine große, schöne und hochwertige Mikwe bauen wirst, die sehr viel Geld kostet. Anschließend wirst du dein Versprechen nicht halten. Das wird dann den Tod deiner Frau zur Folge haben.“
 
Dem reichen Mann überfiel nun auf einmal ein gewisses Misstrauen und deshalb sagte er zum Rabbi: „Ich weiß nicht so recht. Wenn ich ihnen jetzt dieses Versprechen gebe, dann gewährt man mir im Himmel vielleicht eine sehr lange Frist, um dieses Versprechen auch wirklich einzulösen. Und ich habe wirklich keine Kraft und Lust, mich noch länger von dieser alten Hexe terrorisieren zu lassen!“
 
„Nein, nein!“ sagte der Rabbi und fuhr fort: „Mach dir keine Sorgen. Ich werde dir das Versprechen zusammen mit zwei meiner Richterkollegen abnehmen. Und zwar werden wir es so machen, dass es keinen Weg mehr zurück gibt! Und davon einmal abgesehen, der Himmel weiß doch, dass du dein Versprechen nicht einlösen willst. Daher kannst du ganz entspannt auf den Tod deiner Frau warten.“
 
Der reiche Mann war immer noch misstrauisch und meinte: „Das ist ja alles schön und gut, aber dennoch muss ich unbedingt wissen, wann genau sie sterben wird!“
 
Der Rabbi sagte dann: „Wie gesagt, sei entspannt und lass es einfach auf dich zukommen. Wenn du dich genau daran hältst was ich dir auftrage, dann wird sie innerhalb der nächsten drei Wochen sterben! Das kann ich dir versprechen!“
 
Der Rabbi hatte es nun endlich geschafft, den reichen Mann zu beruhigen. In der Zwischenzeit trafen auch die beiden Kollegen des Rabbis ein. Der reiche Mann begann also sofort voller Stolz zu beteuern: „Verehrte Rabbis und Richter! Ich verspreche hiermit hoch und heilig, dass ich mich hiermit verpflichte, euch eine so prächtige Mikwe zu bauen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat! Alles wird dort vom Feinsten sein, mit dem wertvollsten Material und der neuesten Technik ausgestattet …!“
 
Erwartungsvoll wollte er sich nun auf den Weg nach Hause machen, doch vorher bat ihn der Rabbi noch um einen weiteren Gefallen: „Um unser schlechtes Gewissen in dieser Sache ein wenig zu beruhigen, bitte ich dich, deine Frau in den kommenden Wochen zu verwöhnen. Schenke ihr daher viel Liebe und Aufmerksamkeit, beglücke sie mit tollen Präsenten und lasse ihr immer reichlich Geld zu Hause. Verhalte dich bitte genau so maximal drei Wochen – und danach hast du dann deine absolute Ruhe! Und diese Investition dürfte dir auch nicht weiter weh tun, denn nach drei Wochen wirst du ja eh alles von ihr erben.“
 
Voller Begeisterung antwortete der elende Pfennigfuchser: „Rabbi! Gerne werde ich dir diesen Wunsch erfüllen. Alleine die Vorstellung, dass ich die Alte bald nie wieder zu Gesicht bekomme, macht mich unheimlich glücklich! Daher macht es mir auch nichts aus, dieses Spielchen mit ihr zu spielen … im Gegenteil, ich werde jetzt gleich ein schönes Cabriolet für sie kaufen … ha, ha, ha!“
 
Nach etwa zwei Wochen platze der reiche Mann ohne Vorankündigung in das Büro des Rabbis, der ihn gleich fragte: „Weshalb so stürmisch? Wenn ich mich richtig entsinne, sind bislang lediglich zwei Wochen vergangen, daher gedulde dich doch bitte noch eine Woche, oder soll es unbedingt schon heute sein …!“
 
„Nein!“ schrie der reiche Mann und bat den Rabbi tränenüberströmt, ihm sein Versprechen zu annullieren. Der Rabbi erklärte ihm daraufhin, dass eine Annullierung nicht mehr möglich sei, da ihm das Versprechen ja durch drei rabbinische Richter abgenommen wurde. Außerdem wunderte sich der Rabbi: „Allem Anschein nach hast du deine Meinung geändert. Vor zwei Wochen wolltest du noch um jeden Preis, dass deine Frau stirbt. Und jetzt? Was ist geschehen?“
 
„Jetzt möchte ich auf keinen Fall mehr, dass sie stirbt.“ sagte der reiche Mann. Darauf Rabbi erstaunt: „Aber woher dieser Sinneswandel?“
 
Der reiche Mann atmete nochmal kurz durch und sagte: „Verehrter Rabbi! Nachdem ich das Versprechen gab, wurde alles ganz anders. Ich habe natürlich auch ihrem Wunsch entsprochen! So verging kein Tag, ohne sie mit Komplimenten von mir zu überhäufen, ihr das Gefühl zu geben, wichtig zu sein, und sie mit Geld zu beschenken. Aber um das geht es ja jetzt nicht. Was ich eigentlich sagen möchte ist, dass sie sich aus mir völlig unerklärlichem Grund von Grund auf verändert hat! Sie ist ein richtiger Schatz geworden! Sie zeigt mir, dass sie mich liebt, dass sie mich begehrt, tut nur Gutes für mich! Im Prinzip ist sie jetzt wie ein Engel auf Erden zu mir! Mir wurde jetzt erst bewusst, was für einen unbeschreiblichen Reichtum ich durch meine Frau in meinen Händen halte! Sie darf auf keinen Fall sterben!!! Wenn sie stirbt, dann will auch ich nicht mehr leben!“  
 
Der Rabbi sah ihn an und sagte: „Wenn dem so ist, bleibt dir wohl nur die Möglichkeit, dein Versprechen, die Mikwe zu bauen, einzulösen. Und zwar nicht nur eine gewöhnliche Mikwe, sondern eine dermaßen hochwertige, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat – entsprechend deinen eigenen Worten!“
 
Dem reichen Knauser blieb einfach keine andere Wahl, und deshalb baute er diese Mikwe. Doch das Schönste an der Geschichte ist, dass beide seitdem – wie auf der Wolke Sieben – das gemeinsame Liebesglück genießen!

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