Dewarim-Psalm 137
Der Wochenabschnitt Dewarim wird immer am Schabbat vor dem Jahrestag der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem (Tischa beAw) vorgelesen.
Dewarim-Psalm 137
Zeit der Tränen
Der Wochenabschnitt Dewarim wird immer am Schabbat vor dem Jahrestag der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem (Tischa beAw) vorgelesen. Dass Tischa beAw in den nächsten Tagen zu begehen ist, wird bei der Tora-Lesung subtil angedeutet: Ein Vers (Dewarim 1, 12) wird in der Trauermelodie gelesen, in der man dann die Klagelieder am Trauertag rezitieren wird. Der Tora-Vers fängt mit dem hebräischen Wort „Echa“ (= wie) an, und das erste Wort der Klagelieder lautet ebenfalls „Echa“. Da Psalm 137 Auswirkungen der Tempelzerstörung schildert, liegt es auf der Hand, warum gerade dieses Kapitel dem Wochenabschnitt Dewarim zugeordnet worden ist.
Vielleicht hat nicht nur der Bezug zum Trauertag Tischa beAw die Wahl von Psalm 137 determiniert. Dem sorgfältigen Leser fällt ein gemeinsamer Punkt auf: In beiden Texten ist von Juden die Rede, die Tränen vergossen haben. Der erste Vers des Psalms lautet: "An den Flüssen Babels – dort saßen wir und weinten, da wir Zions gedachten". Die ins babylonische Exil deportierten Juden haben dort geweint. Rabbi Ovadja Sforno verweist in seinem Kommentar zu diesem Vers auf eine Talmudstelle (Baba Metziah 59 a), in der es heisst: Die Pforten der Tränen wurden nach der Tempelzerstörung nicht zugemacht. Demnach sind Tränen wesentlich wirksamer als das übliche Gebet.
Im Wochenabschnitt lesen wir: „Gott aber sagte zu mir: Sage ihnen, steiget nicht hinan und kämpfet nicht, denn Ich bin nicht in eurer Mitte, damit ihr nicht von euren Feinden geschlagen werdet. Ich sprach dies zu euch, ihr aber hörtet nicht, waret dem Ausspruche Gottes zuwider, erdreistetet euch und stiegt das Gebirge hinan. Da zog der Emorite, welcher auf diesem Gebirge wohnt, euch entgegen, und sie verfolgten euch, wie die Bienen tun und sie schlugen euch bis zur Zermalmung in Seir bis Chorma. Ihr kehrtet zurück und weintet vor Gott, Gott aber hörte nicht auf eure Stimme und neigte sein Ohr nicht euch zu“ (Dewarim 1, 42 – 45). Die Frage drängt sich auf: Warum blieben die Tränen hier wirkungslos? Rabbiner Hertz erklärt: „Weil ihr Weinen nicht der Bekümmernis ihrer Sünde entsprang, sondern der Trauer über die Folgen dieser Sünde.“
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