Ein paar Jüdische Fragen
Ist ein bestimmter Ort für die Offenbarung des Maschiach festgelegt? Erlösung natürlich oder wunderlich? Wann kommt der Prophet Elijahu und was ist seine Aufgabe?
Ist ein bestimmter Ort für die Offenbarung des Maschiach festgelegt
Der Talmud erzählt, dass eines Tages Rabbi Jehuschua ben Lewi den Maschiach an den Toren Roms antraf, bereit für seine Offenbarung. Warum wartete Maschiach gerade dort die Welt zu erlösen. Fand er keinen geeigneteren Platz?
Erklärt darauf der Lubawitscher Rebbe: Nach der Festlegung des Rambam wird Maschiach vor seiner endgültigen Offenbarung ein großer Führer seines Volkes sein, der das Judentum in alle vier Himmelsrichtungen verbreitet und die Kinder Israels zu ihrem Vater im Himmel näher bringt. Deshalb wird natürlicherweise sein Standort an jenem Ort sein, wo sich die meisten Juden befinden, um möglichst viele Juden zu erreichen.
Aus diesem Grund wählte zu Zeiten Rabbi Jehoschuas ben Lewi der Maschiach als seinen Standort „die Tore Roms“ – einen Ort nahe zur römischen Hauptstadt, da damals der Großteil des jüdischen Volkes in Rom lebte.
(Es gibt zwar jüdische Quellen, die den Aufenthalt Maschiachs außerhalb des Heiligen Landes ausschließen, allerdings handelt es sich dabei nicht um Gesetzesbücher. Das einzige Gesetzesbuch, welches hierbei entscheidet, ist der Gesetzeskodex des Rambam, und dort wird Oberes nicht erwähnt).
Daraus kann geschlossen werden, dass heutzutage, wo die Mehrheit des jüdischen Volkes in den USA lebt, Maschiachs Standort dort sein wird (wie merkwürdig das auch klingen mag).
Quellenverzeichnis: Tratakt Sanhedrin 88a; Rambam Hilchot Melachim Kap. 11; Torat Menachem des Jahres 5752, Band 1, S.422.
Erlösung natürlich oder wunderlich? Kommt die Erlösung auf wunderliche Weise, oder ist sie natürlichen Prozessen bedingt?
Die Art und Weise des Auftretens Maschiachs und der vollkommenen Erlösung hängt von dem spirituellen Zustand des jüdischen Volkes ab. „Wenn sie es sich verdienen, kommt sie früher, wenn nicht, zu ihrer festgelegten Zeit. Wenn sie es sich verdienen – mit Himmelswolken, wenn nicht mittels dem Armen auf dem Esel“, heißt es im Talmud. Das heißt, wenn das jüdische Volk sich in einem würdigen Zustand befindet, kommt die Erlösung nicht nur schneller, sondern auch keinem natürlichen Prozess bedingt. Maschiach würde dann ohne jegliches Vorzeichen auftreten, und mit einem Mal würde sich alles verändern. Das jüdische Volk im Exil würde mittels himmlischen Wolken in das Heilige Land transportiert werden und der Dritte Tempel fix und fertig aus dem Himmel auf dem Tempelberg einrasten.
Aber sollte dieser Zustand des jüdischen Volkes nicht gegeben sein, wird Maschiach letzten Endes auch kommen, aber in einem mühseligen, langwierigen Prozess. Maschiach wird gewisse Zeichen aufweisen müssen, woran wir ihn zu erkennen haben, um ihm bei der Herbeiführung der Erlösung zu helfen. Wie bei jedem natürlichen Prozess kann es dabei Höhen und Tiefen geben.
Der Lubawitscher Rebbe erklärt, dass die beiden Zustände auch ineinanderfließen können. D.h. auch inmitten des natürlichen Prozesses, dem Zustand des „Nichtverdienens“ können große Wunder geschehen!
Quellenverzeichnis: Talmud Tratakt Sanhedrin 88a; Malachi 3,1 mit dem Kommentar des Mezudot Dawid z.B; Sefer HaSichot 5750, Teil 2, S. 651
Wann kommt der Prophet Elijahu und was ist seine Aufgabe?
Die vollkommene Erlösung wird mit dem Kommen des Propheten Elijahu, dem Verkünder der Erlösung, in Verbindung gesetzt. Die Quelle dafür liegt wohl ich dem Vers aus den Propheten: „Siehe, Ich schicke euch den Propheten Elijahu, bevor der große und ehrfürchtige Tag des Ewigen eintritt.“ Weiters erwähnen wir im Tischgebet: „Möge uns der Barmherzige den Elijahu entsenden, damit er uns gute Botschaften übermittelt.“
Im Midrasch steht geschrieben, dass Elijahu drei Tage vor der Ankunft des Maschiach auftritt. Von den Bergen Israels verkündet er sein Kommen. Aus dem Talmud hingegen geht hervor, dass Elijahu den ruhmvollen Sieg des Maschiachs über seine Feinde verkünden und neben seiner Verkünderrolle auch die Toten beleben wird.
Laut Rabbi Izchak Abrabanel (1437 – 1508) allerdings kommt Elijahu erst zu Beginn der „Ära der Totenauferstehung“, und zwar als einer der ersten, welcher auferstehen wird.
Aus den jüdischen Quellen also geht nicht deutlich hervor, wann der Prophet Elijahu kommen wird und worin seine Aufgabe besteht. Sie widersprechen sich sogar, und deshalb kann niemand genaue Vorhersagen über jene Ereignisse machen.
Den richtigen Bezug zu diesen Themen finden wir im Gesetzeskodex des Rambam. Über das Kommen des Propheten Elijahu und den Gog Magog Krieg schreibt der Rambam, dass jene Ereignisse und ihr Fortlauf, unklar bleiben, bis sie eintreten werden. Der Rambam rät sogar, sich nicht zu sehr mit der Erforschung dieser Themen zu befassen, da sie im jüdischen Glauben nicht grundlegend sind. Man solle den Schwerpunkt auf das Studieren des eigentlichen Wesens der Erlösung und des Maschiach legen.
Quellenverzeichnis: Malachi 3, 23; Midrasch Raba Dvarim 3, 16; Talmud Eruwin 43b und Sota am Ende; Maschmia Jeschua, Mewasser 15; Rambam, 12,2
Wie antwortet man „Amen“ richtig?
Das jüdische Gesetz legt fest, dass das „Amen“ nicht lauter gesprochen werden darf, als die Bracha oder der Kadisch, auf denen mit „Amen“ geantwortet wird. Deshalb soll das „Amen“ laut und nicht leise gesprochen werden, aber nicht zu laut. Man darf „Amen“ lauter als sonst sagen, wenn man beabsichtigt die Gemeinde zum Amen-Sagen zu bewegen.
Bezüglich dem Kadisch heißt es, dass man „Amen“ mit „ganzer Kraft“ sagen soll. Damit ist mit „ganzer Kraft der Konzentration“ gemeint, aber dies ist auch im wort- wörtlichen Sinn zu verstehen. Und die Thora verspricht, dass dadurch harte himmlische Urteile aufgehoben werden können. Doch es ist nicht richtig „Amen“ auf eine solche Weise zu sagen, die ungewollte Reaktionen seitens der Gemeinde mit sich bringt.
Man darf erst „Amen“ antworten, wenn die Bracha gänzlich zu Ende gesprochen wurde. Das „Amen“ muss unmittelbar der Bracha folgen.
„Amen“ darf nicht hastig gesprochen werden. Die Zeit, die man braucht, um „E-l Melech Neeman“ zu sprechen, soll für das Amen-Sprechen beansprucht werden, denn AMEN (Alef-Mem-Nun) bildet die Anfangsbuchstaben für „E-l Melech Neeman“ (G´tt, der treue König).
Man muss seine kleinen Kinder erziehen mit dem Antworten von „Amen“ achtsam zu sein, denn in dem Augenblick, wo ein Kind „Amen“ antwortet, hat es bereits Anteil an der künftigen Welt.
Quellenverzeichnis: Schulchan Aruch Haraw und Mischna Brura § 56 und 124.
Muss jemand, der während seiner Mahlzeit die Wohnung verlässt, bei seiner Rückkehr ein zweites Mal die Bracha (Segensspruch) sprechen?
Das hängt von der Art der Speise ab.
1. Jemand, der zu seiner Mahlzeit Brot isst (selbst weniger als 27 gr. bevor er hinausging), darf weiterspeisen ohne wieder über das Brot die Bracha sprechen zu müssen; insbesondere wenn noch andere Speisende während seiner Abwesenheit im Haus blieben.
2. Bei Teigwaren oder Früchte, mit denen das Heilige Land gesegnet wurde, kann man bei der Rückkehr auch ohne eine Bracha mit der Mahlzeit fortfahren.
3. Hingegen jemand, der von allen restlichen Früchte isst, und alles andere, dessen Bracha »Schehakol« lautet, muss bei seiner Rückkehr die Bracha ein zweites Mal sprechen, bevor er weiter isst.
All dies trifft auf die Bracha vor dem Essen zu. Bezüglich der Bracha nach dem Essen gilt folgende Regel: Den abschließenden Segensspruch »Bore Nefaschot Rabot« (über alle Speisen, außer Teigwaren, Früchte, mit denen das Heilige Land gesegnet wurde und Wein) kann man auf jeden beliebigen Platz sprechen.
Quellenverzeichnis: Aruch Haschulchan 10,178; Kaf Hachaijm 10,21; Schot Bezel Hachochma Teil 6, P10,1. gen Awraham Kap.10,334 sowie Kap. 100,17; Schlah „Turei Ewen“, Chagiga 13.
Spricht man die „Bracha Achrona“, nachdem man einen heißen Tee getrunken hat?
Die Bracha Achrona spricht man über ein Getränk nur, wenn man eine Mindestmenge von 86 gr. davon inner- halb von vier Minuten (laut sefard. Brauch 7,5 min.) getrunken hat. Deshalb ist bei heißem Trank, wie Tee oder Kaffee, darauf zu achten die Mindestmenge in der vorgesehenen Zeit, welche ein Bracha Achrona ver- pflichtet, zu trinken. Ansonsten kann sie nicht gesproch- en werden.
Doch laut sefard. Brauch spricht man über heißen Tee oder Kaffee nie die Bracha Achrona, da es nicht üblich ist, sie so schnell zu trinken, dass man 86 gr. innerhalb von 7,5 min. zu sich nimmt. Wenn der Tee abgekühlt ist und man die Mindestmenge in der vorgesehenen Zeit, welche ein Bracha Achrona verpflichtet, trinkt, spricht man die Bracha Achrona, wie nach jedem Getränk. Doch bei lauwarmem / kaltem Kaffee sollte man die Bracha Achrona nicht sprechen, da es unüblich ist Kaffee kalt zu trinken (es ist nicht die Rede von „Ice-Kaffee“).
Laut sefard. Brauch spricht man auch nie über alkoholische Getränke, von denen üblicherweise keine 86 gr. innerhalb von 7,5 min. getrunken werden, keine Bracha Achrona. Doch laut aschken. Gesetzesführung wird darauf die Bracha Achrona gesprochen, wenn man davon 86 gr. innerhalb von 4 min. trinkt.
Quellenverzeichnis: Jalkut Jossef, Brachot § 207, H. 4, 6; Schulchan Aruch Hakazar T.2 § 66, H. 9, 13.
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