Der jüdische Captain Hook

Der Geschäftsführer von INSIDE ISRAEL, Christian Kunze, bat mich vor Kurzem, einen allgemeinen Artikel über die jüdische Religion zu schreiben.

3 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

Der Geschäftsführer von INSIDE ISRAEL, Christian Kunze, bat mich vor Kurzem, einen allgemeinen Artikel über die jüdische Religion zu schreiben. Er sollte leicht zu lesen und für Israelfreunde leicht verständlich sein, da es vielleicht einige Leser gibt, die noch nicht so gut über das Judentum Bescheid wissen. Des Weiteren bat er mich, den Artikel so zu schreiben, dass ein Leser durch die Lektüre versteht, dass alle Vorurteile, die es rund um Israel gibt, einfach falsch – z.T. sogar lächerlich – sind.
 
Da hört man beispielsweise ständig zu hören: „Das Leben in Israel … ist sehr gefährlich“, doch die Besucher Israels erfahren eine spirituelle und angenehm wohltuende Atmosphäre und, erkennen: „Israel … ist der sicherste Ort auf der Welt!“
 
Für den einen oder anderen mag dies vielleicht immer noch etwas weit herholt klingen, doch in Wahrheit bedarf es zur realistischen Einschätzung der Sachenur eines klaren Kopfes.
 
Und genau jetzt schließt sich unser Kreis, denn das Judentum schenkt den Menschen in erster Linie den richtigen Blick fürs Leben. Und dabei spielt es dann keine Rolle, ob ein Mensch jüdisch oder nichtjüdisch ist. 
 
Gott verlangt von jedem Menschen auf dieser Erde, dass er sich an Ihn hängt und Seinen Schritten folgt, so wie es u.a. heißt: „…an Ihm sollst du hängen…“ oder„…wenn du die Gebote des Ewigen, deines Gottes, beachtest und in Seinen Wegen wandelst…“ (5. Buch Moses, Kapitel 10, Satz 20 und Kapitel 28, Satz 9)

Ohne einen richtigen Blick kann man diese Gebote nicht wirklich nachvollziehen. Wie wir alle wissen, kann kein Mensch tatsächlich in den Schritten Gottes wandeln oder sich an Ihn hängen, da Gott ja keine Gestalt hat und kein Körper ist. Dies ersieht man aus der dritten der 13 Grundregeln von Maimonides: „Ich glaube mit voller Überzeugung, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, kein Körper ist, keinen körperlichen Begriffen unterliegt und nichts mit Ihm Ähnlichkeit hat.“
Die Antwort darauf ist also u.a.:
 
Ein Mensch muss sein Tun nach der Vorlage Gottes ausrichten, um so in Seinen Wegen wandeln zu können und dies setzt wiederum voraus, sich an die guten Eigenschaften Gottes zu hängen. Das heißt also:

  • So wie Gott barmherzig ist, so sei auch du barmherzig.
  • So wie Gott nur das Gute für jeden will, so sollst auch du nur das Gute für deinen Nächsten wollen.
  • So wie Gott ständig lächelt, so sollst auch du ständig ein Lächeln auf deinen Lippen haben usw.

Durch die folgende Geschichte, die mir mein spiritueller Mentor Rabbi Schalom Arusch erzählte, kann dies gut veranschaulicht werden:
 
Es war einmal ein König, der äußerlich an Captain Hook erinnerte. Er hatte nämlich ein Holzbein, eine Hakenhand aus Metall, ein Glasauge und darunter noch eine riesige und hässliche Schnittnarbe im Gesicht.
 
Eines Tages wollte der König porträtiert werden und beauftragte dafür einen begabten Maler!
 
Dieser gestaltete das Portrait so, wie er den Monarchen tatsächlich sah. Als er ihm das Bild dann überreichte, reagierte der König voller Entsetzen, rief seine Wachen und gab den Befehl zur sofortigen Hinrichtung des Künstlers.
 
Wie dem auch sei, der Portrait besessene Monarch beauftragte einen weiteren Maler mit der Aufgabe, ihn abzubilden. Diesem war nun selbstverständlich bewusst, was seinem Künstlerkollegen widerfuhr. Deshalb entschloss er sich aus seiner Fantasie heraus, ein wunderschönes Bild zu zeichnen, das nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem König besaß.  
 
Als er ihm das Bild dann überreichte, reagierte der König erneut voller Fassungslosigkeit und gab wiederum den Befehl zur sofortigen Hinrichtung auch dieses Künstlers.
 
Der Monarch beorderte nun einen dritten Maler zu sich in den Palast.
 
Aber dieser Künstler erkannte das Problem des Königs und machte sich sofort ans Werk. Er zeichnete zunächst eine wunderschöne Landschaft.
 
Später setzte er in die Mitte dieser Naturprovinz ein Pferd. Auf diesem Pferd zeichnete er den König sitzend so, dass sein Holzbein vom Pferdekörper verdeckt ist, also nicht zu sehen war.
 
Das Problem der Hakenhand aus Metall, dem Glasauge und der hässlichen Schnittnarbe wusste er ebenfalls zu beheben, indem er den König wie einen Jäger abbildete. Er zeichnete ihn also in einer Situation, in der er einen Vogel vom Himmel herunterschießt. Dabei hielt der Monarch auf seinem Portrait das Sturmgewehr so, dass man seine Hakenhand nicht erkennen konnte. Außerdem hat er sein Glasauge zur exakten Zielanvisierung geschlossen und das Sturmgewehr bedeckt genau den Teil des Gesichts mit der riesigen und hässlichen Schnittnarbe.
 
Mit anderen Worten bildete er den eigentlich mit unübersehbaren Mängeln behafteten König wie einen Helden ab! Und dies, weil er den richtigen Blick zur Sache besitzt …
 
Ich möchte an dieser Stelle nicht mehr weiter etwas hinzufügen, außer der Bitte, dass ihr, liebe Leserinnen und lieber Leser, versuchen solltet, euch von diesem Artikel gedanklich und emotional inspirieren zu lassen …

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.