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Im Buch der Könige wird folgende Geschichte über den Propheten Elischa erzählt. Eine Frau stellt dem Propheten ein Zimmer in ihrem Haus zur Verfügung und bat ihn ...

2 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Heiligkeit
 

Im Buch der Könige (Band 2, Kapitel 4) wird folgende Geschichte über den Propheten Elischa erzählt. Eine Frau stellt dem Propheten ein Zimmer in ihrem Haus zur Verfügung und bat ihn, bei ihr halt zu machen, wenn er wieder einmal ihre Stadt durchqueren sollte. Ihrem Ehemann erklärte sie, dass es sich bei dem Propheten um einen heiligen Mann Gottes handeln würde, so wie es heißt: „Und sie sprach zu ihrem Mann: Siehe doch, ich erkenne, dass dies ein heiliger Mann Gottes ist, der immer bei uns vorbeikommt.“
 
Der Talmud (Traktat Berachot, Seite 10 b) stellt nun die berechtigte Frage, woher die Frau diese Gewissheit hatte. Unsere Weisen gaben darauf zwei verschiedene Antworten:

  1. Es befanden sich keine Fliegen auf dem Tisch, an dem der Prophet gegessen hat.
  2. Die Frau sah niemals irgendwelche Spermaflecken auf seinem Betttuch.

Die letzte Aussage ist durchaus verständlich. Daraus kann man also schließen, weshalb sie wissen konnte, dass es sich bei dem Propheten Elischa um einen heiligen Mann Gottes handelte. Doch die erste Aussage lässt nicht so klar erkennen, wie sie darauf kam, dass er heilig wäre.
 
Hieraus kann man aber schließen, dass Fliegen sich nichts Heiligem nähern. Daher ist jetzt auch verständlich, weshalb im heiligen Tempel Jerusalems keine einzige Fliege zu sehen war, obwohl doch der Innenhof des Tempels wegen der ganzen dort durchgeführten Opfergaben geradezu eine Art Paradies für die Fliegen darstellen müsste. Trotz der vielen tagtäglich zum Altar gebrachten Tiere und der anschließenden Schächtungenhatte sich niemals eine Fliege dorthin verirrt, denn der Tempel war sehr heilig und daher hielten sie sich dort auch nicht auf.
 
Unser Esstisch ersetzt sozusagen – solange der Beit HaMikdasch (der heilige Tempel) nicht wieder erstanden ist – den Altar des Tempels in Jerusalem. Und so wie auf dem Altar des Tempels niemals eine Fliege zu sehen war, so war auch auf dem Tisch, an dem der Prophet Elischa speiste, auch niemals eine Fliege zu sehen.
 
Wie wir sehen, weisen beide Aussagen des Talmuds auf das gleiche hin, nämlich: Heiligkeit bedeutet, keine Sexsucht zu haben. Und die Tatsache, dass die Gastgeberin auf dem Betttuch des Propheten niemals Spermaflecke sah, beweist, dass es sich bei dem Propheten nicht um einen sexsüchtigen Mann handelte. Also war er heilig und deswegen hat man auch niemals Fliegen auf dem Tisch gesehen, an dem er speiste.
 
Jetzt können wir auch verstehen, was Rabbi Nachman aus Breslev mit seiner folgenden Aussage meinte: „Die Liebe, die ein Mann für seine Frau empfindet, lässt sich an den Fliegen und Mücken in seiner Wohnung messen.“ Denn durch die Anwesenheit von Fliegen und Mücken lässt sich erfahren, ob der Mann heilig ist – oder eben nicht. Und wenn viele Fliegen oder Mücken sich in einem Haus tummeln, dann bedeutet das, dass ein Mann nicht heilig ist und deswegen kann ihn seine Frau auch nicht wahrhaftig lieben, da sie es ja nicht ertragen kann, wenn ihr Mann sich nur für seine geschlechtlichen Bedürfnisseinteressiert.
 
Des Weiteren sagte Rabbi Nachman:  „An der Liebe eines Paares zueinander lässt sich erkennen, ob der böse Trieb schwach oder stark ist.“ Und auch das wird durch unsere Einleitung durchaus verständlich und klar, denn von einer wahren Liebe kann nur dann tatsächlich die Rede sein, wenn der Mann seine unkontrollierte Sexsucht endlich im Griff hat. Denn nur dann handelt es sich um eine wahre Liebe, die an keine Objekte geknüpft ist. Dann wird die Beziehung eine schöne Zweisamkeit voller Harmonie, in der sie gemeinsam viel miteinander sprechen und lachen und nicht nur ständig mit dem Thema Sex beschäftigt sind.

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