Fundgrube

Deshalb ist unsere Welt in der Tat eine Fundgrube von vielfältigen Möglichkeiten, die dem Menschen Fülle und Befriedigung zuteil werden lassen.

3 Min.

Joel Schwarz

gepostet auf 05.04.21

Gott hat dem Menschen nicht nur seinen Körper und seine Gliedmaßen geschenkt, sondern hat ihm auch die Möglichkeit zu genießendem Empfinden gegeben. Der Mannigfaltigkeit der Vergnügungen entspricht die Vielzahl der Segenssprüche, die miteinander verbunden sind. Jede einzelne Köstlichkeit, die wir genießen, will in ihrer Besonderheit geschätzt sein. Das Segnen all dessen, woran wir uns erfreuen, ist wiederum eine Erfahrung des Vergnügens.
 
Für die Wechselbeziehung zwischen der Empfindung des Vergnügens und dem Ausdruck des Dankens findet der Jerusalemer Talmud folgende Worte: „In der kommenden Welt wird der Mensch Rechenschaft geben müssen für alles, was sein Auge gesehen hat, was er aber nicht genossen hat. Weshalb dies? Weil er nicht zugelassen hat, dass sein Herz den Augen folge, um Gott zu preisen und zu loben, der diese Vielfalt geschaffen hat, um durch sie den Menschen zu erhalten.“ (Tal. Kiduschin, Kap. 4, Ende)  Die Gelehrten wussten auch von Rabbi Elazar zu erzählen, der ein so armes und entbehrungsreiches Leben führte, dass er jeden Brotkanten zusammensparte, damit er sich zumindest einmal im Jahr an den Früchten Gottes vergnügen und ihm danken konnte.
 
Deshalb ist unsere Welt in der Tat eine Fundgrube von vielfältigen Möglichkeiten, die dem Menschen Fülle und Befriedigung zuteil werden lassen. Was allein von ihm gefordert wird, ist, sich richtig darauf einzulassen. Das geschieht, indem er sich befreit von den Fesseln der Gewohnheit. Dann wird er sich fühlen wie der Blinde, dessen Augen geöffnet wurden, wie der Taube, dessen Ohren aufgetan sind, der Lahme, dessen Glieder wieder zurechtkommen, wie der Hungrige, dessen Hunger gestillt wird. Welcher Reichtum, welche Freude erfüllt sie dann bei dem Wenigen, das sie haben. Und wer kann uns nur einen Augenblick die Dankbarkeit gegenüber Gott verstehen lassen, die aus dem Gefühl des Reichtums kommt, dessen diese Leute teilhaftig wurden. Dies ist Sinn und Geschmack des Lebens!
 
Um hier recht verstehen zu können, ist die wahre Einstellung gegenüber der Religion zu klären:
 
Manche sehen als Grundlage dessen, was mit Religion verbunden ist, die Erfahrung, die in ihr selbst liegt. Nach ihnen ist das Ziel der Religion, dem Menschen gefühlsmäßige Befriedigung zu schenken. Sie sind in der Mehrzahl Ärzte und Psychologen, die im Aufgeben der religiösen Werte eine der Ursachen für die seelischen Erkrankungen in unserem Jahrhundert sehen. Der Glaube ist dazu da, dem Menschen Sicherheit zu geben und ihn gleichsam gegen die Schläge des Lebens zu polstern. Indem die Ordnungen der Welt zerfallen, dient die Religion dem Menschen als geistige Zuflucht, deshalb sagen die Vertreter dieser Auffassung, dass kein Mittel die seelische Gesundheit mehr fördere als eben die Religion. Bei aller Berechtigung dieser Ansicht wird in ihr doch der Religionsbegriff herabgesetzt. Denn anstatt dass der Mensch Gott dient, dient Gott sozusagen dem Menschen.
 
Die entgegengesetzte Auffassung nun löst die Erfahrungen völlig vom Gebiet der Religion ab. Für sie ist das Wesen der Religion die Beugung des Menschen unter den Willen Gottes. Die Betonung der menschlichen Bedürfnisse in der Religion verwischt dieser Ansicht nach die objektive Wahrheit in ihr und macht die Religion zu einer Art subjektivem Gläubigsein. Als Beispiel kann die Musiktheorie dienen: Dort wird streng unterschieden zwischen den Baugesetzen der Musik einerseits und den Gefühlen des Hörers oder auch des Komponisten andererseits; und zwischen beiden scheint keine Verbindung mehr zu bestehen.
 
In diesen beiden extremen Zugangsweisen steckt jeweils etwas Wahres, aber die vollständige Wahrheit liegt in einer Mischung aus beiden. Es ist wahr, dass die Selbstaufgabe des Menschen vor der göttlichen Herrlichkeit und die Übernehme des Joches seines Willens der Religion zu Grunde liegt. Dennoch verlangt Gott nicht, dass der Mensch zum bewusstlosen Automaten werde, der Hände, Füße und Lippen sinnlos bewegt, sondern Gott erwartet die Taten eines lebendigen Menschen, die aus seiner Eigenart heraus entspringen, aus allen seinen Lebenskräften, aus seinen körperlichen und geistigen Sinnen als einer Quelle schöpfend.
 
Wir sagten schon, dass Gott den Menschen erschaffen hat, damit er seine Werke erkenne und sich daran entzücke. Die Freude an unseren guten Handlungen ist Teil der Annäherung an den Schöpfer. Deshalb sind die Gebote und das übrige uns Aufgegebene nicht nur zu erfüllen, sondern das durch sie Hervorgebrachte zu genießen und zu einer geistigen Erfahrung zu gelangen. Solches Entzücken ist keineswegs abzulehnen, denn es trägt zum vollkommenen Tun der guten Werke bei So vollbringt der Mensch die rechten Taten mit größerer Freude und gelangt zu weiterer Erfüllung.
 
Indem der Mensch nach den Leitlinien der Religion lebt, ist er reicher und gesünder. Demgegenüber sind wir heute Zeugen einer Freizügigkeit, die zerstörerisch wirkt. Die Bibel aber spricht davon, dass dem Menschen Gutes in dieser Welt verheißen ist, wenn er das ihm Aufgegebene nach dem Geheiß seines Schöpfers tut. Dies birgt für den, der diesen Weg geht, die Aussicht auf ein reiches, erfülltes Leben in sich.

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