Träume im Judentum

Im Judentum glaubt man fest daran, dass Träume interpretiert werden müssen, da sie bedeutende Nachrichten für uns oder Hinweise auf Ereignisse in der Zukunft beinhalten.

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 17.03.21

In der jüdischen Religion findet man eine Menge an Literatur, in der Träume und deren Bedeutung erwähnt werden. Das Judentum sieht Träume nicht nur als etwas, was im Geist oder im Kopf stattfindet. Es kann sich in bestimmten Fällen sogar um Erlebnisse handeln, bei denen man seinen Körper verlässt und man auf diese Weise besondere und bedeutende Nachrichten und Botschaften erhält.

 

Da die Geschichte der jüdischen Religion weit in die Vergangenheit reicht, stammen entsprechend auch die Aufzeichnungen über Träume aus weit zurückliegenden Zeiten. Im 1. Buch Moses finden sich zahlreiche Aufzeichnungen. Einer der Träume beschreibt, wie Jakob auf einer Leiter steht und diese soweit hinaufreicht, dass sein Kopf im Himmel ist und die Engel um ihn herum auf und ab tanzen. Die auf- und absteigenden Träume symbolisierten Jakob, dass er auf seiner Reise nach Charan von neuen Engeln begleitet wird, die diese von der Reise nach Israel ablösen.

 

Eine ähnliche Erscheinung war der Traum seines Sohnes Josef, in dem ihm elf Sterne erschienen. Dieser Traum wird auf die Weise gedeutet, dass er darauf hinweist, dass Josef über seine Brüder in Ägypten regieren wird.

 

Im Judentum glaubt man fest daran, dass Träume interpretiert werden müssen, da sie bedeutende Nachrichten für die träumende Person, andere Personen oder Hinweise auf Ereignisse in der Zukunft beinhalten.

 

Traumdeutung im Judentum

 

Die Interpretation von Träumen wird nicht nur eine hohe Bedeutung zugewiesen. Träume werden in vier Kategorien unterteilt und nach diesen interpretiert.

 

Zum einen gibt es Träume, die auf zwei verschiedene Arten interpretiert werden können. Sie sind weder gut noch böse und können folglich vom Traumdeuter als positive oder negative Träume gedeutet werden.

 

Die zweite Art kann genau gedeutet werden und demnach auch genau als positiv oder negativ interpretiert werden. Diese eigentlich genaue Bedeutung kann sich jedoch auch von Traum zu Traum ändern, positiv wird zu negativ und umgekehrt.

 

Die dritte Kategorie der Träume sind die prophetischen Träume. Diese haben eine feste Bedeutung und können von Inhalt der Interpretation her nicht geändert werden. Die obengenannten Beispiele von Jakob und Josef zählen zu dieser Kategorie.

 

In die vierte Kategorie fallen Träume, die keine wirkliche Bedeutung haben. Der Mangel an Bedeutung wird der Mehrheit der Träume zugeschrieben. Im 1. Buch Moses wird ebenfalls gesagt, dass Träume die Enthüllung bzw. Offenbarung von ungeordneten und unterdrückten Gedanken und Gefühlen sind, die uns während der wachen Phase passieren und erst im Schlaf, im Traum, gezeigt und sichtbar werden. Diese Träume sind an sich „nutzlos“ und haben keine Bedeutung und keine Auswirkungen auf das Leben oder die Zukunft.

 

Wer also einen Traum hatte, sollte diesen nur einem Freund erzählen, der diesen Traum auch wirklich zu seinen Gunsten deutet, denn der Talmud lehrt, dass Träume der Deutung entsprechend wahr werden.

 

Eine Frau kam zu mir und erzählte mir von ihrem Traum, in dem sie einen Frosch sah. Sie küsste diesen Frosch und er verwandelte sich in einem Prinzen – ich hoffe Sie haben jetzt geschmunzelt! Wenn, dann bitte weiter so, und wenn nicht, dann nehmen Sie sich jetzt einfach einen Moment Zeit für eine Lachpause.

 

Nun aber Scherz bei Seite. Die Frau sah tatsächlich einen Frosch, der auf ihr Bett sprang und dort plötzlich starb. Sie konnte sich diesen Traum nicht erklären, aber sie wusste, dass ich schon einigen Menschen bei der talmudischen Traumdeutung helfen konnte.

 

So fragte ich Sie: „Haben Sie jetzt vielleicht eine Romanze mit irgendeinem Mann, oder sind Sie noch nicht vergeben?“

 

Sie schaute mich ganz verstört an und wusste nicht, worauf ich hinaus wollte.

 

So meinte ich weiter: „Sie können mir ruhig frei antworten. Ich bin übrigens verheiratet – glücklich, versteht sich.“

 

Sie musste lachen und sagte „Ja.“ Ich fragte sie dann: „Kann es sein, dass der Mann verheiratet ist?“

 

Nun schaute sie mich noch verstörter an und meinte: „Können Sie hellsehen? Mir ist zwar unangenehm, Ihnen das jetzt so zu beichten, aber ja, so ist es. Ich bin verliebt in einen verheirateten Mann. Wir haben schon seit 3 Monaten etwas miteinander.“

 

Ich erklärte ihr: „Na das war der Frosch in Ihrem Traum! Die Weisen Israels sagen, dass Frösche Tiere sind, die sowohl im Wasser als auch in der Trockenlandschaft leben können. Sie tanzen also auf zwei Hochzeiten. Ihr Frosch hüpfte auf Ihr Bett und starb. Der Schöpfer will Ihnen auf diesen Weg mitteilen, dass aus dieser verbotenen Liebe nichts Gutes bei rauskommt! Und deshalb sagte ich ihr: Machen Sie sofort Schluss und nehmen Sie ihn auch nicht, wenn er bereit ist, seine Frau für Sie zu verlassen!“

 

Schlecht geträumt?

 

Wer einen schlechten Traum hatte, sollte folgendes Gebet sprechen. Am besten ist es, wenn man das Gebet während des Priestersegens (Aaronitischer Segen = hebräisch ‏ברכת כהנים‎, birkat kohanim, ist der älteste überlieferte Segenspruch der Tora (4. Buch Moses 4,24-26), der bis heute im Gottesdienst des Judentums gesprochen wird) sagt:

 

HERR der Welt, ich bin Dein und meine Träume sind Dein. Der Traum, den ich träumte, ich aber seine Bedeutung nicht verstehe – unabhängig davon, ob ich von anderen, von mir oder selbst wenn andere von mir träumten. Wenn es gute Träume sind, dann stärke und festige sie, so wie die Träume von Josef, dem Gerechten.

 

Und wenn die Träume Medizin brauchen, dann heile sie so wie das bittere Wasser, an das unser Rabbiner Moses – Friede sei mit ihm – tat. Und heile sie auch wie das Wasser von Jericho, an das Elisha tat. Oder heile sie wie du Mirjam von ihrem Ausschlag heiltest und so auch Kena´aman von seinem Ausschlag. Und auch so wie du Hiskija von seiner Krankheit heiltest.

 

Und so wie du den Fluch des Bileam, den Bösen, in einen Segen verwandelt hast, so wandle alle meine Träume für mich und für ganz Israel zum Besten und zum Segen. Habe Wohlgefallen an mir in Deiner großen Barmherzigkeit. Die Worte meines Mundes und die Sinne meines Herzens seien Dir zum Wohlgefallen, Ewiger, mein Fels und mein Erlöser.

 

Transliteration des Hebräischen:

 

Ribono schel Olam, ani schelcha, wechalomotei schelcha. Chalom schechalamti weEyni joda´at ma hu. Ben schechalamti ani leazmi, uben schechalmu li acherim, uben sche ani chalamti al acherim, im towim hem, chaskem weAmzem kaChalomotaw schel Josef HaZaddik.

 

WeIm Zerechim refua, refaem keMey Mara al jedey Mosche Rabbenu alaw haSchalom, uKemey jericho al jedey Elischa, ukemirjam miZar´ata, ukena´aman miZarato ukechiskijahu micholjo.

 

Ukeschem schehafachta Kilelat Bil´am HaRascha Liwracha, ken hafoch kol chalomotei alei weAl kol Israel leTova weLiwracha weTirzeyni beRachamecha haRabim. Iju leRazon imri Fi wejegjon libi lefanecha. Ado-nei zuri wego´ali !!

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