Bedingungslose Liebe

Wie lieb hat Papa dich? Soooo lieb! Und der Schöpfer der Welt? Noch mehr!

4 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 12.11.19

Wenn du eine Feier ausrichtest, eine Hochzeit, Bar Mitzva etc. Und einer der Gäste gibt als Geschenk, sagen wir Tausend Euro. Heißt das, dass dieser Gast dich liebt? Kommt drauf an.

Wenn du vor ein paar Wochen auf einer Feierlichkeit von ihm warst und die gleiche Summe geschenkt hast, dann fühlt er sich dir vielleicht einfach verpflichtet. Wenn ihr euch gegenseitig zu Feiern einladet, dann gibt es zwischen euch ein bestimmtes Maß an Freundschaft, aber die große Summe drückt nicht unbedingt große Liebe aus.

Wenn du ein einflussreicher Mensch bist, drückt die große Summe eventuell gewisse Interessen aus.

 

Aber wenn du ein einfacher Mensch bist, und der Gebende dir nichts schuldet, und auch im Gegenzug nichts von dir erwartet – dann ist dieses großes Geschenk Ausdruck einer besonderen Beziehung. Dieser Gast schätzt dich und will das Beste für dich, und gibt, einfach, um zu geben.

 

 

Ich habe schon ein paar Mal gesagt: Es ist eine der Grundlagen der Torah: Der Heilige, gepriesen sei er, schuldet uns überhaupt nichts! Wir haben kein Anrecht auf irgendwas, aber wir sehen mit unseren eigenen Augen: Der Schöpfer gibt und gibt ohne Ende. Materiell und geistlich – er gibt und segnet. Und dass ist der größte Beweis dafür, wie sehr er uns liebt. Nur wenn ein Mensch versteht, dass der Heilige, gepriesen sei er, uns nichts schuldet, kann er anfangen, sein ganzes Leben, jedes Detail und jeden Augenblick, als unendliche Gnade zu verstehen. Gnade, Erbarmen, und Liebe.

Und das ist letztendlich unsere Aufgabe im Leben – in jedem Moment, bei jedem Atemzug zu verstehen, dass HaShem uns liebt.

 

 

Zu Wissen, dass HaShem uns nichts, aber wirklich gar nichts schuldet, das ist schlicht die Warheit. Und, es ist der Weg zu echter Demut. Und diese Demut steht nicht im Gegensatz zu dem Bewusstsein der Wichtigkeit, das daher rührt, dass der König der Welt mich geschaffen hat, und mich liebt. Dass er in mir eine große Seele geschaffen hat, mit großen Kräften. Mit Zielen und Wünschen. Ich bin ihm lieb und teuer und er freut sich über jeden Atemzug von mir. Und trotztdem ist er mir nichts schuldig.

 

So lebt man die Wahrheit: Sich der eigenen Wichtigkeit bewusst sein, und der Liebe, die der Schöpfer zu mir hat, aber trotzdem demütig sein. Wissen, dass alles Ihm gehört, und er alles in dieser Welt tut, in Gnade, Erbarmen und Liebe. Ich habe keinen Anspruch auf irgendetwas.

Diese Kombination ist der vollständige Glaube.

 

 

Die Torah erzählt uns im Abschnitt Ekev (Deut 7), wie dem Volk Israel gesagt wird: "Ihr habt große Geschenke bekommen, und wenn ihr jetzt in das Land Israel einzieht, bekommt ihr noch größere Geschenke. Vergesst niemals, dass all das Geschenke sind, ihr habt keinen Anpsruch darauf. Was ihr im Land besitzen werdet, habt ihr nicht aufgrund eurer Kraft und der Macht eurer Hände. Und ihr habt es auch nicht aufgrund eurer Gerechtigkeit. Im Gegenteil, erinnert ihr euch, wie viel ihr falsch gemacht habt, in den Jahren in der Wüste?"

 

Der Heilige, gepriesen sei er, erinnert uns daran, dass wir sündigen und nicht perfekt sind. Und im gleichen Atemzug erinnert er uns daran, was für riesige Geschenke er uns gegeben hat. Warum? Was ist hier die Botschaft? Jeden Tag müssen wir uns daran erinnern? Um uns schlecht zu fühlen? G-tt behüte! Sondern im Gegenteil. Wir sollen uns bewusst machen, wie sehr HaShem uns nichts schuldet, aber wie viel er uns trotzdem gibt: Wie sehr er uns also liebt!

 

Darum taucht diese Botschaft in der Torah immer wieder auf. "Ihr habt bekommen und ihr habt gesündigt. Aber ich gebe euch noch mehr. Ihr braucht nur Liebe und Ehrfurcht. Das will ich von euch."

 

 

Liebe und Ehrfurcht gehören zusammen. In der berühmten Passage Deut 10, 17 wird HaShems unfassbare Erhabenheit beschrieben: HaShem euer G-tt ist der G-tt der Götter und der Herr der Herren, der G-tt der große, der Held, der schreckliche, der die Person nicht ansieht und keine Bestechung nimmt. Und gleich im nächsten Vers: "der Waisen und Witwen Gerechtigkeit macht, und den Fremden liebt, ihm Brot und Kleid gibt, und auch sollt den Fremden lieben, denn Fremde wart ihr im Land Ägypten."

 

Es geht in den vorangehenden Versen um G-ttesfurcht, und ihn zu lieben, das ist es, was HaShem von uns fordert. Was hat das mit Witwen, Waisen und Fremden zu tun?

Wir sollen uns um diese Armen kümmern, den HaShem gegenüber sind auch wir Waisen und Fremde. Wir waren Fremde in Ägypten. Wir waren ohne Heimat in der Wüste und HaShem hat uns Brot und Kleidung gegeben.

 

Die Beschreibung HaShems zuerst als groß und erhaben, und dann als der, der sich um die Armen kümmert, zeigt: Er gibt, ohne Verpflichtet zu sein. Er liebt.

 

Und wenn wir den Armen geben, dann sind wir HaShem ähnlich. Wir schulden ihnen nichts, und erwarten nichts von ihnen zurück. Wenn wir so handeln, zeigen wir, dass wir etwas von der Liebe HaShems zu uns verstanden haben. Solches Handeln erfüllt die Mizwah "in seinen Wegen zu gehen" – zu handeln, wie er.

 

 

Mach dir bewusst: HaShem liebt dich. Ohne Hintergedanken, ohne Interessen. Ohne Ende und begingungslos, unabhängig davon, was du getan hast und auf welcher geistlichen Stufe du stehtst!

 

Wenn wir dieses Wissen nicht haben, fehlt uns die Grundlage der Emuna. Wer glaubt, HaShem liebe ihn nicht, auch wenn HaShem vielleicht die besten Gründe dafür hätte, der hat keine Emuna! Auch wenn sonst an alle Grundsätze des Glaubens glaubt – ohne den Glauben in die bedingungslose Liebe HaShems ist all das nichts wert. Der Schöpfer liebt uns. Er gibt uns, obwohl er uns nichts schuldet. Damit muss alles anfangen.

 

Er hat uns aus Liebe geschaffen. Er erhält uns aus Liebe am Leben. Er will uns geben und uns bei allem helfen. Er will uns allen Überfluss dieser Welt geben. Er hat uns geschaffen einzig und allein, um uns seine Liebe zu zeigen und uns Gutes zu tun.

 

 

Ja, manchmal fülen wir uns sehr fern. Aber das heißt nicht, dass er uns nicht trotzdem liebt. Er wartet voller Ungeduld, dass wir uns wieder nähern. Ohne diesen grundsätzlichen Glauben kann man in unserer Generation nicht überleben. Möge HaSehm uns geben, dass wir uns seiner Liebe immer bewusst sind und ihm aus Liebe und mit Freude

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