Alles in G-ttes Hand

Erfolge und Misserfolg und überhaupt alles ist in G-ttes Hand. Also warum sollten wir uns anstrengen? Was ist unser Beitrag?

2 Min.

Dov Bär Halevi

gepostet auf 17.11.19

Neulich habe ich einen Kollegen kritisiert, er habe das und das und das vergessen, so würde das Projekt nie Erfolg haben. Er meinte ich solle mich beruhigen, das Projekt sei super, es würde auch ohne zwei weitere Werbe-Posts erfolgreich sein.

"Ich werde mich beruhigen, wenn die Ergebnisse da sind. Wir überlassen hier nichts dem Zufalle, verstehst du? Überall, wo man noch etwas besser machen kann, macht man das!", entgegnete ich, immer noch aufgeregt.

Seine Antwort darauf hat mich getroffen: "Ich dachte, du glaubst, dass sowieso alles in den Händen des Schöpfers ist?!"

 

Dieser Satz hing mir nach. Es ist bekannt, bei allem im Leben muss man auf HaShem vertrauen. Aber man muss auch seinen Teil tun – Hischtadlut. Bemühung. HaShem schenkt uns nichts, wenn wir zuhause sitzen und die Hände in den Schoß legen. Wir müssen unseren Teil tun. Was für eine Bedeutung hat dann der Satz "Es ist allen G-ttes Hand"?

 

 

Zum einen ist klar, dass wir kein Glied rühren können, keinen einzigen Gedanken denken können, ohne das HaShem es will. In diesem sehr grundlegenden Sinn ist alles in HaShems Hand. Dessen müssen wir uns so gut es geht jeden Augenblick bewusst sein. Aber zum anderen kamen mir noch zwei Ideen, zwei Situationen, in denen es noch eine weiterführende Bedeutung von "alles in G-ttes Hand" gibt.

 

 

Die erste Situation ist, wenn wir nichts tun können, um die Situation zu ändern. Manchmal liegt es nicht an uns. Wie andere Menschen reagieren werden. Ob die Behandlung der Krankheit anschlägt oder nicht. Das liegt nicht an uns. In solchen Situationen ist es leicht, die Wahrheit zu erkennen: Es ist in G-ttes Hand.

 

 

Die zweite Situation ist eben genau Hischtadlut: Wenn wir alles getan haben. Wenn wir alles nach bestem Können getan haben. Der Athlet trainiert Monate und Jahre. Der Geschäftsman plant und verfeinert das neue Produkt bis ins kleinste Detail. Wir alle müssen hart arbeiten, unseren Charakter zu verbessern, auf der Hut sein, uns ständig bemühen, richtig und gut zu handeln und die Mitzvot zu halten. Wenn wir alles getan haben, wird diese Situation wie die erste. Wir können nichts (mehr) tun.

Und dann, vielleicht noch mehr als bei der ersten Situation, merken wir: Es ist in G-ttes Hand. Wir haben nach menschlichem Können und Verstehen, alles getan, was möglich war. Und trotzdem können wir nicht sicher sein, dass es klappt. Es bleibt immer diese gewisse Unsicherheit. Wir spüren, dass wir uns an HaShem wenden müssen. Wir müssen beten. Intensiv und persönlich, Hitbodedut.

 

Und danach, nachdem wir alles getan haben, und gebetet haben – jetzt ist es in G-ttes Hand. Er wird tun, was für uns am Besten ist, auch wenn wir vielleicht anders einschätzen, was gut wäre.

 

 

Hishtadlut ist also zum einen wichtig, einfach, weil HaShem es so fest gelegt hat: Der Mensch soll arbeiten, seinen Teil in dieser Welt tun. Arbeit gibt dem Menschen Würde, er bekommt nicht einfach alles von HaShem geschenkt.

 

Zum anderen ist Hishtadlut ein Mittel, um uns vor Augen zu führen, wie am Ende doch alles von HaShem abhängt. Auch wenn es uns schwer fällt, jeden Atemzug zu spüren, dass wir in G-ttes Hand sind, merken wir doch, nachdem wir alles getan haben, und wissen, dass es eine gewisse Wahrscheinlichkeit gibt, dass wir trotzdem scheitern: Wir sind in G-ttes Hand. Hishtadlut und "Es ist alles in G-ttes Hand" sind also kein Widerspruch, sondern bedingen sich gegenseitig.

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