Auf und davon

Am letzten Tag des Pessach-Festes ist es bei so gut wie allen Chassiden Sitte, den Reiseversuch des Baal Schem Tov in das Heilige Land Israel zu erzählen!

6 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 06.04.21

Am letzten Tag des Pessach-Festes ist es bei so gut wie allen Chassiden Sitte, den Reiseversuch des Baal Schem Tov in das Heilige Land Israel zu erzählen!
 
Eines Tages machte sich also der Baal Schem Tov – gemeinsam mit seiner Tochter Odel und seinem treuen Schüler Rabbi Hirsch Sofer – auf den Weg nach Erez Israel.
 
Der Baal Schem Tov war der Gründer und ist somit Urvater des Chassidismus. Er war von Kopf bis Fuß mit der vollen Überzeugung an Gott gefüllt! Er hatte bei und an nichts in seinem Leben den Zweifel, dass Gott ihn führt, lenkt, steuert, ernährt, heilt usw. Aufgrund dessen war es seine Art, täglich sein gesamtes Geld über den Tag verteilt zu verbrauchen, indem er zum einen kaufte, was er selbst für sich und seine Familie benötigte – und den Rest verteilte er an Bedürftige.
 
Mit anderen Worten begann er den Tag mit keinem müden Geldstück in der Tasche! Er wusste, das Gott ihm aufgrund seines Glaubens täglich das Geld, das er zum Leben und Überleben benötigte, auf irgendeine Weise in seine Hände führen wird!
 
Mit dieser Einstellung fuhren sie also über Berge und Täler, bis sie sich dann endlich – einige Stunden vor dem Pessach-Fest – in der osmanischen Hauptstadt Konstantinopel, also dem heutigen Istanbul befanden.
 
In dieser Zeit lebte ein äußerst reicher Jude in Berlin. Allerdings hatten er und seine Frau leider keine Kinder, was sie verständlicherweise sehr schmerzte. Trotz ihres Reichtums waren sie also sehr unglücklich. Sie versuchten zwar alles mögliche, doch nichts half. Als der reiche Mann dann von den Wundern hörte, die Gott mit Hilfe des Baal Schem Tov vollbringt, machte er sich gemeinsam mit seiner Frau Hals über Kopf auf die Reise in die ukrainische Stadt Mesibusch, wo der Baal Schem Tov lebte.
 
Dort angekommen wurde ihnen mitgeteilt, dass der Rabbi leider nicht mehr im Lande sei, da er sich auf einer Reise ins Heilige Land befindet. Er ließ sich den genauen Plan der Reiseroute geben und fuhr den Weg in Windeseile nach – solange bis er sich dann schließlich selbst einige Stunden vor dem Pessach-Fest in Istanbul wiederfand …
 
Aufgrund seines Reichtums suchte er sich das nobelste Hotel in der Stadt aus und mietete sich die teuersten Zimmer in der Bell Etage des Hotels. Anschließend bereitete er alles für den Seder-Abend vor.
 
Nachdem er alle Vorbereitungen für das anstehende Pessach-Fest erledigt hatte, machte er sich auf die Suche nach dem Baal Schem Tov. Allerdings räumte er sich keine großen Chancen ein, ihn wirklich zu finden, da Istanbul ja schließlich keine kleine Stadt war und ist. 
 
Wie dem auch sei, er versuchte sein Glück am Hafen der Stadt mit der Hoffnung, dass vielleicht einer der Hafenarbeiter den Baal Schem Tov gesehen hatte …
 
Doch wie heißt es so schön:
 
„Die Wege Gottes liegen im Verborgenen!“
 
So auch hier, denn ohne es zu wissen, wohnte der Baal Schem Tov ebenfalls im gleichen Hotel wie er selbst. Da aber der Baal Schem Tov nur wenig Geld hatte, mietete er sich eine kleine Abstellkammer im Keller des Hotels.
 
Odel, die Tochter des Baal Schem Tov, war etwas besorgt, da sie ja wegen des Geldmangels nichts für den anstehenden Seder-Abend besorgen konnten. Als sie ihren Vater darauf ansprach, meinte er nur voller Überzeugung:
 
„Gott wird uns helfen!“
 
Nachdem sie diese vertrauensvollen Worte aus dem heiligen Mund ihres Vaters hörte, verbannte sie alle Sorgen aus ihrem Herzen und machte sich auf den Weg an den Strand, um dort einige ihrer Kleidungsstücke für das anstehende Fest zu waschen. Der Baal Schem Tov machte sich inzwischen auf den Weg in die nahegelegene Synagoge, um dort zu beten …
 
Als die Tochter Odel an den Strand kam, suchte der reiche Berliner Jude immer noch nach einer Information, wo sich denn wohl der Baal Schem Tov befinden könne. Dabei sprach er – ohne es zu wissen – auch Odel an und fragte sie, ob sie denn vielleicht wüsste, wo der Baal Schem Tov zu finden sei?
 
Voller Glück und Freude erwiderte sie ihm:
 
„Selbstverständlich weiß ich, wo er wohnt, schließlich bin ich seine Tochter …“
 
Gemeinsam machten sie sich dann auf den Weg zurück ins Hotel. Unterwegs sagte der reiche Berliner:
 
„Ihr seid alle bei mir zum Seder-Abend eingeladen! Ich habe bereits alles vorbereiten lassen …“
 
Odel ging daraufhin zu ihrem Vater in die Synagoge und erzählte ihm diese unfassbare Gegebenheit.
 
Doch der Baal Schem Tov zeigte sich darüber nicht wirklich überrascht, so als ob er es sowieso schon gewusst hätte, dass Gott ihnen solch ein Wunder erleben lassen wird …
 
Wie dem auch sei gingen sie nachdem Abend-Gebet alle gemeinsam mit der Berliner Familie in die Bell Etage des Hotels. Der Baal Schem Tov begann wie in jedem Jahr umgehend mit dem Seder-Abend. Nach einiger Zeit wandte er sich dann an das Paar und sagte:
 
„Ich weiß weshalb ihr mich aufgesucht habt und diesbezüglich kann ich euch nun sagen: Herzlichen Glückwunsch! Eure Reise hat sich gelohnt, ihr werdet binnen eines Jahres ein gesundes Baby in euren Armen halten!“
 
Aufgrund des in Wahrheit unbeschreiblich starken Glaubens des Baal Schem Tov war er im Stande, die Tore des Himmels zu öffnen; Gott liebte also seine Gebete und Segnungen und erfüllte sie. Doch im Bezug auf diese Familie war eigentlich gedacht, dass sie kinderlos bleiben sollte, doch aufgrund der Tatsache, dass der Baal Schem Tov sie segnete und für sie betete, veränderte Gott das ursprünglich gedachte Naturgesetz zu ihren Gunsten. Den Engeln passte das allerdings überhaupt nicht, da der Baal Schem Tov Gott sozusagen zu etwas gezwungen bzw. genötigt hat, da das Paar ja schließlich zeugungsunfähig war; und deshalb ertönte in den Zimmern der Bell Etage des Hotels die Stimme eines Engels, die sagte:
 
„Dieser Mann und seine Frau werden mit Gottes Hilfe ein Kind haben. Doch weil Rabbi Israel Baal Schem Tov den Himmel dazu gezwungen hatte, die Gesetze der Natur zu brechen, hat er seinen eigenen Anteil an der kommenden Welt verloren!“
 
Als der Baal Schem Tov dies hörte, strahlte er vor Freude und schrie:
 
„Was für ein Glück! Ab sofort werden alle meiner guten Taten keinen himmlischen Lohn mehr finden! Mein gesamtes Leben lang hat mich der Gedanke gestört, mein Dienst für Gott könne von der Hoffnung auf Lohn befleckt werden. Doch von nun an kann ich Gott völlig rein und frei von egoistischen Hintergedanken dienen!“
 
Nur wenige Augenblicke nachdem der Baal Schem Tov seine Worte voller Zufriedenheit und Freude beendete, erklang erneut die Stimme des Engels, die sagte:
 
„Weil du dich so verhalten hast, wirst du nun für alles, was du ab jetzt Gutes tun wirst, den doppelten Lohn dafür verbuchen …!“
 
Die Freude und das herzliche Lachen aller Teilnehmer am Seder kannte nun keine Grenzen mehr! Was für ein unbeschreiblich schöner Seder …
 
Der Baal Schem Tov führte den wirklich gelungen und hochemotionalen Seder-Abend zum Abschluss, wobei er an der Stelle:
 
„Danket Gott, Dem, der ALLEIN große Wunder tut, denn auf ewig währt Seine Liebe!“ (Psalme des König Davids, Kapitel 136, Vers 4)
 
verharrte, indem er andauernd die Worte: „der ALLEIN“ in überaus großer Freude und Hingabe wiederholte!
 
Nach dem Seder-Abend wollte der reiche Berliner Jude dem Baal Schem Tov sehr, sehr viel Geld schenken, doch dieser lehnte das Angebot ab! Er bat ihn lediglich um ein Boot, mit dem er nach Israel reisen könnte … Sofort mietete er ihnen ein Boot und so machte sich also der Baal Schem Tov einen neuen Versuch, mit seiner Tochter Odel und mit seinem treuen Schüler nach Israel zu gelangen.
 
Doch zur großen Überraschung aller zog bereits nach einigen Schiffsmeilen ein sehr starkes Gewitter über sie herein! Binnen sehr kurzer Zeit schwemmten etliche Liter Wasser an Bord des Schiffes! Deshalb warfen sie so schnell wie möglich alle schweren Gegenstände von Bord, um auf diese Weise das Untergehen des Schiffes zu verhindern!
 
Der Baal Schem Tov blickte danach auf seine Tochter und seinen Schüler und meinte:
 
„Der Grund, dass uns dieses Unwetter heimsucht sind meine heiligen Schriften, die wir mit an Bord haben! Gott möchte nicht, dass diese Schriften der Welt offenbart werden! Wir müssen sie von Bord werfen!“
 
Als die Tochter des Baal Schem Tov das hörte, sagte sie, dass sie eher bereit ist, sich selbst in die Tiefen des Meeres zu stürzen, als dass der Welt die unbeschreiblichen Weisheitsjuwelen ihres Vaters vorenthalten werden!
 
So gesagt begab sie sich auf das Deck des Schiffes mit dem Willen, sich von Bord zu stürzen!
 
Doch in letzter Sekunde konnte sie sich noch an einem Balken festhalten und so ihr Leben retten. Anschließend ging sie zu ihrem Vater und sagte zu ihm, was Gott ihr in der letzten Sekunde vor ihrem möglichen Sturz ins Herz legte:
 
„Es ist besser, wenn wir deine gesamten Schriften ins Meer werfen, als das ich mich ins Meer stürze, denn von mir wird ein Enkel auf die Welt kommen, der Bücher verfassen und Weisheiten offenbaren wird, die größer und höher einzuordnen sind als die deinen!!!“
 
Als der Baal Schem Tov das hörte, warf er ohne zu zögern alle seiner unbeschreiblich kostbaren Schriftsätze ins Meer …
 
Einige Sekunden später legte sich daraufhin tatsächlich das Unwetter, doch am Ende haben sie es dann leider doch niemals geschafft, das Land Israel zu erreichen!
 
Rabbi Israel, der Baal Schem Tov, träumte sein gesamtes Leben den Traum, das Heilige Land betreten zu können. Oft pflegte er zu sagen:
 
„Wenn ich und Rabbi Chaim ben (der Sohn von) Attar, der in Jerusalem lebt, unsere Kräfte vereinigen würden, dann würde der Moschiach mit Sicherheit kommen!“
 
Aber es sollte nicht sein, denn es ereigneten sich jedes Mal alle möglichen Missgeschicke oder Katastrophen, sobald er sich auf einer Reise nach Israel befand, sodass er – ohne das Ziel zu erreichen – umkehren musste!
 
Der Enkel, von dem seine Tochter Odel übrigens sprach, ist Rabbi Nachman aus Breslev!!!
 
Odel, die Tochter des Baal Schem Tov gebarte die Mutter von Rabbi Nachman, Feygi!
 
 

In diesem Sinne Pessach Sameach!
 

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