„Dewarim“ auf einen Blick

Inhaltsangabe - Abschnitt für Abschnitt + Erläuterungen zur Haftarah und Psalm 137 – Zeit der Tränen

5 Min.

ORD Redaktion

gepostet auf 06.04.21

Inhaltsangabe – Abschnitt für Abschnitt

 

1. Abschnitt (1:1 – 1:11) (1)
 
"Eleh haDewarim ascher diber Mosche el-kol-Jisroel be'ewer haJarden baMidbar …" – "Dies sind die Reden, die Mosche an ganz Israel diesseits des Jordans in der Wüste … gerichtet hat…"
 
Mosche rekapituliert die wichtigsten Etappen der Geschichte des Volkes Israel vom Sinai bis zu den Ufern des Jordans. Diese Stationen, wie die des Goldenen Kalbes, der Rebellion des Korach, die Klagen wegen des Man (Manna) und die Diskussion über die „Sünden der Spione“, sind Teil von Mosches Tadel und Warnung an das Volk. Mosche berichtet auch von den Siegen über die Emori und Cheschbon, um dem Volk Vertrauen zu geben, da sie kurz davor sind, nach Erez Israel einzuziehen.
 
 
2. Abschnitt (1:12 – 1:21)
 
Mosche spricht zum Volk, dass er an einem Punkt angekommen ist, an dem er zu ermüdet ist, das Volk alleine anzuführen und dass er (auf Gottes Gebot hin) die Anführer der Stämme als Richter (2) nominiert hat. Die Richter werden aufgrund ihrer Weisheit ausgewählt. Es ist verboten, einen Richter aus den falschen Gründen (Reichtum, Charisma, Beziehungen etc.) auszuwählen. Sie müssen gerecht, unvoreingenommen und unparteiisch sein 3) und dürfen sich nicht davor fürchten, korrekte Urteile zu fällen.
 
Nochmals wird aufgeführt, dass der Hauptaugenmerk auf Erez Israel liegt und das Volk wird angespornt, sich nicht davor, was vor ihm liegt, zu fürchten.
 
 
3. Abschnitt (1:22 – 1:38)
 
Für die neue Generation, die zum Zeitpunkt des Geschehens noch nicht geboren war, wiederholt Mosche die Episode über die Kundschafter (hebr. „Meraglim“). Diese waren nach Erez Israel gesandt worden, um über das Land und seine Bewohner zu berichten. Aber bis auf zwei Ausnahmen (Kalew und Jehoschua) kamen die Spione mit negativen Berichten zurück, die besagten, dass man das Land nicht erobern könne. Die Bnei Israel glaubten diesen Kundschaftern und nicht, was Gott ihnen versprochen hat.
 
Wieder und wieder betont die Torah, dass die Kundschafter falsch berichtet hatten. Mosche aber wiederholt, dass entgegen den Berichten der Kundschafter, das Land Israel der wahre Ort für die Bnei Israel ist.
 
Mosche gesteht ein, dass er es war, der die Erlaubnis zum Aussenden der Kundschafter gegeben hat und erklärt, was aufgrund deren Berichte passiert war. Aber seine Argumente (und die von Kalew und Jehoschua) konnten das Volk nicht beruhigen. Daraufhin verfügte Gott, dass keiner der erwachsenen Männer (außer Kalew und Jehoschua) nach Erez Israel einziehen wird. Und Mosche fügt hinzu, dass auch er das Land nicht betreten darf (4) und das Volk fortan von Jehoschua geführt wird.
 
 
4. Abschnitt (1:39 – 2:1)
 
Als Mosche der neuen Generationen berichtet, was passiert war, warnt er sie davor, dieselben Fehler wie ihre Vorgängergeneration zu begehen. Und er erzählt ihnen auch von dem tragischen Ergebnis (der Attacke durch die Emoriter), als das Volk versuchte, entgegen Gottes Wunsch in das Land zu ziehen.
 
 
5. Abschnitt (2:2 – 2:30)
 
Das Volk zieht gen Norden und wird durch Mosche von Gott davor gewarnt, die Nachkommen Esaw’s, die in diesem Gebiet wohnen, zu bekämpfen, da das Land ihnen als Erbe gegeben ist. Nur der Erwerb von Essen und Wasser für die Reise durch deren Gebiet ist ihnen erlaubt. Dies gilt auch für das Gebiet von Moaw, einem Nachkommen Lot’s.
 
Die Wanderung dauerte schon 38 Jahre, als Gott dem Volk den friedlichen Durchzug durch die Gebiete von Amon und Moaw gestattet.
Als die Bnei Israel auf Ihrer Wanderung nach Sichon kommen, bieten sie dem Volk von Sichon Frieden an, was dieses aber ablehnt. So beginnt der Krieg mit Sichon.
 
 
6. Abschnitt (2:31 – 3:14)
 
Im sechsten Abschnitt fährt Mosche fort, über den Krieg mit Sichon zu erzählen. Gott half dem Volk, den Krieg zu gewinnen und das Land zu besetzen. Ähnlich verhält es sich beim Sieg über Og, dem König von Baschan – obwohl dessen Städte hohe und starke Mauern hatten.
Das eroberte Land auf der Ostseite des Jardens (Jordans) wird den Stämmen Re’uwen, Gad und der Hälfte des Stammes Menascheh versprochen.
 
 
7. Abschnitt (3:15 – 3:22) – Maftir (3:20 – 3:23)
 
In das versprochene Land dürfen diese Stämme aber erst nach erfolgreicher Eroberung und Besiedlung von Erez Israel ziehen. Jehoschua, der das Volk nach Erez Israel führen wird, erhält die Weisung, sich nicht vor den Völkern zu fürchten, durch deren Gebiete sie ziehen müssen, um in das Land Israel zu gelangen, denn Gott wird ihnen genauso helfen, wie ER es bei Sichon und Og getan hat.
 
 
Anmerkungen
 
Das Buch “Dewarim” wird wegen der Wiederholung von über 100 Mizwot aus den vorherigen vier Büchern auch "Mischneh Torah“ – „Die Wiederholung der Torah” genannt.
 
Rabbiner Samson Raphael Hirsch (20.06.1808 in Hamburg – 31.12.1888 in Frankfurt am Main) erklärt hierzu, dass 70 der 199 Mizwot, die im Buch Dewarim aufgeführt werden, neu sind. Die wiederholten Mizwot konzentrieren sich auf Bereiche, die von unmittelbarer Bedeutung sind, da sie die sieben Nationen (um die Bnei Israel herum) betreffen; so z.B. das Verbot des Götzendienstes. Obwohl diese Mizwah den Bnei Israel bereits bekannt ist, wird sie wiederholt, weil sie in Kürze den Einwohnern Kenaans, die Götzendiener waren, begegnen. Die Mizwot aber, deren Ausführung unabhängig davon sind, ob sich das Volk in der Wüste oder in Erez Israel befindet, werden nicht erneut aufgeführt.
 
1.   Am Schabbat beendet man den ersten Abschnitt einen Passuk früher (1:10), damit der zweite Abschnitt nicht mit dem Wort „Eichah“ beginnt, wie die Megillat Eichah („Klagelieder Jeremias“), die an Tischa beAw gelesen wird.
 
2.   Die Idee der Hierarchie der Richter bringt Jitro, der Schwiegervater Mosches, dem Mosche in der Paraschat Jitro nahe.
 
3.   Über den Satz 1:16 (“Verhöret eure Brüder und richtet nach Gerechtigkeit…”) lehrt uns die Gemara, daβ Richter nicht eine Seite zu einem Fall hören darf, ohne daβ die andere Seite anwesend ist.
 
4.   Mosche darf nicht wegen der Sünde der Kundschafter nicht in das Land hinein, sondern weil er in der Wüste (siehe Paraschat Chukat) an den Stein geschlagen hat, anstatt zum Stein zu sprechen, damit Wasser fließt.
 
 
Haftarah: Jeschajahu 1:1 – 1:27
 
Diese Haftarah aus dem Prophetenbuch Jeschajahu wird stets vor Tischa be‘Aw gelesen, dem Gedenktag der zweimaligen Zerstörung des Tempels in Jeruschalajim.
 
Die Haftarot, die an den drei Schabbatot vor dem Fasttag gelesen werden, nennt man „die Haftarot des Vorwurfes“. Für den dritten Schabbat, Dewarim, wurde das einleitende Kapitel aus Jeschajahu, die große Anklage gegen Jehudah, ausgewählt, um alle Generationen Israels vor den sittlichen und sozialen Verfehlungen zu warnen, die zum Untergang des jüdischen Staates geführt hatten.
 
Der größte Teil der Haftarah wird vielerorts im Ton Megillat Eichah gelesen, nur die letzte P’sukim in der normalen Haftarah-Melodie, weil sie das Versprechen auf das Ende des Exils und den Wiederaufbau Zions (Jeruschalajim) in Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit enthalten.
 
 
Psalm 137 – Zeit der Tränen
 
Der Wochenabschnitt Dewarim wird immer am Schabbat vor dem Jahrestag der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem (Tischa beAw) vorgelesen. Dass Tischa beAw in den nächsten Tagen zu begehen ist,  wird bei der Tora-Lesung subtil angedeutet: Ein Vers (Dewarim 1, 12)  wird in der Trauermelodie gelesen, in der man dann die Klagelieder am Trauertag rezitieren wird. Der Tora-Vers fängt mit dem hebräischen Wort „Echa“ (= wie) an, und das erste Wort der Klagelieder lautet ebenfalls „Echa“. Da Psalm 137 Auswirkungen der Tempelzerstörung schildert, liegt es auf der Hand, warum gerade dieses Kapitel dem Wochenabschnitt Dewarim zugeordnet worden ist.
 
Vielleicht hat nicht nur der Bezug zum Trauertag Tischa beAw die Wahl von Psalm 137 determiniert. Dem sorgfältigen Leser fällt ein gemeinsamer Punkt auf: In beiden Texten ist von Juden die Rede, die Tränen vergossen haben. Der erste Vers des Psalms lautet: 
 
"An den Flüssen Babels – dort saßen wir und weinten, da wir Zions gedachten". Die ins babylonische Exil deportierten Juden haben dort geweint. Rabbi Ovadja Sforno verweist in seinem Kommentar zu diesem Vers auf eine Talmudstelle (Baba Metziah 59 a), in der es heißt: Die Pforten der Tränen wurden nach der Tempelzerstörung nicht zugemacht. Demnach sind Tränen wesentlich wirksamer als das übliche Gebet.
 
 
Im Wochenabschnitt lesen wir: 
 
„Gott aber sagte zu mir: Sage ihnen, steiget nicht hinan und kämpfet nicht, denn Ich bin nicht in eurer Mitte, damit ihr nicht von euren Feinden geschlagen werdet. Ich sprach dies zu euch, ihr aber hörtet nicht, waret dem Ausspruche Gottes zuwider, erdreistetet euch und stiegt das Gebirge hinan. Da zog der Emorite, welcher auf diesem Gebirge wohnt, euch entgegen, und sie verfolgten euch, wie die Bienen tun und sie schlugen euch bis zur Zermalmung in Seir bis Chorma. Ihr kehrtet zurück und weintet vor Gott, Gott aber hörte nicht auf eure Stimme und neigte sein Ohr nicht euch zu“ (Dewarim 1, 42 – 45). Die Frage drängt sich auf: Warum blieben die Tränen hier wirkungslos? Rabbiner  Hertz erklärt: „Weil ihr Weinen nicht der Bekümmernis ihrer Sünde entsprang, sondern der Trauer über die Folgen dieser Sünde.“{/slide}
 
 

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