Liebe oder Hass

Die Thora erzählt uns die Geschichte über Amnon und Tamar. Amnon plagte der unmoralische Wunsch, mit seiner Schwester Tamar schlafen zu wollen ...

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Die Thora erzählt uns die Geschichte über Amnon und Tamar. Amnon plagte der unmoralische Wunsch, mit seiner Schwester Tamar schlafen zu wollen, und deswegen versuchte er, sie mit verschiedenen Dingen zu verführen – aber Tamar lehnte jedes Mal ab. Doch schließlich vergewaltigte Amnon seine Schwester, und unmittelbar darauf heißt es: „Danach hasste Amnon sie mit überaus großem Hass, da der Hass, mit dem er sie nun verabscheute, größer war, als zuvor die Liebe, mit der er in sie verliebt war…“ (Buch des Propheten Samuel[Schmuel], Band 2, Kapitel 13, Satz 15)

Unsere Weisen schließen daraus, dass jede Liebe, die aus einer begierigen Lust entspringt, sich zu Hass entwickelt, so wie es heißt: „Jede Liebe, die an eine Sache geknüpft ist, ist keine wahre Liebe! Denn sobald die Sache wegfällt, hört es mit der Liebe auch auf! Im Gegensatz dazu besteht eine Liebe die an nichts geknüpft ist bis in alle Ewigkeit!

Was ist nun eine Liebe, die an eine Sache geknüpft war? Die Liebe von Amnon und Tamar [Samuel, Band 2, Kapitel 13,1-21]. Und eine Liebe die nicht an einer Sache geknüpft war, das war die Liebe von David und Jonathan. [Samuel, Band 1, Kapitel 19,1-7](Kapitel 5)

Wie bereits gesagt, liebte Amnon seine Schwester Tamar nur aus seiner selbstverliebten Gier heraus. Sobald er das bekam was er wollte – nämlich Sex mit ihr – hörte es auch sofort mit der ach so großen Liebe auf und verwandelte sich dann sogar auch noch zu unvorstellbar großem Hass.
 
Jeder Mann muss aus dieser Geschichte auf sich beziehen und erkennen: Wer seine Frau nur als Sexobjekt sieht, wird sie am Ende hassen. Deshalb geht eine Ehe mit einem schwanzgesteuerten Mann zugrunde! Denn wenn ein Mann seine Frau nur wegen der Sexgeschichten mit ihr begehrt, liebt er sie nicht wirklich. Und sobald er bekommt was er will, begehrt er sie auch nicht mehr. Also hat seine Frau – das Objekt seiner Begierde – das Recht, ihm nicht das zu gewähren, was er von ihr erwartet, da sie seinen perversen Kopf durchschaut hat und sich nun vor ihm ekelt – oder aus welchen Gründen auch immer.
 
Wenn sie sich ihm verweigert, wird er sie dafür hassen und wehklagend ihr Verhalten monieren – wofür hat er schließlich eine Frau …?!
 
Ein weiterer Grund für das Zugrundegehen ihrer Ehe ist bereits seine ausufernde Sexsucht, denn damit betrügt er sie auch noch. Auch wenn er dies nicht mit einem Seitensprung ausführte, so buhlt er aber mit seinen Augen nach anderen Frauen. Und sein Herz sehnt sich, diese fremden Schönheiten zu berühren …!
 
Rabbi Nachman merkte deshalb u.a. in seinem „Buch der Eigenschaften“ an, der hauptsächliche Drang nach einer verbotenen Liebe bzw. Beziehung liege in den Augen eines Menschen, er wird also dadurch verursacht. Deswegen kann sich ein Mensch davor auch nur schützen, wenn er sich stets vor verbotenen Blicken und Gedanken in Acht nimmt.
 
Wenn ein Mann immer nur auf Sex aus ist, kann er seine Frau auch nicht wirklich lieben, denn sein böser Trieb präsentiert ihm immer wieder attraktivere und anziehendere Frauen – so wie es heißt: „Gestohlenes Wasser ist süß, und heimliches Brot schmeckt köstlich!“ (Sprüche des Königs Salomon, Kapitel 9, Vers 17) Was einem selbst verboten ist, scheint also immer geschmacksvoller und besser zu sein und deswegen fühlt man sich auch automatisch mehr davon angezogen.
 
Wer anderen Frauen hinterhergafft, kann niemals seine eigene Frau lieben. Und seine Frau wird ihm deswegen auch stets böse sein, so wie es heißt: „… zu was ihn gelüstet, geht heftig an [erbittet die Trennung].“ (Sprüche des Königs Salomon, Kapitel 18, Vers 1)
 
Es gibt eine bekannte Geschichte über einen verheirateten Mann, der eines Tages den Rabbiner Jossef Chaim aus Bagdad aufsuchte. Der Rabbi fragte ihn, wie viele Frauen er denn habe und dieser erwiderte ihm erstaunt, er hätte nur eine Frau. Der Rabbi blickte ihm in die Augen und sagte: „Du lügst – du hast nämlich etliche Frauen! Ich erkenne an dir, dass du von schlechten Gelüsten beherrscht wirst und deswegen begehrst du andere Frauen und wünschst dir, mit ihnen zusammen zu sein. Und all diese etlichen Frauen sind alle tief in deinem Inneren verankert …“
 
Der Mann gestand dem Rabbi am Ende natürlich diese Schande. Doch was wir daraus schließen müssen ist, dass ein Mann nur dann eine einzige Frau hat, wenn er nicht von bösen Sexgelüsten beherrscht wird. Denn nur dann interessiert er sich auch wirklich nur für diese eine, also seine eigene Frau. Aber wer von seinen Trieben besessen ist und deshalb also mit seinen Augen immer auf der Suche nach anderen Frauen ist, die seinen Kopf und sein Herz beherrschen, gilt als Mann mit etlichen Frauen.
 
Zudem dürfen wir natürlich nicht vergessen, dass es sich dabei um sehr schwerwiegende Sünden handelt, so wie es heißt: „…und späht nicht nach eurem Herzen und nach euren Augen, denen nachfolgend ihr Mir untreu werdet…“ (4. Buch Moses, Kapitel 15, Satz 39) Des Weiteren vergeht man sich an einige der Zehn Gebote: „Du sollst nicht Ehe brechen, begehre nicht die Frau deines Nächsten“ und mehr.
 

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