Leise und weise

Zurückhaltende Menschen können lernen, mit unsensiblen Bemerkungen ihrer Kollegen souverän umzugehen, ohne einen Stacheldraht um ihre Seele zu ziehen.

2 Min.

Andrea Jockisch

gepostet auf 17.03.21

Es gibt Menschen, die kriechen ihrem Chef regelrecht in den Hintern, um durch Schleimerei und Maskerade einen der besten Status zu erhalten. Der Andere ist ein Egoprotz und Besserwisser. Wiederum ein Anderer ist ein Schwätzer, der stundenlang nur überflüssige Diskussionen führt, um im Mittelpunkt stehen zu wollen.

 

Wer heutzutage hingegen zu leise und zurückhaltend ist, fühlt sich oft in die Enge getrieben. In den USA – dem Land der unbegrenzten Geschwätzigkeit – empfindet mittlerweile jeder Zweite das Gefühl, er sei ein Bewohner des Schneckenhauses. Und das aus dem ganz einfachen Grund: weil die Maßstäbe sich verschieben!

 

Mittlerweile leben wir in einer stark beschleunigten Lärmgesellschaft. Im Straßenverkehr herrscht größtenteils nur noch das pure Chaos – neueste Autotechnik bedeutet höhere Sicherheit und somit eine höhere Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Die Folge ist: in den letzten Jahren sind die Todesfälle auf den Straßen drastisch angestiegen – in den meisten Fällen wegen zu geringem Sicherheitsabstand auf den Autobahnen. Zu sehr wird sich auf die technische Sicherheit des neuesten Autos verlassen, statt sich auf die Aufmerksamkeit und dem vorausschauenden Denken zu fokussieren und die Gefahrenquellen im Straßenverkehr zu erkennen. Nicht jeder übernimmt Eigenverantwortung. Er überlässt das Denken lieber anderen.

 

Lärm beherrscht nicht nur die Straßen, sondern auch Wirtschaftsmarkt, Medien, News, Internet und Arbeitsstellen. Wichtigtuer geben oft den Takt an und ihre Marotten werden zum Maßstab erklärt. So lärmt es rund um die Uhr.

 

Wer sich nicht von morgens bis abends wie ein Marktschreier anpreist, sondern mit Eigenlob zurückhält; nicht eine Konzerthalle mit jubelnden Freunden um sich versammelt, sondern gern auch mal allein oder unter wenigen Freunden ist, und nicht sein Intimleben wie eine Live-Reportage vor der Welt ausbreitet, sondern Privates im privaten Bereich belässt, der fühlt sich heutzutage schon im Abseits.

 

Aber man muss kein Schwätzer (gemeint ist hier der Schaumschläger, Allzu-viel-Versprechender) sein, um erfolgreich zu sein. Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind. Zurückhaltende Menschen – also Introvertierte und Hochsensible – können lernen, mit unsensiblen Bemerkungen ihrer Kollegen souverän umzugehen, ohne einen Stacheldraht um ihre Seele zu ziehen. Ebenso können sie sich einüben, mit fremden Menschen ins Gespräch zu kommen, ohne peinliche und überflüssige Smalltalk-Phrasen zu dreschen. Man sieht also, es geht auch anders, um erfolgreich zu sein, ohne sich dabei verstellen zu müssen.

 

Ein weiser Mann sagte einmal: "Man ist nie so lächerlich durch Eigenschaften, die man besitzt, wie durch jene, die man zu haben vorgibt."

 

Fazit: Was du wirklich bist, macht dich aus, und nicht was du vorgibst, zu sein.

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