Wissenschaft vs. freier Wille

Die Wissenschaft diskutiert, ob es einen freien Willen überhaupt geben kann ...

2 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 15.03.21

Die Wissenschaft diskutiert, ob es einen freien Willen überhaupt geben kann.

 

Wenn jemand unheilbar krank ist, kann er überhaupt noch klar denken?

 

Es war und ist eine der radikalsten Thesen, mit denen Hirnforscher die Öffentlichkeit konfrontierten: Lange bevor wir uns bewusst entscheiden, etwas zu tun, hat das Gehirn die Entscheidung unbewusst längst vorweggenommen.

 

Der freie Wille des Menschen ist also bloß Einbildung?

 

Die Versuche des amerikanischen Hirnphysiologen Benjamin Libet hatten dies nahegelegt. Aber Fakt ist, heute kann man feststellen, dass es einen freien Willen gibt.

 

Die Libet-Experimente sind obsolet. Das sagt beispielsweise John-Dylan Haynes. Für ihn steht nach der Veröffentlichung seiner jüngsten Ergebnisse in den „Proceedings“ der amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften fest: „Das gemessene ‚Bereitschaftspotential‘ kann kein Beweis dafür sein, dass der Mensch seine Entscheidungen durch das Gehirn diktiert bekommt. Es gibt tatsächlich viele Gründe, den Argumenten der Hirnforschung, die den freien Willen als Illusion darstellen, zu misstrauen.

 

Der derzeitige technische Stand der Neurowissenschaft reicht längst nicht für eine Klärung der Frage aus, ob die neurale Aktivität, die unserem Ausdenken und Bewerten zukünftiger Möglichkeiten zu Grunde liegt, irgendwelche Auswirkungen auf die tatsächliche Wahl hat, die wir Minuten, Stunden oder Tage später treffen. Dem gesunden Menschenverstand ist also durchaus zu vertrauen.“

 

Ein Mensch, der mit der Diagnose „nicht heilbar“ konfrontiert wird, erlebt einen großen Schock. Meist verleugnen oder verneinen Patienten dieses Faktum vorerst, danach folgen eine Phase der Verhandlung und die Frage, ob die Diagnose überhaupt stimmt.

 

Wie schnell jemand die Krankheit akzeptiert, ist unterschiedlich. Es kann Tage, aber auch Wochen oder Monate dauern. Eine Phase der Depression gehört in diesem Prozess dazu. Es gibt dazu eine Studie im New England Journal of Medicine, die zeigt, dass Palliativtherapien die Lebenszeit von Patienten verlängern. Als Palliativtherapien bezeichnet man eine medizinische Behandlung, die nicht auf die Heilung einer Erkrankung abzielt, sondern darauf, die Symptome zu lindern oder sonstige nachteilige Folgen zu reduzieren. Daraus lässt sich schließen, dass Hoffnung das Leben verlängern kann. Es geht also darum, eine Diagnose, die mit „unheilbar“ verbunden ist, ehrlich zu vermitteln, aber dennoch Hoffnung zu schaffen.

 

Möge HaShem uns allen ein glückliches und gesundes Leben schenken.

 

 

David Kraus (M.A in Psychologie und Integrativer Psychotherapie | Dipl. Paar- und Familientherapeut | Dipl. Pädagogischer Elternberater) ist Oberrabbiner der Jüdisch-Chassidischen Kultusgemeinde Breslev Deutschland / Israel mit Sitz in Hanau. David Kraus finden Sie bei Facebook.

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