Neid

Ein deutliches Zeichen dafür, dass man sein Leben in einer Lüge lebt, bildet jede Art von Neid ...

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Neid

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 06.02.22

Wir alle befinden uns in der Obhut Gottes. Er führt jeden Einzelnen entsprechend dem Ursprung seiner Seele und seinem vorherigen Leben zur besten und schnellstmöglichen Erfüllung seines Erschaffungsgrundes. Jeder von uns kann bezeugen, dass es von Person zu Person unendlich viele Unterschiede gibt, nach dem Motto: „So verschieden die Gesichter aller Menschen, ebenso verschieden ihre Einstellungen!“

Demnach ist es klar, dass jeder Mensch auf diesem Planeten seine ihm individuell und allein gehörige Laufbahn besitzt. Es lässt sich auf dieser Welt keine Lebensbahn finden, die einer anderen gleicht, daher muss man auf seiner Bahn mit dem Glauben leben und auf keinen anderen Menschen blicken oder ihn um etwas beneiden. 

 

Das wahre Leben leben

Ein deutliches Zeichen dafür, dass man sein Leben in einer Lüge lebt, bildet jede Art von Neid. Folglich liegt es in unserer Pflicht, solch einen Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass sein Blickfeld rein materialistischer Natur ist. Diese Sichtweise macht das Leben solch eines Menschen zur absoluten Hölle, da er sich niemals mit dem zufrieden gibt, was er hat. Er will stets mehr und betrachtet das Eigentum anderer mit neidischen Augen. Jeder Erfolg eines anderen gleicht einem Stich in sein Herz. Er begehrt das Auto seines Nächsten, dessen Haus, dessen Geld, dessen Weisheit usw. Eine Frau beneidet eine andere Frau ihrer Schönheit, Jugend oder ihrer Attraktivität wegen usw. All dieser Neid ist das schmerzliche Ergebnis des mangelnden Glaubens! Wer an Gott glaubt, erfreut sich stets an seinem Teil und gibt sich immer mit dem zufrieden, was er hat. Im Leben würde er niemals etwas mit neidischen Augen betrachten oder begehren, was seinem Nächsten gehört, da er weiß, dass jeder Mensch mit anderen Aufgaben auf diese Welt kommt. 

Der eine ist z.B. körperlich behindert und muss aufgrund dessen daran glauben, dass genau darin seine Stärke und Vollkommenheit liegt, da Gott sah, dass es ihm nur auf diesem Weg gelingen wird, seinem Sinn, Zweck und Grund gerecht zu werden.

Wenn er daran glaubt und zurück blickt, weshalb er auf diese Welt kam und wohin ihn diese Welt führen soll, wird ihn seine Behinderung keineswegs stören, verletzen oder seinem Selbstvertrauen schaden. Des Weiteren wird er gesunde Menschen weder mit neidischen Augen betrachten, noch ihre Gesundheit begehren. Er wird dank seines Glaubens, trotz seiner Behinderung, auf der Erfolgsspur sein und bald merken, dass sein Mangel zwingend notwendig für seinen Erfolg war.

Der andere ist überaus unästhetisch. Allerdings bildet sein schlechtes Aussehen die Vorrausetzung seiner Vollkommenheit, da Gott sah, dass es ihm nur auf diesem Weg möglich sein wird, zu begreifen, worum es auf dieser Welt geht.

Beispiel: Der weise Josua war ein überaus hässlicher Mann. Eines Tages fragte ihn die Königstochter mit einem missachtenden Ton: „Wie kann es sein, dass deine atemberaubende Weisheit in solch einem hässlichen Körper steckt?“ 

Er reagierte mit einer Gegenfrage: „Gestatten Sie mir bitte eine Frage. Worin bewahrt Ihr Vater seinen Wein auf?“

„Wie bitte?!“sagte die Königstochter und fuhr fort: „Dumme Frage, selbstverständlich in Weinfässern.“

Der weise Josua fragte weiter: „Weshalb? Ist es wirklich des Königs Ehre, seinen Wein in üblichen Weinfässern zu lagern?! Solch einem großen und reichen König gebührt es, seinen Wein in Goldfässern abzufüllen! Gehen Sie zu Ihrem Vater und sagen Sie ihm, dass er seinen Wein in Goldfässer umfüllen soll.“

Die Königstochter machte sich auf zu ihrem Vater und sagte ihm, dass er seinen Wein von den üblichen Weinfässern in Goldfässer umfüllen soll. – So gesagt, so getan. 

Einige Zeit verstrich und dem König gelüstete es nach Wein. Doch als sie ihm ein Glas vom hochwertigen Spitzenwein brachten, erlebte er sein blaues Wunder. Der Wein war ungenießbar und sauer! Der König forderte daraufhin sofortige Erklärung von seinen Dienern. Seine Diener erklärten dem König, dass das Abfüllen des Weines in die Goldfässer der Grund ist, da ein Goldfass kein geeignetes Fass für die Weingärung ist. 

Der König ließ sofort nach seiner Tochter rufen, die ihm dieses einredete und fragte sie: „Wie konntest du mir nur zu etwas raten, was den hochwertigen und äußerst treueren Spitzenwein verderben lässt?!“ 

Die Königstochter erwiderte ihrem Vater: „Mich trifft keine Schuld! Josua hat mir dieses aufgetragen.“

Der König lies unmittelbar nach ihm rufen und bat ihn um einen vollständigen Sachbericht. Er erzählte dem König also, mit welcher Frage dessen Tochter ihn konfrontierte und sagte weiter: „Ich antwortete ihr lediglich auf ihre Frage. So wie der Wein ausgerechnet in einem hässlichen Fass seine Reife und hohe Qualität erlangt und nicht etwa in einem schönen und prachtvollen Goldfass, ebenso bildete sich meine Weisheit ausgerechnet aufgrund meiner Hässlichkeit, denn wenn ich hübsch wäre, würde ich meine Weisheit aufgrund meines Hochmuts und Egos schnell verlieren.“

Aus dieser wahren Geschichte können wir entnehmen, dass die Hässlichkeit Josuas zwingend für seine Vollkommenheit war. Aufgrund seines Glaubens verwirrte ihn seine Ungestalt keineswegs. Im Gegenteil, er war sich dessen sicher, dass es in der Führung Gottes, keine Fehler gibt und dass Gott mit Sicherheit sah, dass er nur auf diesem Weg seine wahre Größe erreichen konnte. Demnach bekam er aufgrund seines Scheusals keine Komplexe oder Minderwertigkeitsgefühle! Er erfüllte den Sinn, Zweck und Grund seiner Erschaffung auf bravouröse Weise sowie voller Freude und Selbstsicherheit. Darüber hinaus wurde er weltweit aufgrund seiner Weisheit hoch angesehen.

Doch wenn es ihm an Gottesglauben gemangelt hätte, dann hätte sich sein Leben ausschließlich, um diese materialistische Welt und um sein Aussehen gedreht. Mit dieser Sichtweise wäre er an seiner Hässlichkeit zerbrochen! Er hätte jeden anderen Menschen beneidet und wäre aufgrund seines bitteren Schicksals immer verzweifelt und traurig gewesen. Er wäre somit also seinem Erschaffungsgrund nicht gerecht geworden, und dies bedeutet die Hölle auf dieser Welt sowie weitere Probleme. Und das alles nur wegen etwas völlig Relativem und Belanglosem.

 

Konzentriere dich ausschließlich auf deine Arbeit

Gott bestimmt für jeden Einzelnen seine bestmöglichen Voraussetzungen, aufgrund derer er auf dieser und in der kommenden Welt glücklich sein wird. Der eine benötigt dafür Körpergröße und der andere wiederum Kleinheit. Die eine ist schlank und die andere mollig. Der eine ist reich und der andere ist arm. Der eine ist kräftig und der andere schwach. Der eine ist schnell und der andere ist langsam …

Derjenige, der an Gott glaubt, akzeptiert dessen Entscheidung mit Freude, ohne seinen Nächsten mit neidischen Augen zu betrachten. Im Gegenteil, er konzentriert sich ausschließlich auf seine Arbeit mit den Gegebenheiten, die Gott ihm gab.

Demnach muss sich ein Neider an Gott wenden und Ihn darum bitten, dass Er ihm den Glauben schenkt und Er ihn niemals die kommende Welt vergessen lässt, d.h., zu wissen, dass er von Gott in diese Welt gesandt wurde, um den Glauben zu erlangen und glücklich zu sein.

 

Der Autor ist Gründer und Leiter des Lehrinstituts „Chut Schel Chesed“ in Jerusalem. Mehr über Rabbiner Shalom Arush erfahren Sie hier.

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