Der heilige ARI (2)

Die Kabbala bezieht das Studium der verborgenen Aspekte der Torah mit ein und konzentriert sich hauptsächlich auf die Geheimnisse der Göttlichkeit und der Schöpfung.

5 Min.

Peter Staaden

gepostet auf 05.04.21

Rabbi Yitzchak Luria Ashkenazi

– ARIHaKadosh –

 

DER ARI UND DIE KABBALA

Kabbala bezieht das Studium der verborgenen Aspekte der Torah mit ein und konzentriert sich hauptsächlich auf die Geheimnisse der Göttlichkeit und der Schöpfung. Anfangs wurden diese Geheimnisse mündlich von Lehrer zu Schüler übermittelt, um zu verhindern, dass die Kabbala durch unwürdige Personen studiert wurde. Als die Weisen jedoch erkannten, dass nur sehr wenige Personen für diese Form des Studiums geeignet waren, legten sie ihre wesentlichen Lehren schriftlich fest, und erklärten, welche Vorbereitungen man treffen müsse, bevor man sich solch einem kabbalistischen Streben hingeben sollte. 

Die grundlegende Arbeit der Kabbala ist der Heilige Sohar, der von Rabbi Shimon bar Yochai und von seinem Sohn Rabbi Elazar verfasst wurde. Diese zwei großen Weisen hatten die Geheimnisse während ihrer 13 Jahre der Gefangenschaft in einer Höhle, zur Zeit der römischen Eroberung, empfangen und studiert. Sie schrieben ihre Lehre in Notizbücher nieder. Nach ihrem Tode sammelten ihre Schüler diese Aufzeichnungen, ordneten sie in Form des Soharund fügten andere wesentliche Lehren hinzu, die sie von ihren Vordenkern empfangen hatten.   
 
STRENGE VORBEREITUNGEN

Der ARI stürzte sich nicht kopfüber in ein Studium der Kabbala, sondern er bereitete sich eine lange Zeit unter der Anleitung des Radbaz auf diese Weisheit vor. Er widmete sich sehr eingehend und sorgfältig dem Studium des Talmud und dem Gesetz und erwarb die 21 Tugenden, unter ihnen Kedusha (Heiligkeit) und Tahara (Reinheit), die aus solch einem Studium resultieren. Jede Nacht rezitierte er Tikkun Chatzos und beklagte die Zerstörung des Heiligen Tempels. Er studierte täglich die Torah, eingehüllt in Tefillin und Tallis. Er tauchte sich häufig in Mikveh und blieb wachsam gegenüber seinem eigenen Verhalten. 

Nachdem er diese Vorbereitungen durchgeführt hatte, entschied der ARI sich für sieben Jahre in ein abgeschiedenes Gebiet zurückzuziehen. Zu seinem Haus ging er nur zum Schabbes zurück. Während dieser Periode studierte er die Werke der kabbalistischen Weisen und schrieb viele seiner eigenen Gedanken nieder. In dieser Zeit fertigte er auch seinen Kommentar zu "Safra d'Tsniusa"an, eines alten kabbalistischen Werkes, die Yaakov Avinu zugeschrieben wurde.

Am Ende jener sieben Jahre der intensiven Vorbereitung, versuchte er das Niveau der Frömmigkeit zu erhöhen. Er führte sein einsames Leben am Ufer des Nils weiter, kehrte wie gewohnt nur zum Schabbes nach Hause zurück, und behielt seinen asketischen Lebensstil bei. Wiedereinmal nach dem Schabbes, der ARI war zu seiner kargen Hütte an den Ufern des Nils zurückgekehrt, in einen Bereich, der Alt-Ägypten genannt wurde, während seine Familie in Neu-Ägypten blieb, enthüllte ihm in diese Zurückgezogenheit Eliyahu Hanavi viele Geheimnisse. Dieser Lebensabschnitt dauerte ebenso sieben Jahre. 

Während dieser Periode wurde er von seinem Schwiegervater unterstützt, der Bedienstete mit Nahrung zu seiner Klausur schickte, damit der ARI sich ausschließlich seinen Studien widmen konnte. Der ARI, vollständig in seinen Kontemplationen untergetaucht, tauschte kein einziges Wort mit den Bediensteten aus. Auch am Schabbes zu Hause blieb er von seiner Umgebung getrennt, während sein Schwiegervater seine Bedürfnisse beachtete und sogar ein Minyan für ihn arrangierte.

Zu einem späteren Zeitpunkt sagte der ARI seinen Schülern, dass nur göttlicher Intervention es ihm ermöglichte, solch erhabene Höhen zu erklimmen, während er sich am Ufer des Nils aufhielt. „Um dieses Niveau der Himmlischen Hilfe zu empfangen“, sagte er, "musste ich häufig fasten und viele Tränen vergießen, in denen ich den Allmächtigen bat, mir zu helfen, mein Ziel zu erreichen.“

Erst nach allen diesen Vorbereitungen öffneten sich ihm die Pforten der Weisheit der Kabbala.  
 
ZEIT ZU GEHEN

Als der ARI 36 Jahre alt war, kam für ihn die Zeit, seine Lehren zu verbreiten. Wie es in ähnlichen Worten in "Shivchei HaARI" und Rabbi Chaim Vitals Einleitung von "Etz Chaim" gesagt wird, erklärte zu diesem Zeitpunkt Eliyahu Hanavi dem ARI: "Deine Tage sind gezählt, und du musst Ägypten verlassen, um dich nach Safed zu begeben. Dort wirst Du deine Torah allen enthüllen, die G-tt suchen." 

Anfangs war der ARI sehr widerstrebend, Ägypten zu verlassen. Er fürchtete, dass es sehr schwierig für ihn sein würde, seine Lehre mit anderen zu teilen,  und dass das Erfordernis, den Lebensunterhalt in Safed zu verdienen, ihn von seinen Torah-Studien abhalten würde. 

Jedoch ermutigte ihn Eliyahu Hanavi, indem er sagte: "In Safed wirst du Rabbiner Chaim Vital treffen, der deine Weisheiten niederschreiben und verbreiten wird. Alle deine Zielsetzungen sind in diese Welt hinabgestiegen, damit deine Lehre Rabbiner Chaim Vital übermittelt wird. Seine Seele ist sehr kostbar. Du wirst ihm ermöglichen, die Tiefe der Kabbala wahrzunehmen, und sie der ganzen Welt zu übermitteln."

Entsprechend Shivchei HaARI, fügte Eliyahu hinzu, dass, indem der ARI das unreine Ägypten verlasse, und er im Heiligen Eretz Israel wohne, die Qualität der kabbalistischen Studien des ARIs erhöht würde. Diese Erklärung gab ihm den Antrieb, Ägypten zu verlassen und Safed anzusteuern.    
 
SAFED WÄHREND DER ZEIT DES ARI

Mit der Eroberung von Eretz Israel durch die Ottomanen begannen viele Städte, die bis dahin verlassen und trostlos waren, zu erblühen, und Safed wurde eine pulsierende Jüdische Gemeinschaft. 

Der ARI kam mit seiner Frau, Kindern und seiner Mutter in Safed an. Er fand eine Stadt vor, die mit Gelehrten der Torah erfüllt war. Zu Beginn wurde er mit dem Radbaz wiedervereinigt, mit dem er in Ägypten studiert hatte. Der Radbaz hatte jedoch keine Vorstellung von den erhabenen Höhen, die der ARI erreicht hatte. Aus diesem Grunde, und weil der ARI so bescheiden und demütig war, sich sogar in einer Erwerbstätigkeit engagierte, um seine Familie zu unterstützen, erkannte niemand sein edles Inneres.

Der ARI erwarb sich in Safed zuerst einen Namen für seine mystische Poesie, welche den Schabbes lobpreis. Er entwickelte sich vorzüglich im Kreise anderer Schüler und bildete eine Gruppe, die sich jeden Freitag traf, um sich ihre Sünden einander zu bekennen und ihre Charaktereigenschaften zu verbessern. 

Eine Person erkannte jedoch schon bald die wahre Größe des ARI, es war der Ramak, Rabbi Moshe Cordovero, der mit dem ARI studierte und ihn als seinen Nachfolger, als den Rabbiner von Safed und Oberhaupt seiner Yeshiva, vorsah. Im gleichen Jahr (5330), als der ARI in Safed ankam, verstarb der Ramak, der unter den großen Kabbalisten Rabbi Shlomo Halevi Alkabetz und Rabbi Yosef Karo studiert, und solche wichtigen Arbeiten wie den "Paredess Rimonim" und "Tomer Devorah" verfasst hatte. Die größten Weisen in Safed hatten sich um den Ramak geschart, um seinem Unterricht zu folgen. Einer seiner herausragenden Schüler war Rabbi Chaim Vital.

Als der Ramak auf seinem Sterbebett lag, enthüllte er den Namen seines Nachfolgers nicht, spielte jedoch darauf an, wie er gefunden werden könne. „Der Mann", sagte er, "der eine Wolke sehen wird, die meiner Totenbahre vorangeht, wird mein Nachfolger sein."

Am Tage des Begräbnisses hielten viele der großen Gelehrten von Safed eine Lobrede auf den Ramak. Als die Lobpreisungen beendet waren, lud einer der Schüler Ramaks den ARI zu einer Rede ein. Dies erweckte einiges Befremden und auch ein wenig Bestürzung. Sicher, Reb Yitzchak Luria war ein geehrter Schüler, der sogar mit dem Ramak studiert hatte, jedoch war er ein Neuling in Safed, und er war außerdem beträchtlich jünger als die anderen Torah-Gelehrten. Warum hatte der Schüler des Ramak den ARI zu solch einer Ehre ausgewählt, es gab doch viele andere hervorragende Gelehrte in der Stadt, die ihre Lobpreisungen aussprechen wollten? 

Am Ende des Begräbnisses enthüllte der Schüler den Grund, weshalb er den ARI zu sprechen gebeten hatte. "Als wir auf dem Friedhof einen Platz für die Beerdigung vorbereiteten," sagte er, "erklärte uns Rabbi Yitzchak Luria, dass wir den falschen Ort gewählt hätten, und dass die Wolke nicht dort gestoppt hätte, sonder weiter vorne. Dann zeigte er uns einen anderen Begräbnisplatz."  

Es musste nicht mehr gesagt werden. Die Schüler des Ramaks nahmen den Heiligen ARI unmissverständlich als ihren spirituellen Mentor an, und sie tranken begeistert seine Wörter, obwohl seine Methode der Kabbala zu jener des Ramaks unterschiedlich war. Die Zeit war schließlich gekommen, der ARIkonnte beginnen, die Kabbala so zu unterrichten, wie er sie in den vielen Jahren der Vorbereitungen erlernt und entwickelt hatte.

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Danke fuer Ihre Antwort!

Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.

Fuegen Sie einen Kommentar hinzu.

Featured Products