Zion und Jeruschalajim
Unsere heilige Stadt (Jerusalem) sie hat viele Namen, zwei davon von zentraler Bedeutung - Zion und Jeruschalajim [Jerusalem].
Unsere heilige Stadt, Jerusalem, sie hat viele Namen, zwei davon von zentraler Bedeutung – Zion und Jeruschalajim [Jerusalem]. Nach Rabbiner Awraham Jizchak Kuk (erster Oberrabbiner Israels; Ma'amerej Hara'aja S.333-339) verleiht der Name "Zion" den materiellen, nationalen Aspekten Ausdruck, der staatlichen Souveränität – eben, wie wir heute sagen, dem Zionismus. Diese Stadt symbolisiert unser Wesen und unsere Erlösung. Folgendes schrieb er dort: "Von Anbeginn unserer Geschichte ragte der Name 'Zion' als Ausdruck unserer Königsherrschaft, unserer weltlichen Kraft heraus … der Pioniergeist des Aufbaus der Nation und ihrer Wiedererstehung in ihrem Lande erkämpft sich seinen Weg im Leben … eine gewaltige Kraft und viel Gutes sind auch in unserer weltlichen Wiedererstehung enthalten, die den Namen 'Zion' auf ihre Fahnen schreibt".
Demgegenüber drückt der Name "Jeruschalajim" den spirituell-göttlichen Aspekt der Stadt aus, die uns aufgeprägte Idee von Heiligkeit: "Durch 'Jeruschalajim' wird besonders das Ziel unserer Heiligkeit an sich als die höchste Bestrebung hervorgehoben … am Orte des Tempels, dem zukünftigen Gebetshaus aller Völker, der Ort, an dem das große Sanhedrin tagen wird, von dem die Tora an ganz Israel ausging und ausgehen wird …".
Darum ist Eines sehr verwunderlich: Wenn die materielle Seite mit dem Namen "Zion" bezeichnet wird und die spirituelle mit dem Namen "Jeruschalajim" – wieso versprach der Prophet dann: "Von Zion wird die Tora ausgehen" (Jeschajahu 2,3)? Hätte es nicht heißen müssen: "Von Jeruschalajim wird die Tora ausgehen"?
Vielmehr lernen wir daraus das Geheimnis des Ablaufs unserer Erlösung. Ausgerechnet die "zionistische" Variante, die natürliche, nationale, materielle, die nach außen hin so anders aussieht und manchmal dem "Jeruschalajim", dem "heiligen" Ablauf zu widersprechen, ja ihn sogar zu stören und zu behindern scheint – gerade davon erwächst und offenbart sich die Erlösung Israels, da diese Variante ein erstes Fundament schafft, durch das, und über ihm, hinterher die göttliche Idee erscheint und dann die Erlösung in ihrer Vollkommenheit, in Heiligkeit und in Weltlichkeit, im Materiellen und im Spirituellen.
Sogar die Nichtjuden kennen dieses Geheimnis – in ihrem geistigen Unterbewusstsein. Als wir noch in der Verbannung steckten, von Leiden geplagt und ohne unseren nationalen und praktischen Rahmen, "An den Strömen Babels – dort saßen wir und weinten, da wir Zions gedachten" (Psalm 137,1), versuchten sie auf verschiedene Weisen, uns die "heilige" Seite unserer Erlösung vergessen zu machen und konzentrierten sich nur auf die praktische, nationale und politische Seite, indem sie zu uns sagten: "Singet uns ein Lied von Zion" (V.3). Doch wir wussten, wir erinnerten uns noch, dass wir nicht nur "Zionisten" sind, sondern auch "Jeruschalemisten", und wir handeln auch danach, wir verstehen und bewirken die Erscheinung Gottes, das Erscheinen der spirituellen Werte innerhalb des materiellen Aufbaus, und darum antworteten wir ihnen: "Wie sollen wir singen des Ewigen Lied auf fremder Erde?" (V.4), und fahren fort, nach innen gerichtet: "Sollt' ich dich vergessen, Jeruschalajim, so versage meine Rechte! (=meine Kraft, meine Macht, der praktische, "zionistische" Aspekt), … wenn ich nicht erhebe Jeruschalajim auf den Gipfel meiner Freude" (V.5-6).
Es gibt Situationen und Perioden, in denen es scheint, als ob wir den Jeruschalajim-Aspekt Zions vergessen hätten, weil wir uns nur immerzu mit den materiellen Dingen beschäftigen – mit der Sicherheit, der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Lösung von Problemen, die gerade auf der Tagesordnung stehen, ohne auf unser wirkliches Wesen zu achten, das wir eigentlich in der materiellen Umgebung entwickeln sollten. Darum müssen wir wissen, dass die Tora von "Zion" ausgeht. Gerade aus der komplizierten praktischen und nationalen Entwicklung heraus "geht die Tora heraus", wird die höhere, spirituelle Stufe gebaut. Dafür tragen wir die Verantwortung, und wir verfügen auch über die Fähigkeit dazu. Mit Gottes Hilfe wird uns die volle Verwirklichung des Verses vergönnt sein, nicht nur "Von Zion geht die Tora aus", sondern auch "und das Wort Gottes von Jeruschalajim" – in unserer vollständigen und vollkommenen Erlösung.
Der Autor ist Rabbiner im Institut für Thora-Studien: Machon Meir und Mitgleid bei KiMiZion.
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