Israel für mich Lebensnotwendig?
Die Manifestation unserer Erlösung - Das Gebot der Besiedlung des Landes -Israel, unsere natürliche Umgebung - Die heilende Luft Israels - Das Land unseres Lebens ...
Die Nummern in Klammern verweisen zu den Fußnoten am Ende des Artikels.
"Über die Lebensnotwendigkeit unserer
Verbindung zum Lande Israel"
1. Die Manifestation unserer Erlösung
Die Erlösung (Ge'ulah) ist das genaue Gegenteil der Verbannung
(Galut), sie steht zu ihr in direkter Opposition. Und was ist nun
"Verbannung"? Ein unnormaler Zustand. In unserem Normalzustand
müssen wir uns hier befinden, das ganze Volk Israel im Lande Israel;
und nicht nur das: das ganze Land muss in unserer Hand sein.
G~ttseidank bringt uns das himmlische Wohlwollen langsam Stufe um
Stufe voran, verglichen z.B. mit der vorherigen Periode, vor der
Staatsgründung. Damals herrschte noch die Galut – wir waren
"draußen" und die Nichtjuden "drinnen", und die Möglichkeit der
Einwanderung vom guten Willen der Nichtjuden abhängig. In dieser
Hinsicht sind wir etwas vorangekommen und zum Normalzustand
zurückgekehrt: Israel ist in unserer Hand, ebenso Jerusalem; wir sind
selbständig.
Diese Entwicklung offenbart sich in kleinen Schritten (1). Denn
ebenso, wie G~tt uns anhand von Wundern erlösen kann, kann er es
auch ohne Wunder tun, auf dem Wege natürlicher Entwicklung, auf
dem Wege der Besiedlung und der Einnahme.
2. Das Gebot der Besiedlung des Landes
Besiedlung und Einnahme des Landes sind ein Gebot der Tora: Das
Land zu besiedeln, damit es nicht veröde. Es ist eine allgemein
akzeptierte Tatsache im Judentum, das in der Rangordnung der
Geistesgrößen Nachmanides gleich auf Maimonides folgt, welcher
sozusagen die Fortsetzung der Gemara darstellt; sie lebten etwa zur
gleichen Zeit. Nachmanides war einer der größten Weisen und
Kabbalisten – Eigenschaften, die zusammengehen. Er konstatierte, dass
das Gebot der Besiedlung des Landes zu den positiven der Liste der
613 Gebote gehöre, auf der Basis des Verses: "Und ihr sollt austreiben
[die Bewohner] des Landes und sollt darin wohnen; denn euch habe ich
das Land gegeben, es zu besitzen" (Num.33,53)(2). Dies ist
Befehlssprache und enthält demnach ein positives Gebot. Es sind uns
also folgende zwei Dinge geboten: 1. das Land durch Eroberung
einzunehmen und 2. es zu besiedeln.
Nachmanides legt unmissverständlich fest, dass dieses Land, das G~tt
unseren Vätern versprochen hat, in unseren Händen sein muss und nicht
im Besitz irgendeiner anderen Nation (3). Dass es sich in unserer Hand
befinde, im nationalen Sinne. Ein Land, Geographie, ein Stück Erde in
der Hand eines Volkes – jeder begreift, dass es hier um Souveränität
und Staatswesen geht. Es ist ein fundamentales Gebot der Tora, dass
wir über dieses Land herrschen. Gleichfalls ist das Land nicht
brachliegen zu lassen, will sagen: Herrschaft durch Besiedlung.
Dies alles fällt unter das Thema Erlösung, die sich stufenweise entfaltet
und nicht etwa plötzlich, in ihrem Kontrast zur Galut. So kommen wir
langsam aber sicher voran. Ständig werden neue Siedlungen, Kibuzim
und Städte gebaut. Welches Glück, dieser Verwirklichung von G~ttes
Wort teilhaftig zu werden. Dies ist ein wichtiger Aspekt der Erlösung,
den man als Teil der g~ttlichen Vorsehung erkennen muss. Die Welt ist
nicht sich selbst überlassen; G~tt hat die Welt nicht verlassen. Am
Ende der Tage werde sich ein Zustand der Rückkehr zum Land
offenbaren. Genau dies findet jetzt unter uns, durch uns statt! Diese
Entwicklungsstufe beinhaltet das Ende der Galut, es erscheint der
"Beginn der Erlösung" (Megilla 17b). Und doch, in Erkenntnis des
Normalzustandes, dass wir uns hier im Lande befinden, müssen wir zu
unserer Schande eingestehen, und wir müssen uns dessen schämen, dass
andererseits immer noch der Galut-Zustand vorherrscht, da sich immer
noch Millionen Juden "draußen" aufhalten. Wir müssen zu unserem
natürlichen und normalen Zustand zurückkehren, dass nämlich unsere
Millionen "drinnen" sind.
Frage: Ist es uns in Anbetracht der Bedeutung des Landes Israels
erlaubt, kurzfristig ins Ausland zurückzukehren, um dort
Aufklärungsarbeit zu leisten?
3. Israel – unsere natürliche Umgebung
Antwort: Ja, wenn es sich wirklich nur um einen begrenzten Zeitraum
handelt. Jeder Jude muss fühlen, dass Israel seine natürliche Umgebung
darstellt und nicht Straßburg, Johannesburg oder Williamsburg. Und
wir befinden uns zu Recht in Israel, weil wir es uns verdient haben und
weil es uns rechtmäßig zusteht: Hier gehören wir hin, diesen Ort hat
G~tt unseren Vorvätern versprochen, und dieses Versprechen hat
durch alle Generationen Bestand bis hin zur vollständigen Erlösung, die
schon unterwegs ist. Alles, was uns am Lande Israel noch fehlt, fehlt
uns auch an unserer vollständigen Normalität. Israel ist für uns
gemacht, sowohl im allgemeinen, gesellschaftlichen Sinne als auch im
Sinne jeder individuellen jüdischen Seele. Hier sind wir zu Hause, hier
sind wir in der Familie. Israel bedeutet gesunde Atmosphäre und
gesundes Klima – sogar für den Körper, wie es einer unserer
Vorfahren, Rabbi Jehuda Halevi, in einer seiner Kompositionen
ausdrückte: "Leben der Seelen die Luft deines Landes" (4), "die Luft
des Landes Israels macht weise" (Baba Batra 158b), sie gibt Weisheit
und Verstand. Ein Kernstück des Verstandes ist die Erkenntnis, dass
unter den Nichtjuden zu leben überhaupt nicht angenehm ist. Man darf
nicht vergessen, daß die Nichtjuden uns eine große Gnade erweisen,
indem sie uns in ihren Ländern Aufenthalt gewähren – bis sie uns
vertreiben. Amerika oder Brasilien tun uns einen Gefallen, erlauben
uns, bei ihnen zu sein; das ist ihrerseits sehr großzügig. Wer jedoch mit
offenen Augen durch die Welt geht, erkennt, dass wir uns dort auf
fremder Erde befinden. Dort – das ist nicht unsere Gesellschaft, nicht
unsere Regierung, gar nichts ist unser. Hier, an unserem Platze, sind
wir zu Hause, in der Familie, in jeder Hinsicht. Sowohl in Hinblick auf
Heiligkeit als auch von Seiten der Gesundheit und der Psychologie, ja
der Psychophysiologie. Es kann nicht oft genug betont werden: Wir
müssen wieder gesunden und dürfen uns daher nicht an einem Ort
aufhalten, wo wir nicht gesund, sondern verwirrt werden. Manche sind
so verwirrt, dass sie vergessen und glauben, es sei normal, unter den
Nichtjuden zu leben. Dieser schwerwiegende Irrtum legt uns ständig
Steine in den Weg. Wir brauchen den Zustand der Juden, die in
nichtjüdischer Gesellschaft leben, nicht besonders zu schildern, jeder
kennt die Fakten. Israel verkörpert das Land unseres Lebens in jeder
Hinsicht – national, historisch, gesellschaftlich und individuell. Und
sogar gesundheitlich.
4. Die heilende Luft Israels
In der vorigen Generation war Rabbi Schmuel Salant der Oberrabbiner
von Jerusalem, ein weltberühmtes Genie. Anfangs wohnte er in
Litauen, in der Stadt Salant. Schon in jungen Jahren erkrankte er an
der Schwindsucht, und selbst die größten Ärzte hatten schon fast jede
Hoffnung um ihn aufgegeben. Sie schlugen ihm schließlich vor, an
einen bestimmten Kurort im damaligen Grenzgebiet zwischen Ägypten
und Äthiopien zu gehen – vielleicht könnte er dort ja noch viele Jahre
leben. Darauf sagte ihnen Rabbi Schmuel Salant: Nun, das ist ja gar
nicht so weit von Israel entfernt! Fahre ich doch lieber gleich dahin!
Und so geschah es auch. Er fuhr nach Jerusalem und erreichte dort das
gesegnete Alter von 93 Jahren, davon 60 Jahre (!) als Oberrabbiner der
Stadt. Es gibt noch viele solcher Beispiele von Leuten, die die Luft des
Landes Israels geheilt hat, in psychologischer und auch
physiopsychologischer Hinsicht.
Vor einiger Zeit lebte ein für seine Forschungen weltberühmter Arzt,
der weder religiös noch zionistisch eingestellt war, der in
entsprechender Weise feststellte, dass es "jüdischere" Krankheiten als
andere gäbe. Er erklärte: "Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die
Ursache darin zu suchen ist, dass wir Asiaten sind." Wir gehören zu
Israel, und im Exil findet sich kein für uns normales Klima, dies, in
Verbindung mit irgendeiner körperlichen Schwäche, rächt sich sogleich
an uns.
5. Das Land unseres Lebens
Unser Wesen ist nicht der Luft des Auslands angepasst. Die Luft Israels
ist unsere Luft; die Berge unsere Berge, die Hügel unsere Hügel, die
Täler unsere Täler – in seelischer und sogar in physischer Hinsicht. Und
wenn wir dies durch Gewöhnung in Vergessenheit geraten lassen,
kommt es zur Katastrophe. Mit der Galut zu liebäugeln ist eine
schwere Verirrung. Im Wochenabschnitt Mischpatim (=Rechte) lernen
wir, dass ein Knecht nach spätestens sechs Dienstjahren freigelassen
werden muss. Wenn er aber sagt: "Ich liebe meinen Herrn…ich mag
nicht frei ausgehen" (Ex.21,5), so ist dies sehr bitter. Ebenso ist der
Zustand des in-die-Verbannung-Verliebtseins des "Ich liebe meinen
Herrn den Nichtjuden" ein sehr bitterer.
Das Bewusstsein und das Wissen um Israel als dem Lande unseres
Lebens muss gesteigert werden. Dies ist unser natürlicher
Aufenthaltsort, sowohl in religiöser als auch in nationaler Hinsicht.
Und wenn wir nicht hier sind, so sind wir weder gesund noch normal.
Und ab und zu erinnern uns die Nichtjuden daran, daß wir uns bei
ihnen auf fremder Erde befinden.
Über Eines muss sich jeder von vornherein klarsein: Jeder Jude, wo
immer er sich auch aufhalten möge, gehört nach Israel als seinem
angestammten Ort. Im Ausland haben wir nur den Rang von Gästen.
Zur Ausführung eines Gebotes darf man sich kurzfristig ins Ausland
begeben, zwei, drei Jahre, aber die Zielrichtung unseres Lebens ist es,
hier zu sein.
6. Das Land Israel wiegt alle Gebote auf
Über die Bedeutung dieses Gebietes in Hinblick auf Tora und Gebote
haben sich unsere Weisen mit unmissverständlicher Klarheit
ausgedrückt – dass nämlich das Bewohnen des Landes Israels sämtliche
Gebote der Tora aufwiege (Sifri Ekew Kap.11). Ist das nicht
ungeheuerlich!? Natürlich ist dieser Ausspruch nicht als Annullierung
der Gebote zu verstehen. Jedes Gebot ist als Detail aller 613 Gebote
aufzufassen. Dagegen stellt das Gebot, das Land zu bewohnen, kein
Detail dar, es ist vielmehr das allumfassende Gebot der Anwesenheit
des ganzen jüdischen Volkes im Lande Israel. Die wahre Erfüllung der
Tora kann nur in Israel stattfinden. Anderenorts dienen die Gebote nur
als Gedächtnisstützen, damit wir nach unserer Rückkehr ins Land
wissen, wie wir sie zu erfüllen haben (5).
7. Kurzfristiger Auslandsaufenthalt
Daher ist das Land Israel zu besiedeln und darf nicht verlassen werden;
man darf sich ihm nicht entfremden, möge G~tt uns davor bewahren.
Ein kurzfristiger Aufenthalt im Ausland kann aber durchaus möglich
sein. Und auch dies bedarf näherer Erläuterung. Der göttliche Geist
ruht nämlich vor allem in Israel, entsprechend den Worten des
"Kusari": "im [Lande] oder zu seinen Gunsten" (6), in oder für Israel.
Dies trifft für die gesamte Tora zu: Entweder in Israel, oder im
Zustand des Sehnens nach Israel; in Verbindung zu Israel und
Empfangen von Israel. Wie es in der Gemara heißt: "…man hofft es
[d.h. Israel] zu sehen" (7) – in Sehnsucht, dem Lande Israel zugehörig
zu sein.
So ist natürlich gar nicht an ein permanentes Verlassen des Landes zu
denken. Für kurze Zeit jedoch, zum Beispiel als Abgesandter, ist dies
ebenso wichtig wie richtig. Es ist in diesem Sinne zu
Erziehungszwecken erlaubt, das Land temporär, auf ein, zwei Jahre zu
verlassen, um auf eine Verwurzelung der Verbindung zu Israel im
jüdischen Volk hinzuwirken.
In der Gemara finden wir diese Dinge genau spezifiziert. Im
allgemeinen ist das Verlassen verboten, aber unter zwei Bedingungen
ist der zeitlich begrenzte Auslandsaufenthalt erlaubt:
1. Zum Torastudium, wenn die Situation im Lande dies nicht zulässt.
Als das Land öde und verwüstet war, hatte man keine andere Wahl als
seinen Wissensdrang im Ausland zu befriedigen. G~ttseidank ist die
Lage heute anders! (8)
2. Zur Regelung des Familienlebens – um einen Ehepartner zu finden,
wenn sich herausstellt, dass es im ganzen Land absolut keine passenden
und akzeptablen Jungen oder Mädchen gibt (8). Nun – man darf wohl
annehmen, dass heutzutage jeder hier seinen "Schidduch" finden kann!
8. Überwindung der Verständnislosigkeit
Frage: Im Ausland bemühen wir uns auf Einwanderung nach Israel
hinzuwirken; manchmal ist es nur schwer, den richtigen Weg der
Erläuterung für dem Judentum entfremdete Menschen zu finden. Wie
kann man mit ihnen über den Wert Israels ohne Erwähnung der
religiösen Aspekte reden, sozusagen "außerhalb der Religion"?
Antwort: Dieses Thema ist vorhin schon angeklungen. Obwohl es hier
um nicht-religiöse Juden geht, so gibt es doch auch bei ihnen noch den
Willen, ihr Judentum weiterzuführen. Anderenfalls wäre ihr Zustand
wirklich gefährlich. Auch die, die ihr Judentum bewahren wollen, sind
dennoch den starken Strömungen der Assimilation und den
Anfeindungen der Nichtjuden ausgesetzt. Jedermann kann leicht
verstehen, dass diese Situation wohl nicht so ganz zu ihm passt. Vor
dem Hintergrund dieses Gefahrenzustands muss das Fortbestehen des
Judentums gesichert werden. Sehen sie die Situation jüdischer
Jugendlicher an den Universitäten als gesichert an ?
Frage: Jene Leute sind sich dieser Dinge nicht unbedingt bewusst…
Antwort: Die Nichtjuden werden ihnen dies zu gegebener Zeit bewusst
machen, auf die eine oder andere Weise – sie müssen sich über ihre
Lage klarwerden, bevor die Nichtjuden kommen und es Schläge setzt.
So oder ähnlich kann man das Problem durchaus verdeutlichen.
Frage: Aber das ist doch ein negativer Grund für die Einwanderung ?!
Antwort: Sehr richtig. Das war eine sehr treffende Bemerkung. Dieser
negative Grund zur Einwanderung, die Leiden des Exils, erscheint
schon in den ersten Schriften Theodor Herzls: Man kann unmöglich
länger unter den Nichtjuden ausharren, wir müssen nach Hause kehren.
Selbstverständlich ist es wichtiger, die positive Seite des
Lebensgefühls, der Lebenserkenntnis und der Gesundheit des Landes
Israels in uns zu entwickeln – das ist es, was uns anziehen muss. So
sollte es jedenfalls sein; wenn sich dies aber verzögert, bleibt nur der
negative Weg.
Halten wir also folgende zwei Dinge fest: Auf der einen Seite steht das
wahrhaftige Bedürfnis, aus dem Lande des Lebens zu schöpfen, dem
Lande unserer Väter. Dies ist die hauptsächliche, positive Seite. Die
andere, negative und nicht geringer an Bedeutung, ist die Erkenntnis
der Unmöglichkeit des Aufenthaltes auf in jeder Hinsicht fremder Erde.
Manchmal verschwindet die positive Seite unter dem betäubenden
Druck des Lebens in fremdem Land. Jerusalem gerät in Vergessenheit –
"Sollt' ich dich vergessen, Jeruschalajim, so versage meine Rechte"
(Ps.137,5) – wir vergessen unsere Identität. Dann ordnet der Herr der
Welt die Dinge so, daß die negativen Gründe zur Wirkung kommen,
damit wir uns unserer Exilsituation bewusst werden.
9. Jeder Jude kommt aus Israel
Der Rabbi von Ostrowsze pflegte zu sagen, dass, wenn man einen
Juden frage, woher er sei, die Antwort zu lauten habe: "aus Israel" – als
Vorbereitung darauf, in Zukunft wirklich in und aus Israel zu sein.
Diese Erklärung erschließt Gefühl und Bewusstsein, wie auch ein
Midrasch unserer Weisen verdeutlicht (9). Dort kritisierten sie unseren
Lehrer Moscheh ein wenig. Gegenüber Josef, der zu seiner Herkunft
stand, der anerkannte, dass er zum Lande Israel gehöre, stand Moscheh
nicht so ganz zu seinem Land. Josef erzählte [dem Mundschenk
Pharaos]: "Aus dem Lande der Hebräer bin ich gestohlen worden"
(Gen.40,15), stand also zu seinem Lande. Demgegenüber erzählten die
Töchter Jitros ihrem Vater: "Ein ägyptischer Mann hat uns gerettet"
(Ex.2,19). Woher wußten sie denn, dass er aus Ägypten war?
Anscheinend hatte er es ihnen gesagt! Dazu fragt der Rabbi von
Ostrowsze: Was wollen unsere Weisen von Moscheh Rabenu
(=unserem Lehrer)? Josef hat zwar die Wahrheit gesagt, dass er im
Lande Israel geboren wurde; Moscheh Rabenu aber wurde in Ägypten
geboren, wuchs dort auf, wurde dort erzogen – wie sollte da die Lüge
über seine Lippen kommen, er sei aus Israel?! Die Antwort aber lautet:
Moscheh ist ein direkter Nachfahre unseres Vaters Awraham, daher ist
er verpflichtet zu sagen, daß er diesem Lande zugehörig sei.
Automatisch gehört er dazu. Daher haben auch wir, die Enkel unseres
Vorvaters Awraham, unsere Zugehörigkeit zu diesem Land zu
bekennen.
10. Unser Vater Awraham durchwandert das Land
Im Wochenabschnitt "Lech lecha" wird Awraham befohlen: "Auf,
wandle durch das Land nach seiner Länge und nach seiner Breite"
(Gen.13,17) – er soll einen "Ausflug" durch das ganze Land Israel
unternehmen. "..denn dir werd' ich es geben" (ebda.), so lautet G~ttes
Wort, der hier der Hausherr ist – des ganzen Nahen Ostens!
Unsere talmudischen Weisen erläutern uns die gesetzlich korrekte
Durchführung des Bodenerwerbs (10) : Nach Einigung der
Vertragspartner kann die Eigentumsübertragung auf drei Weisen
erfolgen: 1. durch Zahlung des Kaufpreises 2. durch Übergabe der
Kaufurkunde oder 3. durch Inbesitznahme. "Inbesitznahme" nennt man
das Ausführen einer Tätigkeit, die erkennen lässt, dass der sie
Ausführende rechtmäßiger Eigentümer des Grundstückes ist, wie z. B.
Umzäunen, eine Bresche schlagen oder abschließen. Nun stellt sich die
Frage, ob das Durchwandern des Landes eine derartige
eigentumsbegründende Tätigkeit darstellt. Darüber gibt es bei unseren
Weisen verschiedene Ansichten. Eine Antwort führt den oben
erwähnten Vers "denn dir werd' ich es geben" an, d.h. aufgrund der
Durchwanderung. Eine andere Ansicht hält diese Begründung für nicht
stichhaltig genug, und bringt stattdessen diese wunderbare Erklärung:
Awrahams Durchwanderung des Landes hat ihre besondere
Bedeutung: "zur Erleichterung der Eroberung durch seine
Nachkommen"! Diese Wanderung, dieser "Ausflug" unseres Vaters
Awraham in seiner spirituellen und historischen Größe hat den
Stellenwert einer Eroberung, er hinterlässt Eindrücke und hat zur
Folge, daß die Landnahme der Nachfahren leichter vonstatten geht.
Und genau dies zeigt sich hier und heute, nach mehreren tausend
Jahren. Diese Wanderung hat göttlichen, historischen Wert als
Wegbereitung für die Eroberung in unseren Kriegen.
11. Das Ende des Exils
Wir finden bei unseren Weisen eine ganz besonders deutliche
Definition für das Ende unseres Exils (Sanhedrin 98a). Nach einer
ganzen Seite voller Berechnungen und nebulösen, mystischen
Erklärungen erscheint schließlich eine Definition, die an Klarheit nicht
zu übertreffen ist: "Du hast kein deutlicheres [Kennzeichen für das]
Ende als das folgende", und nennt einen Vers aus dem Prophetenbuche
Jecheskel (36,8): "Und ihr, Berge Israels, werdet Eure Zweige treiben
und eure Frucht tragen meinem Volke Israel, denn sie kommen bald".
Dieser Vers besteht aus zwei Teilen: Zunächst der göttliche Befehl an
das Land, das so lange Jahre brach lag, wieder Früchte
hervorzubringen, und nicht etwa den Nichtjuden, sondern dem Volk
Israel. Und in direkter Beziehung dazu steht die Rückführung der
Verbannten – "denn sie kommen bald"; dies ist der zweite Teil.
Beide Aspekte dieser göttlich-historischen Wirklichkeit erfahren ihre
Erneuerung in und durch uns. Raschi erklärt (Sanh.98a): Wenn Israel
seine Früchte in vollen Zügen hervorbringt, so ist dies das Kennzeichen
für das Ende. G~tt hat sich mit dem brachliegenden Lande ausgesöhnt.
Es gab Zeiten, da G~tt auf uns "böse" war, und uns aus dem Lande
hinauswarf. Und auch auf das Land war er "böse", was dort anhaltende
Trostlosigkeit zur Folge hatte. Das Klima war so schlecht, die Luft so
verpestet und voller Krankheiten, dass jeder Aufenthalt mit größter
Gefahr für das Leben verbunden war. G~ttseidank ist diese Gefahr
gebannt. Dies ist das Land unseres Lebens und unserer Gesundheit.
Es ist offensichtlich, dass G~tt sich mit uns aussöhnt. Er söhnt sich aus
mit dem Volk durch Einsammlung der Verbannten aus Amerika, aus
Russland und vielen anderen Ländern – und wenn hier erstmal zehn
Millionen Juden leben, wird es auch dem Letzten klar sein, dass sich
G~ttes Zorn gelegt hat. Das gleiche gilt für das Land, das so lange
trostlos zur Unfruchtbarkeit verdammt war; heute ist es gesegnet und
gibt uns seine Früchte tagtäglich in großer Reichhaltigkeit. Hier
wachsen wunderbare Bananen und dort gedeihen die schönsten
Weintrauben… kaum zu beschreibende Fülle des Segens und des
Erfolges. Der Herr der Welt sammelt die Zerstreuten Israels ein, und
auch die zerstreute Erde fügt er wieder zusammen.
Es gab hier im Lande zum Beispiel die "deutschen Siedlungen",
gegründet von deutschen Nichtjuden, die sich in der Umgebung von
Tel-Aviv, Jerusalem, Haifa und anderen Orten niederließen. Es gelang
ihnen jedoch nicht, längere Zeit zu bestehen, und schon in der zweiten
Generation verschwanden sie bis auf einen kleinen Rest.
Demgegenüber entwickeln sich unsere Kibuzim ständig weiter, unsere
Jungens dort gleichen den "Zedern des Libanon", liebenswert, robust,
heroisch und bedeutsam – eine Freude, sie anzusehen. Uns ist dies
nämlich der normale und natürliche Aufenthaltsort, und jenen ist hier
nichts normal und natürlich. Und wenn das Land seine Früchte in
reichem Maße hervorbringt, so ist dies kein Zufall.
12. Kein Zufall
Unsere Weltanschauung ist nicht die der Zufälligkeit, G~tt behüte. Nur
Leute, die nicht aufmerksam beobachten, glauben fahrlässigerweise,
dass alle diese Dinge sich von alleine so entwickelt haben. Das aber ist
ein Irrtum. Wenn sich die Dinge so entwickeln, kann man davon
ausgehen, dass es gemäß der göttlichen Vorsehung so zu sein hat.
Vor einiger Zeit begegnete ich einem wichtigen Mann aus Ungarn,
Philosoph und Wissenschaftler, vollkommen assimilierter Jude von
radikal materialistischer Weltanschauung. Seine Vertrauten deuteten
an, dass sich bei ihm in letzter Zeit ein Wandel vollzogen habe.
Während unseres Gespräches hielt er kurz inne und sagte mir nach
einigen Augenblicken der Überlegung: "Das, was wir heute Zufall
nennen, ist in Wirklichkeit G~tt inkognito". Dies ist ein wunderbarer
Ausdruck des Glaubens, des Vertrauens in die göttliche Vorsehung, ein
klares und deutliches Wort. Es gibt keinen Zufall, alles kommt vom
Urheber allen Seins, wenn auch manchmal "ohne Namensnennung" –
"G~tt inkognito".
Zusammenfassung:
1. Gegenüber dem unnormalen Zustand der Verbannung, in dem die
Nichtjuden im Lande wohnen und die Juden im Ausland, erscheint
unsere Erlösung in Gestalt der Rückgewinnung unserer
Selbständigkeit, in natürlicher Fortentwicklung, durch Besiedlung und
Beherrschung des Landes.
2. Nachmanides erläutert das "Gebot der Besiedlung des Landes" als
die Pflicht zur Besiedlung und Einnahme des Landes im nationalen
Sinne durch Staatsgründung und israelische Souveränität. Auf diese
Weise offenbart sich der Beginn unserer Erlösung, die sich im
Folgenden durch Einsammlung der Verbannten beschleunigt.
3. Das Land Israel gehört uns aufgrund G~ttes Wort und ist unser
natürlicher Aufenthaltsort, passend zur Normalität unseres allgemein-
israelischen und auch unseres individuellen Lebens. Demgegenüber ist
uns der Aufenthalt im Ausland in jeder Hinsicht unzuträglich.
4. Aus diesem Grund gesundete Rabbi Schmuel Salant in der
besonderen Atmosphäre Israels, entsprechend den Worten eines
großen Arztes, daß die Lungenschwäche bei Juden auf den Aufenthalt
in der ihnen nicht natürlichen Umgebung zurückzuführen sei.
5. Anstelle des bitteren Zustands des "Verliebtseins-in-das-Exil" hat die
Einsicht zu treten, dass Israel das Land unseres Lebens ist.
6. Das Land Israel wiegt alle Gebote auf, da es selbst ein
allumfassendes Gebot darstellt, nämlich die Anwesenheit des Volkes
Israel im Lande Israel, was die wahre Erfüllung aller Gebote der Tora
überhaupt erst ermöglicht, da diese im Ausland nur den Wert von
Gedächtnisstützen haben.
7. So kann es kein Verlassen des Landes geben, es sei denn auf kurze
Zeit, um im Ausland Tora zu lernen oder zu heiraten – Gründe, die
heute wahrlich keinen Auslandsaufenthalt mehr rechtfertigen. Nur die
Ausreise zur Erziehung zur Einwanderung ins Land ist erlaubt, oder,
mit den Worten des "Kusari": "im [Lande] oder zu seinen Gunsten".
8. Der Hauptgrund in der Erläuterung der Notwendigkeit der
Einwanderung nach Israel muss das Verständnis des großen Wertes der
Verbundenheit mit dem Lande des Lebens sein, aber jenen, denen die
Lebensnotwendigkeit der Einwanderung ein fremder Gedanke ist, muss
klar gemacht werden, dass das jüdische Volk im Ausland keine
Existenzgrundlage hat und ständig den Gefahren der Assimilation und
Verfolgungen ausgesetzt ist.
9. Im Gegensatz zu Josef, der zu seinem Herkunftsland stand, wurde
Moscheh bestraft, weil er es nicht nannte, und das, obwohl er nicht
einmal dort geboren war – denn jeder Jude ist wegen seiner nationalen
Zugehörigkeit zur Nachkommenschaft Awrahams verpflichtet zu
sagen, er sei aus Israel.
10. Das Durchwandern des Landes durch Awraham in seiner
spirituellen Größe bereitete die Grundlage für die Landnahme seiner
Nachfahren.
11. Es erscheint das "offensichtliche Kennzeichen des Endes" in Gestalt
von Einsammlung der Zerstreuten und reichhaltiger Hergabe der
Früchte durch das Land gerade an uns und nicht etwa an die
Nichtjuden, obwohl jene versuchten, hier zu siedeln. Dieser
Sachverhalt offenbart uns das Ende des göttlichen Zornes auf Volk und
Land.
12. Dies alles ist kein Zufall, sondern göttliche Ordnung. Überhaupt
gibt es keine Zufälle; oder, wie jener Philosoph sich ausdrückte, dass
der Zufall nichts anderes sei als G~tt inkognito, dem letztendlichen
Urheber geschichtlicher Abläufe.
F U S S N O T E N:
(1) "Es ist dies keine Schwächlichkeit, dass die Errettung Israels
langsam – langsam vonstatten geht, sondern Ausdruck höchster Kraft"
Briefe Rav A.J.Kuk 3,20
(2) "Nach meiner Ansicht ist dies ein positives Gebot (Mizwa). Er
gebot ihnen, das Land zu bewohnen, es einzunehmen, denn ihnen gab
er es, und das Erbteil G~ttes sei nicht verächtlich in ihren Augen…
dieser Vers konstituiert ein positives Gebot" – aus dem Kommentar des
Nachmanides zu Num.33,53
(3) "…dass uns geboten wurde, das Land, das der Herr, gelobt sei er,
unseren Vätern Awraham, Jizchak und Jakov gegeben hatte,
einzunehmen, und es keinesfalls anderen Völkern oder der Verödung
anheimfallen zu lassen, wie er ihnen sagte (Num.33,53): Und ihr sollt
austreiben (die Bewohner) des Landes und sollt darin wohnen; denn
euch habe ich das Land gegeben, es zu besitzen. …daraus entnehmen
wir das in allen Generationen gültige Gebot, das Land einzunehmen." –
aus den Anmerkungen des Nachmanides zum Buch der Gebote des
Maimonides, positives Gebot Nr.4
(4) Lieder
(5) "Obwohl ich euch aus dem Lande in die Verbannung schicke,
zeichnet euch durch die Gebote aus, damit sie euch nicht neu seien,
wenn ihr zurückkehrt. Ein Gleichnis: Einst zürnte der König seiner
Frau, und sie begab sich in das Haus ihres Vaters. Da sagte er zu ihr:
Behalte deinen Schmuck an, damit er dir nicht ungewohnt sei, wenn du
zurückkehrst. Ebenso sprach der Heilige, gelobt sei er, zu Israel: Meine
Kinder, zeichnet euch durch die Gebote aus, damit sie euch nicht neu
seien, wenn ihr zurückkehrt; so sagte auch der Prophet Jirmijahu
(31,20): Stelle dir Zeichen auf – dies sind die Gebote, durch die Israel
sich auszeichnet". Midrasch Sifri, Ekew 11,18, ebenso Raschi und
Nachmanides zu Deut.11,18
(6) "Jedwede Prophezeiung fand entweder im oder für das Land statt"
Kusari II,14
(7) "Aber von Zion wird gesagt: ein Mann und noch ein Mann ist darin
geboren (Ps.87,5) – einerlei, ob man darin geboren ist, oder man es zu
sehen hofft." Ketubot 75a
(8) Awoda Sara 13a, Toßafot "Lilmod"; Mischpat Kohen 147,2
(9) Midrasch Dewarim Raba 2,8: "[Moscheh] sprach vor ihm: Herr der
Welt, Josef's Gebeine läßt du ins Land gelangen, und mich nicht?
Darauf antwortete ihm G~tt: Wer zu seinem Heimatland steht, wird in
seinem Heimatland bestattet, wer nicht zu seinem Heimatland steht,
wird nicht in seinem Heimatland bestattet. Woher entnehmen wir, daß
Josef zu seinem Heimatland stand? Daraus, dass seine Herrin [Frau
Potifar] sagte: Seht, man brachte uns einen hebräischen Mann. Dem
widersprach er nicht, sondern sagte: Denn gestohlen bin ich worden
aus dem Lande der Hebräer…Darum wurde er in seinem Heimatland
bestattet… Da du nicht zu deinem Heimatlande standest, wirst du nicht
in ihm bestattet. Woher dies? Jitros Töchter sprachen: Ein ägyptischer
Mann hat uns gerettet aus der Hand der Hirten… Und er [Moscheh]
hörte es und schwieg dazu. Daher wurde er nicht in seinem
Heimatlande bestattet". -zitiert vom Rabbi von Ostrowsze, siehe
Artikelsammlung "Chassidut und Zion": Verhältnis der chassidischen
Häupter Polens zur Rückkehr nach Zion
(10) Baba Batra 100a: "Ist er durch dieses [das gekaufte Feld] in der
Länge und der Breite gegangen, so hat er die Stelle geeignet, wo er
gegangen ist – so Rabbi Elieser; die Weisen sagen, das Gehen nütze
nichts, sondern nur dann, wenn er es [durch irgendeine Betätigung am
Felde] in Besitz genommen hat… Was ist der Grund Rabbi Eliesers? Es
heißt (Gen.13,17): Auf, durchziehe das Land etc. Und die Rabbanan!?
…zur Erleichterung der Eroberung durch seine Nachkommen". Siehe
auch Raschi zu Gen.12,6.
Aus der Schriftenreihe "Gespräche HaRav Zwi Jehuda" (Sichot HaRav Zwi Jehuda) Nr. 1 herausgegeben von Rabbiner Schlomo Aviner – Übersetzung: R. Plaut Chefredakteur von KimiZion.
Sagen Sie uns Ihre Meinung!
Danke fuer Ihre Antwort!
Ihr Kommentar wird nach der Genehmigung veroeffentlicht.