Das Grab des Baal Schem Tov

Das Grab des Baal Schem Tov in Miedzyborz wird heute wieder von Juden aus der ganzen Welt besucht.

3 Min.

Chajm Guski

gepostet auf 14.03.21

Das Grab des Baal Schem Tov in Miedzyborz wird heute wieder von Juden aus der ganzen Welt besucht. Wieder, weil das während der kommunistischen Herrschaft nicht ganz leicht war. Bei flickr hat Akiva seine Reisefotos für alle zugänglich gemacht.

 

Hier noch eine Geschichte vom Baal Schem Tov:

 

An einem Jom-Kippur kam der heilige Baal-Schem nicht zu der frühen Morgenstunde ins Bethaus, wie er es sonst zu tun pflegte, und die ganze Gemeinde betete nicht, sondern wartete auf seine Ankunft. Erst als es schon recht spät am Tage war, kam er ins Bethaus, setzte sich auf seinen Platz und legte seinen Kopf auf das Betpult, ohne zu beten. Nach einer Weile hob er den Kopf und legte ihn dann wieder aufs Betpult, und so dauerte es eine ganze Weile. Endlich gab er ein Zeichen, dass man mit dem Beten anfangen solle, und alle beteten den ersten Teil des Morgengebets.
Den zweiten Teil des Morgengebets, den Mussef, pflegte am Jom-Kippur immer Rabbi Dovid Pirkos vorzubeten.

Baal-Schem rief aber aus: Wer wird heute den Mussef vorbeten? Die Gemeinde wußte zwar, dass Rabbi Dovid vorbeten sollte, fürchtete aber, es dem heiligen Baal-Schem zu sagen, und alle schwiegen.

Er wiederholte immer wieder die Frage: Wer wird den Mussef vorbeten? Und man antwortete ihm schließlich: Rabbi Dovid pflegt den Mussef vorzubeten.
Da begann der heilige Baal-Schem auf Rabbi Dovid zu schreien: Du, Rabbi Dovid, willst am Jom-Kippur den Mussef vorbeten? Wie kommst du dazu? Und er schimpfte auf ihn etwa eine halbe Stunde, dass es gar nicht zu beschreiben ist.

Es verdross die Gemeinde sehr, dass der heilige Rabbi einen Menschen so beschimpfte, und dazu noch einen so frommen und gelehrten Mann, und das an einem Jom-Kippur. Doch vor großer Angst wagte niemand ein Wort zu sagen.

Schließlich sagte Baal-Schem: Wenn niemand anderer vorbeten kann, so bete du vor, Rabbi Dovid! Rabbi Dovid war sehr betrübt, denn er glaubte, dass Baal-Schem auf ihn einen Zorn habe oder auf seiner Stirne irgendeine große Sünde gelesen hätte. Und er stellte sich vor das Vorbeterpult und begann vorzubeten mit großer Zerknirschung, und weinte während des Gebets so sehr, dass man es gar nicht beschreiben kann.

Am Abend, nach Jom-Kippurausgang, versammelten sich alle, wie es alljährlich Sitte war, bei Baal-Schem, und er erzählte vor der ganzen Gemeinde, was sich zugetragen hatte: Rabbi Dovid hat sich vor Jom-Kippur durch Kasteiungen und lange Fasten, die von Sabbat zu Sabbat währten, auf das Mussef-Gebet am Jom-Kippur vorbereitet, denn er hatte in Sinnen, während dieses Gebets mit aller Gewalt darauf zu bestehen, dass Messias noch in diesem Jahre kommen sollte.

Kein Mensch hat von diesem Entschluss des Rabbi Dovid gewusst. Doch der Satan hat auch einen Entschluss gefasst und hat sich mit andern bösen Geistern an den Straßen, auf denen die Gebete zum Himmel hinaufsteigen, aufgestellt, um alle Gebete abzufangen. Darum ging ich nicht ins Bethaus, denn ich wollte nicht, dass die Gebete dem Satan dargebracht werden. Erst als es mir gelungen war, einen neuen Weg für die Gebete zu bahnen, ging ich ins Bethaus.

Und als es zum Mussef kam, fürchtete ich, dass, wenn Rabbi Dovid das Gebet, auf das er sich so sehr vorbereitet hatte, sprechen würde, auch der Satan seine ganze Kraft zusammennehmen würde, um dem ganzen Volke Israel etwas Arges anzutun. Denn es ist noch nicht die Zeit für Messias, und man muss jetzt andere Mittel suchen, um dem Volke Israel ein erträgliches Leben zwischen den andern Völkern zu verschaffen. Darum musste ich Rabbi Dovid von seinem Vorhaben und von jedem Gedanken an Messias abbringen, und ich beschimpfte ihn, damit er glaubte, dass ich auf seiner Stirne eine Sünde gelesen hätte.

Nun sage ich es vor allen, dass ich nur an das Wohl des ganzen Volkes Israel dachte. Da Rabbi Dovid ein Mann von großer Frömmigkeit ist, würde der Satan vor seinem Gebet große Angst haben und alles aufwenden, um dem Volke Israel zu schaden. Darum soll mir nachgesehen werden, dass ich Rabbi Dovid so sehr beschämt habe.

Und Rabbi Dovid bestätigte alles, was Baal-Schem von seinem Vorhaben und seinen Vorbereitungen zum Mussef-Gebet erzählt hatte.

 

 

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