Avraham, Freund HaShems (Lech Lecha)
Warum erhält Avraham den Titel "Freund HaShems"? Was zeichnete seine Beziehung zu HaShem aus?
Parashat Lech Lecha beginnt mit dem Vers: וַיֹּאמֶר ה‘ אֶל־אַבְרָם לֶךְ־לְךָ מֵאַרְצְךָ וּמִמּוֹלַדְתְּךָ וּמִבֵּית אָבִיךָ אֶל־הָאָרֶץ אֲשֶׁר אַרְאֶךָּ: „Haschem sprach zu Awram: Gehe für dich allein von deinem Lande, von deiner Verwandtschaft und aus dem Hause deines Vaters in das Land, das Ich dir zeigen werde (Bereshit 12, 1).”
Rambam (Rabbiner Mosche ben Maimon, 1135-1204) beschreibt in seinem Werk Hilchot Teschuwa, auf welch hohem Niveau Awraham G-tt gedient hat: „Jemand, der Haschem aus Liebe dient, wird sich mit Torastudium und dem Erfüllen der Mitzwot nicht aus äußeren Erwägungen befassen – er wird weder von der Furcht vor Bestrafung noch von der Aussicht auf Belohnung motiviert. Vielmehr tut er, was wahr ist, weil es eben die Wahrheit ist – der Lohn wird ein Ergebnis dessen sein. Dies ist ein sehr hohes Niveau, das nicht jeder weise Mensch erreichen kann. Dies ist jedoch das Niveau von Awraham Awinu, den Haschem „mein Freund“ nennt, weil Awraham Ihm aus reiner Liebe dient. Jedem von uns befiehlt Haschem durch Mosche Rabbenu, den Versuch zu unternehmen, dieses Niveau zu erreichen, wie in Dewarim 6, 5 steht: וְאָהַבְתָּ אֵת ה‘ אֱלֹקֶיךָ veahavta et HaShem Elokeicha– und du sollst Haschem, deinen G-tt lieben. Wenn man das richtige Niveau der G-ttesliebe erreicht, wird man sogleich alle Mitzwot mit Liebe tun.“
Wir sehen also, dass der Rambam die Grundlage unseres Dienens vor G-tt aus Liebe als „das Wahre tun, weil es die Wahrheit ist.“ Rabbiner Schlomo Wolbe (1914-2005) beschreibt in seinem Buch Aleh Shur, dass dies auch das Erfüllen einer Mitzwa לִשְמָהּ – um ihrer selbst willen – ist. Es wirft sich die Frage auf: warum ist es nötig, jede Mitzwa einzig und allein auszuführen, weil es die Wahrheit ist? Solange der Mensch weiß, dass es die Wahrheit ist – warum sollte die Anwesenheit eines weiteren Beweggrundes von der Ausführung der Mitzwa ablenken?
Um dies besser zu verstehen, zitiert Rav Wolbe den Rambam, der in Sefer HaMitzwot sagt: „… es ist uns befohlen, Haschem zu lieben. Das bedeutet, dass wir über Seine Gebote, Seine Aussagen und Seine Taten nachdenken und reflektieren sollen, bis wir sie verstehen und wir erhalten den größtmöglichen Genuss von dem Verständnis – dies ist die Liebe, die wir erringen müssen.“
Hieraus ist ersichtlich, dass Liebe zu Haschem auf einem wirklichen Verständnis Seiner Wege basiert, das wir nur erlangen können, indem wir uns eingehend mit Seinen Worten und Taten befassen. Und nur wenn man das Niveau des größtmöglichen Genusses, der aus dem Verständnis herrührt, erreicht hat, ist man auch auf das Niveau gelangt, Haschem zu lieben. Wenn das Verständnis einem keine Freude liefert, hat man die Liebe zu Haschem nicht erreicht! Wenn daher jemand zwar beim Ausführen der Mitzwot weiß, dass sie die Wahrheit sind, aber weitere Beweggründe dazu besitzt, hat es nicht geschafft, Haschem wirklich zu lieben, da er das Niveau des äußersten Genusses nicht erreicht hat. Wenn er es nämlich erreicht hätte, hätte er beim Ausführen der Mitzwot gar keine weiteren Beweggründe haben können! Jemand, der Haschem aus wahrer Liebe dient, tut es nur aus diesem einzigen Grund.
Awraham Awinu war ein Paradebeispiel dieser wahren Liebe zu Haschem. Auch wenn wir uns mit ihm nicht vergleichen können, sollten wir uns sein Tun und Handeln vor Augen halten und ihm nachstreben.
Einem von Awraham vorgelebten Beispiel von Güte können wir jeden Shabat nacheifern: der Gastfreundschaft. Ob in Gemeinden oder Privathäusern, wir kommen am Schabbat-Tisch zusammen und genießen dieses große Geschenk der Ruhe und des positiven Miteinanders. Lasst uns wie Awraham die Türen unserer Häuser öffnen und mit Freude, Gäste an unseren Tisch bitten! Schabbat Schalom!
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