Schemini – Heilige Ernährung

Wie kann das sein? Wie kann das Essen von zusätzlichen Bratwürsten oder Berlinern eine Person buchstäblich die Sprossen der spirituellen Leiter hinunterwerfen…

3 Min.

Rabbiner Lazer (Elieser Rafael) Brody

gepostet auf 07.04.20

Wie kann das sein? Wie kann das Essen von zusätzlichen Bratwürsten oder Berlinern eine Person buchstäblich die Sprossen der spirituellen Leiter hinunterwerfen?

 

"Du sollst dich selbst heiligen und heilig sein, denn Ich bin Heilig; du darfst dich nicht verunreinigen" (Levitikus 11:44).

Die Tora schließt ihre lange Liste von verbotenen Lebensmitteln am Ende der Parascha Schemini ab, indem sie uns befiehlt, heilig zu sein. Das Nebeneinander der beiden Verordnungen "Du sollst dich selbst heiligen" und "Du sollst dich nicht verunreinigen" zeigt, daß das Essen von Nahrungsmitteln, die von der Tora erlaubt sind, eine Voraussetzung für Heiligkeit ist.

Heiligkeit beim Essen ist nicht nur das, was wir essen, sondern auch, wie und wie viel wir essen.

Rebbe Nachman von Breslev erklärt (Likutei Moharan I: 60), daß unser Intellekt sich in unserem Gesicht widerspiegelt. Je mehr wir echte Weisheit erwerben, desto mehr bekommt unsere Gesicht heiliges Licht. Wenn wir jedoch nicht in Heiligkeit essen, verlieren wir diese heilige Gesichtsbeleuchtung und fallen wir in einen intellektuellen und spirituellen Schlaf. Mit anderen Worten, wie Rebbe Nachman speziell an anderer Stelle feststellt (Likutei Moharan I: 263), verliert ein Mensch seine Aura sowie seinen intellektuellen und spirituellen Scharfsinn, wenn er zu viel ißt. Und schrittweise ähnelt er stattdessen einem Tier.
 
Wie kann das sein? Wie kann das Essen des zusätzlichen Bratwurst oder Berliners uns buchstäblich die Sprossen der spirituellen Leiter vom Rang eines Menschen zum Rang eines Tieres hinunterwerfen? Das folgende Gleichnis hilft uns dieses Konzept zu verstehen:

Der König brauchte dringend einen Hofmusiker, um seinen ehemaligen Musiker zu ersetzen, der in Ruhestand ging. Der König führte Vorstellungsgespräche mit siebzig der besten Musiker des Königreichs durch. Ein bestimmter Musiker war der Beste von allen. Seine Name was Lear. Der König verlieh ihm die prestigeträchtige Position und stellte ihn sofort ein.

Lears Tenorstimme war süß wie Honig. Er konnte nicht nur in verschiedenen Genres singen, sondern auch wunderbar Geige spielen. Seine Geige konnte lachen oder weinen, als ob sie ihre eigene Seele hätte. Wenn Lears Stimme müde war oder er eine Pause von der Geige brauchte, hörte seine Musik nicht auf. Er nahm eine Flöte und spielte Melodien, die so g-ttlich waren, daß der König buchstäblich vor Freude ohnmächtig wurde.
 
"Solange du deine Musik vom ganzen Herzen spielst, wirst du den Hauptmusiker des Palastes bleiben", sagte der König. "Du darfst essen und trinken, was und wann immer du dir wünschst sowie alle Annehmlichkeiten des Palastes genießen. Ich möchte, daß du glücklich bist, denn deine Freude wird sich in der Qualität deiner Musik widerspiegeln. Vergiß einfach nicht deine Pflichten als Hofmusiker. Sie sind deine erste und wichtigste Priorität! "

Im Laufe der Zeit wurde Lears Singen, Fummeln und Flöten immer flüchtiger. Seine Mahlzeiten wurden ihm wichtiger als seine Aufgabe, den König zu unterhalten. Anstatt zu essen und zu trinken, damit er energisch für den König spielen würde, begann er zu essen und zu trinken, um immer dicker und dicker zu werden. Er ging immer häufiger zur königlichen Brauerei. Sein Appetit wurde immer größer. Es dauerte nicht lange, bis sein Bauch sein Gehirn beherrschte.

Einmal, vor einem Konzert, trank Lear zu viel von dem sättigen Weizbier des Königs. Er fühlte sich so satt und müde, daß er seinen Geigenbogen kaum aufheben konnte. "Kein Problem", sagte er sich, "ich werde stattdessen vor dem König singen!"
 
Der Überschuss an Rindfleisch und Wiezbier forderte ihren Tribut. Gerade als Lears Stimme versuchte, eine Oktave zu erklimmen, rülpste er mit der Kraft eines Donnerschlags. Angewidert verbannte ihn der König nicht nur aus dem Palast, sondern schickte ihn in ein langes Exil, um für sein Fehlverhalten zu büßen. Bis heute sehnt sich der reumütige Lear nach dem Tag, an dem er wie zuvor in den Palast zurückkehren und seine Musik für den König spielen kann.
 
Haschem ist der König. Der Jude ähnelt einem Hofmusiker, dessen Gebeten und Tora-Lernen die Musik sind, die dem König unbeschreibliche Freude bringen. Wenn ein Jude in Heiligkeit ißt und trinkt, um Energie für seinen königlichen Dienst zu haben, wird er zu einem Gefäß von Heiligkeit. Aber wenn er sich ausschließlich zum physischen Vergnügen ernährt, verliert er seinen heiligen Status und ähnelt einem “Behema”, einem Tier auf dem Feld. Sicherlich ist kein König bereit, einen Ochsen im königlichen Hof herumlaufen zu lassen.
 
Wenn wir uns in Heiligkeit ernähren, verdienen wir eine strahlende und g-ttliche Aura. Wenn wir allerdings das Gegenteil tun, ähneln wir einem Tier. Möge der Allmächtige uns helfen, seine Gebote zu erfüllen, und das ganze jüdische Volk erlauben, sein Lob im wiederaufgebauten Heiligen Tempel in Jerusalem bald zu singen. Amen.

 

 

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