Das wahre Erbe – Toledot

Als Ja´akov seinen Bruder Esaw überlistete und sich von seinem Vater Jizchak segnen ließ, war Esaw empört, so wie es heißt: ...

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Rabbiner Naftali Silberberg

gepostet auf 06.04.21

Als Ja´akov seinen Bruder Esaw überlistete und sich von seinem Vater Jizchak segnen ließ, war Esaw empört, so wie es heißt:

„Er stieß einen lauten, bitteren Schrei aus und sagte zu seinem Vater: ‚Segne mich auch, Vater!‘ … Und Esaw erhob seine Stimme und weinte.“
 
Esaw hatte sich viele Jahre lang auf diesen Segen gefreut und jahrzehntelang Frömmigkeit vorgetäuscht, damit sein Vater glaubte, er sei des Segens würdig. Er war niedergeschmettert, als er merkte, dass er, der gewaltige Jäger, von seinem frommen Bruder, dem „netten Burschen“, ausgetrickst worden war.

Es ist erstaunlich, dass ein Mörder, Vergewaltiger und Vielfraß unbedingt den Segen eines Zaddiks erhalten wollte. Esaw ging es nicht um eine große Erbschaft; schließlich war Jizchak alt und blind und hatte außer seinem Segen nichts zu bieten.

 
Aber Esaw war im Haus von Awraham und Jizchak aufgewachsen und wusste daher, wie wertvoll der Segen eines Zaddiks war.
 
Er war ein Jude, der Sohn einer jüdischen Mutter, und besaß somit eine jüdische Seele, die ihn mit einem starken Glauben an Gott und das Übernatürliche erfüllte. Doch trotz seines „jüdischen Herzens“ führte er einen unmoralischen Lebenswandel, der allem widersprach, was er im Haus seines Vaters gelernt hatte. Er wusste, was richtig war, wollte aber nicht die Opfer bringen, die für ein ethisches, spirituelles Leben notwendig waren.

Darum sollte nach dem göttlichen Plan Ja´akov und nicht Esaw den Segen empfangen. Denn Ja´akov war nicht nur in seinem Herzen ein Jude, sondern auch in seinen Taten. Mit dem Glauben allein können wir unseren Auftrag nicht erfüllen:

 
Göttlichkeit auf Erden zu verbreiten und die Welt zu einer Wohnung für Gott zu machen. Das geht nur, wenn wir die Tora und die Mitzwot wirklich praktizieren! Nur so können wir dieses Ziel erreichen.

Trotzdem haben viele für Esaw Verständnis. Die meisten Menschen wissen, was richtig ist, doch oft fehlt ihnen die Willenskraft, um im täglichen Leben das Richtige zu tun. Wir müssen immer daran denken, dass wir des göttlichen Segens nur dann würdig sind, wenn wir die Tora und Mitzwot in die Tat umsetzen. Der Glaube ist keine Folge unserer Mühe; er lebt von Natur aus in jedem Juden, dank unserer göttlichen Seele. Den Segen müssen wir uns verdienen. Und zwar durch eine harte Arbeit – d.h. durch die Anwendung des Glaubens im Alltag – ! So, und nicht anders, ist man für einen Gottes Segen würdig.

 

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